# taz.de -- Transparenz bei Pestizidzulassung: Niederlage für Chemiekonzerne | |
> EU-Umweltausschuss will, dass Studien von Pestizid-Herstellern über die | |
> Gefährlichkeit eines Wirkstoffs sofort nach Einreichen öffentlich werden. | |
Bild: Bisher weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit: die Zulassung von… | |
Berlin taz | Die Chemieindustrie hat bei ihrem Kampf gegen mehr Transparenz | |
[1][bei der Pestizidzulassung eine Niederlage im Europa-Parlament | |
erlitten.] Der Umweltausschuss stimmte am Dienstag für einen | |
Verordnungsentwurf, wonach die [2][EU-Lebensmittelbehörde (Efsa)] Studien | |
der Hersteller über die Gefährlichkeit eines Wirkstoffs sofort nach Erhalt | |
zugänglich machen muss. Dann könnten unabhängige Experten die | |
Untersuchungen prüfen, bevor sich die Behörden auf eine Position festlegen. | |
Dem maßgeblich vom Bayer-Konzern gesteuerten [3][Verband der europäischen | |
Pestizidhersteller (Ecpa)] ist das [4][zu früh], weil er politische | |
Einflussnahme befürchtet. Bisher gibt die Behörde die Untersuchungen aus | |
den Zulassungsverfahren nur nach langwierigen Antrags- oder | |
Gerichtsverfahren heraus. | |
Die EU-Kommission hatte die Reform nach der europäischen Bürgerinitiative | |
[5][„Stopp Glyphosat“] und der Kritik an der Neuzulassung dieses unter | |
Krebsverdacht stehenden Pestizids angestoßen. Die neuen Regeln würden auch | |
für gentechnisch veränderte und andere Lebensmittel gelten, die eine | |
Zulassung benötigen. | |
„Wir sind sehr zufrieden“, sagte Martin Häusling, zuständiger | |
Verhandlungsführer der grünen Fraktion. Sein Pendant bei der Europäischen | |
Volkspartei, Renate Sommer, dagegen sieht durch „[6][Ideenpiraterie]“ die | |
Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller gefährdet. Mithilfe der | |
veröffentlichten Daten aus dem Zulassungsverfahren könnten Konkurrenten zum | |
Beispiel aus China eine Produktkopie auf den Markt bringen, warnt die | |
CDU-Politikerin. | |
„Dies würde das Aus für das europäische Produkt bedeuten, noch bevor es | |
überhaupt zugelassen ist.“ Deshalb sollten die Studien erst öffentlich | |
werden, nachdem die Efsa eine „vorläufige“ Stellungnahme zu dem | |
Zulassungsantrag verfasst hat. | |
## Angst vor Gesichtsverlust | |
„Zu spät“, findet Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker der | |
österreichischen Umweltorganisation [7][Global 2000] und Mitinitiator der | |
Bürgerinitiative gegen Glyphosat. „Wenn die Efsa schon eine Stellungnahme | |
veröffentlicht hat, kann sie ihre Meinung nur noch mit Gesichtsverlust | |
wieder ändern. Deshalb wird sie neuen Argumenten gegenüber nicht sehr | |
aufgeschlossen sein.“ | |
„Ideenpiraterie“ erwartet Burtscher-Schaden zumindest bei Pestiziden nicht, | |
da die Hersteller ihr geistiges Eigentum durch Patentrechte schützen | |
würden, sodass andere ihre Produkte nicht kopieren dürften. | |
Am 11. Dezember soll das Plenum über den Entwurf entscheiden. Ab Januar | |
könnte das Parlament mit der Kommission und dem Rat der Mitgliedstaaten | |
verhandeln. „Ich hoffe, dass Frau Sommer das Projekt nicht verzögert“, | |
sagte Burtscher-Schaden. „Sonst könnte es nach der Europawahl im Mai in der | |
Schublade verschwinden, weil ein neues Parlament oder eine neue Kommission | |
das Vorhaben möglicherweise fallen lässt.“ | |
29 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Zulassung-von-Pestiziden-wie-Glyphosat/!5552176 | |
[2] /Zulassung-des-Pestizids-Glyphosat/!5463986 | |
[3] https://www.ecpa.eu/ | |
[4] /!5552176/ | |
[5] https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/europaeische-buergerinitiat… | |
[6] https://www.cducsu.eu/artikel/transparenz-darf-nicht-zu-ideenpiraterie-fueh… | |
[7] https://www.global2000.at/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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