# taz.de -- R2G-Personalpolitik: Müller hält Kirchner an Bord | |
> Der erkrankte grüne Verkehrsexperte muss zwar als Staatssekretär gehen, | |
> soll aber in der Senatskanzlei beim Regierenden Bürgermeister arbeiten | |
> können | |
Bild: Senatorin Regine Günther (r.) hat sich von Staatssekretär Jens-Holger K… | |
Die Grünen und der Senat haben im Streit über die Personalie Jens-Holger | |
Kirchner offenbar nochmal die Kurve bekommen. Am Dienstag einigte sich die | |
rot-rot-grüne Landesregierung darauf, den an Krebs erkrankten Kirchner zwar | |
wie von der parteilosen, grünen-nahen Verkehrssenatorin Regine Günther als | |
Staatssekretär zu entlassen und seinen Posten mit dem nicht als | |
Verkehrsexperten bekannten Ingmar Streese zu ersetzen. Kirchner soll aber | |
nach Behandlung in einer „hervor gehobenen Position“ der Senatskanzlei | |
arbeiten können. Der CDU reicht das nicht – sie nennt Günther Vorgehen | |
„unwürdig“ und will am Donnerstag im Parlament einen Missbilligungsantrag | |
gegen die Senatorin stellen. | |
Vergangenen Mittwoch war bekannt geworden, dass Günther den seit Monaten | |
erkrankten Kirchner ersetzen will. Das stieß in Teilen von Partei und | |
Fraktion auf Widerstand, umso mehr, weil Kirchner der taz gesagt hatte, er | |
könnte im Frühjahr in den Job zurück: Zum einen aus menschlichen Gründen, | |
zum anderen, weil viele in dem als Nachfolger benannten Streese keinen | |
Mehrwert für die Verkehrspolitik als zentrales R2G-Thema erkennen konnten. | |
Streese arbeitete zuletzt in leitender Funktion bei der | |
„Verbraucherzentrale Bundesverband“. | |
## Kirchner freut sich über Unterstützung | |
Kirchner selbst soll an der Lösung beteiligt gewesen sein. Aus | |
Parteikreisen hieß es, die grünen Landesvorsitzenden Werner Graf und Nina | |
Stahr hätten sich am Sonntag mit ihm getroffen. Eine Pressemitteilung der | |
Grünen zitierte ihn nach der Senatsentscheidung folgendermaßen: „Ich freue | |
mich sehr, dass ich auch künftig für diese Koalition und das Gelingen der | |
Verkehrswende arbeiten kann.“ Der taz gegenüber brachte er zusätzlich seine | |
Freunde über die große Unterstützung vieler aus, die seine Entlassung in | |
den vergangenen Tagen kritisiert hatten: „Ich habe in den vergangenen Tagen | |
gemerkt, dass Berlin eben nicht nur Schnauze hat, sondern auch Herz.“ | |
Die Lösung ermöglichte nach Teilnehmerangaben Regierungschef Michael Müller | |
(SPD), in dessen Senatskanzlei Kirchner arbeiten könnte. Laut | |
Senatssprecherin Claudia Sünder geht es um „ressortübergreifende Aufgaben | |
im Bereich Mobilität und Infrastruktur“. Als Beispiel nannte sie die | |
Siemensstadt, wo der Konzern 600 Millionen investieren will. | |
## Kritik von CDU und FDP | |
Die Oppositionsparteien CDU und FDP kritisierten hingegen weiterhin den | |
Umgang mit dem bisherigen Verkehrs-Staatssekretär, dessen Fachkompetenz | |
über Parteigrenzen hinweg anerkannt war. Seine Fraktion distanziere sich | |
davon, dass Kirchner in den Ruhestand versetzt worden sei, sagte | |
CDU-Fraktionschef Burkard Dregger. Die Entscheidung werde auch dadurch | |
nicht besser, dass Kirchner ihr zustimmt – „was blieb ihm in dieser | |
Situation auch anderes übrig?“ Dregger sprach von „persönlichen | |
Animositäten zwischen Kirchner und Senatorin Günther“. Über den neuen | |
Staatssekretär Streese sagte der FDP-Abgeordnete Henner Schmidt, seine | |
Berufung sei „nicht lösungsorientiert und nicht im Sinne einer | |
umsetzungsorientierten Verkehrspolitik“. | |
11 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
Regine Günther | |
Michael Müller | |
Siemens | |
Katrin Lompscher | |
Regine Günther | |
Verkehr | |
Regine Günther | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Landespolitik: Wieder in seinem Revier | |
Über 11 Jahre soll das Projekt Siemensstadt 2.0 dauern, ist im | |
Bau-Ausschuss zu hören. Mit dabei und zurück in der Politik: | |
Ex-Staatssekretär Kirchner, nun Experte der Senatskanzlei. | |
Rot-Rot-Grün: Mehr Macht für Müller | |
Die Senatskanzlei ist bereits zuständig für den neuen Siemens-Campus. Nun | |
kommt auch noch Verkehrsexperte Jens-Holger Kirchner. Was bedeutet das? | |
Krebskranker Staatssekretär in Berlin: Kirchner soll irgendwie bleiben | |
Kann die umstrittene Entlassung des krebskranken Staatssekretärs für | |
Verkehr noch vermieden werden? Grüne und Senat arbeiten an einer Lösung. | |
Wochenkommentar zu Kirchners Entlassung: In jeder Hinsicht ein Desaster | |
Die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther entlässt Staatssekretär | |
Jens-Holger Kirchner. Warum die Entscheidung auf mehreren Ebenen daneben | |
ist | |
Kranker Staatssekretär muss gehen: Kirchner-Rauswurf: Grüne streiten | |
Dass Verkehrssenatorin Günther ihren erkrankten Verkehrs-Staatssekretär in | |
den Ruhestand versetzt, sorgt für lautes Rumoren. Auch der Nachfolger ist | |
umstritten. |