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# taz.de -- Die Wahrheit: Mit Aer Lingus auf den Mond
> Wer auf einer Insel lebt, aber schnell seekrank wird, ist leider auf
> Billigfluglinien angewiesen. Und da kommt die irische Aer Lingus ins
> Spiel.
Bild: Ausgeixt: Chemtrails machen Flugscham
Ich bin erwachsen. Und das schon seit längerer Zeit. Das weiß auch Aer
Lingus, die irische Fluglinie, denn bei Buchungen muss man nachweisen, dass
man kein Kleinkind ist. Dennoch wird man so behandelt.
Vorige Woche wollte ich online einchecken, was angeblich dreißig Stunden
vor Abflug möglich ist. „Spare wertvolle Zeit“, tönt es von der Webseite,
„es ist so einfach, und es ist so flink.“ Denkste. Sobald ich meine
Buchungsnummer und meinen Namen eingegeben hatte, erschien die Nachricht:
„Ups. Es ist etwas schiefgegangen.“ Kann man mit einem Unternehmen, das
„Ups“ statt einer Erklärung liefert, eine ernsthafte Geschäftsbeziehung
führen? Ich kontrollierte sicherheitshalber die Zeit – es waren 29 Stunden
bis zum Flug.
Auf der Webseite ist ein Button für Feedback. Wenn man ihn anklickt,
erscheint ein Feld für einen schriftlichen Wutausbruch. Ob die Uhren bei
Aer Lingus anders gehen, wollte ich wissen. Außerdem bat ich darum, nicht
mehr angeupst zu werden. Aber liest das überhaupt jemand? Ob die
Flugbegleiter auch „Ups“ sagen, wenn sie einem Tomatensaft versehentlich
aufs Hemd gießen? Und upsen die Piloten vor dem Absturz?
## Aaaah, eine Zwischenzeile
Eine Stunde später versuchte ich es nochmal. Wieder Ups. Ich klickte erneut
auf den Feedback-Button, um noch einige Boshaftigkeiten
hinterherzuschieben. Diesmal erschien die Nachricht: „Hmm. Wir haben
Schwierigkeiten, die Seite zu finden.“ Hmm? Es ist deren eigene verdammte
Webseite. Wenn sie nicht mal die finden können, dann steht es um meine
Bordkarte schlecht.
Ich sei Vielflieger, aber bald bei einer anderen Fluglinie, drohte ich in
einer Mail, die aber zurückkam, weil die Aer-Lingus-Adresse nicht für
eingehende Mails eingerichtet ist. Da ich auf einer Insel lebe, komme ich
leider nur per Flugzeug weg. Mit Schiffen kann ich nicht reisen, weil mir
schon bei leichtem Seegang kotzübel wird.
Das Bonusprogramm für Vielflieger war mir bisher ein Rätsel, denn auch nach
mehr als dreißig Jahren auf der Insel habe ich noch nie irgendeine
Vergünstigung bekommen. Dann berichtete eine Zeitung, dass beim
Bonusprogramm von Aer Lingus keineswegs Punkte für die zurückgelegten
Flugmeilen vergeben werden, vielmehr sind sie vom Ticketpreis abhängig. Da
ich stets recht preiswert fliege, bin ich über die grüne Stufe nie
hinausgekommen. Um es auf die silberne Stufe zu schaffen, müsste ich sechs
Mal zum vollen Preis nach Amerika fliegen. Für die goldene Stufe ist wohl
ein Flug zum Mond erforderlich.
Ein letzter Versuch, meiner Wut über die unerreichbare Bordkarte Ausdruck
zu verleihen, war ein Forum von Aer-Lingus-Opfern. Ich bin nämlich nicht
alleine. Gleich der erste Eintrag verbesserte meine Laune. Aer Lingus sei
„so schlecht wie Rynair“, schrieb ein gewisser Tom Boardman. „Aber
wenigstens behandelt Ryanair seine Kunden ganz offen mit Verachtung.“
17 Dec 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Aer Lingus
Billigfluglinien
Irland
Flugscham
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Schwerpunkt Brexit
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Kühe
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