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# taz.de -- Kommentar zum Machtkampf in der CDU: It’s democracy, stupid!
> Weil Schäuble für Merz trommelt, droht der Partei laut Altmaier Land
> unter. Dabei ist das doch der demokratische Normalfall.
Bild: Die CDU, sichtlich nicht mehr im Wachkoma
Wenn der Damm bricht, wird das Land überflutet. Der Notstand wird
ausgerufen. Keller müssen leergepumpt, alle Reserven mobilisiert werden.
Peter Altmaier sieht in der CDU Dämme brechen. Weil Wolfgang Schäuble
öffentlich für Friedrich Merz trommelt, droht der Partei laut Altmaier Land
unter. Wird nun alles sicher Geglaubte fortgespült?
Es bekennen sich inzwischen ein paar ChristdemokratInnen [1][mehr zu Merz]
oder Annegret Kramp-Karrenbauer. Die Wortmeldungen sind nicht überraschend.
Der Wirtschaftsflügel, der sich sehnsuchtsvoll [2][an die neoliberale Ära
der CDU erinnert], ist für Merz. Der Arbeitnehmerflügel und die
Merkel-Anhänger werben für Kramp-Karrenbauer. Angela Merkel tut, was sie
als CDU-Chefin 18 Jahre lang gerne tat: schweigen und abwarten.
Doch was Altmaier wie eine Springflut erscheint, ist eigentlich der
demokratische Normalfall. Eine Wahl steht an, und ein paar Strippenzieher
werben für diesen oder jene, öffentlich und nicht nur im Hintergrund. So
what?
Dass manchen in der CDU das, was in der Demokratie die Regel sein sollte,
gefährlich erscheint, wirft ein trübes Licht auf die innere Verfassung der
Partei. Dass die KandidatInnen öffentliche Fürsprecher haben und man vorher
nicht weiß, wie es ausgeht, wirkt wie ein Ausnahmezustand. Das letzte Mal,
dass es für den CDU-Chefposten mehr als einen Kandidaten gab, liegt fast 50
Jahre zurück. Die Partei scheint wie nach einem Wachkoma zu sich zu kommen.
## Ein neues Modell?
Ist Merkel schuld? Das ist viel zu einfach. Die Grabesstille in der CDU
musste nicht rabiat von oben verordnet werden, sie wuchs auch von unten.
Die Union war nie eine debattenfreudige Partei – es reichte, zu regieren.
Merkel hat die geistige Öde, die bräsige Neigung zum Kompromiss nicht
erfunden oder hergestellt – sie hat das lautlose Funktionieren nur
perfektioniert.
Zudem gibt es in der Parteidemokratie feudale Restbestände und
eingeschliffene Machthierarchien. Die Partei ist da Anhängsel der Fraktion,
die Fraktion Anhängsel der Regierung. Das ist bei der SPD auch nicht
anders.
In Hamburg geht es um eine Richtungsentscheidung, nicht bloß um die Länge
des Beifalls. Es droht keine Überflutung, sondern die lange überfällige
Sauerzustoffzufuhr. Die Frage ist, was danach kommt. Ist dieses Experiment
in Demokratie nur der Ausnahmefall, der sich dann weitere 50 Jahre nicht
wiederholen wird? Oder kann das Neue, Offene Modell werden? Es wäre eine
Chance, die kriselnde Parteiendemokratie aus ihrer Verkrustung zu befreien.
6 Dec 2018
## LINKS
[1] /Empfehlung-fuer-neuen-CDU-Vorsitz/!5556974
[2] /Vor-dem-CDU-Parteitag/!5553547
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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CDU-Parteitag
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Friedrich Merz
Jens Spahn
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Schwerpunkt AfD
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