# taz.de -- Empörung über Rückkehrerplakate: Oh du Christsoziale! | |
> Kurz vor Weihnachten wirbt das Innenministerium damit, rückkehrende | |
> Geflüchtete zu belohnen. Social-Media-Nutzer halten nicht viel von der | |
> Aktion. | |
Bild: Traut sich ja auch nicht, in sein Herkunftsland Bayern zurückzukehren: H… | |
Bunte Flaggen aus mehreren Ländern, ein Text in verschiedenen Sprachen, in | |
der linken Ecke das Logo des deutschen Innenministeriums. Auf den ersten | |
Blick sehen [1][die Plakate] aus wie eine Werbung für Sprachkurse – | |
finanziert von Bundesinnenminister Horst Seehofer höchst persönlich. Bei | |
genauerer Betrachtung wird klar: Das stimmt so wohl eher nicht. | |
„Dein Land. Deine Zukunft. Jetzt!“, steht darauf in Großbuchstaben | |
geschrieben. Darunter, versteckt in einer Emailadresse: „Freiwillige | |
Rückkehr“. Das Innenministerium hat den Slogan in mehrere Sprachen | |
übersetzen lassen, unter anderem auf Arabisch und Russisch. Die Plakatreihe | |
„ziert“ derzeit die Bahnhofswände in mehreren deutschen Städten. Das | |
Innenministerium hat eine halbe Millionen Euro Steuergeld dafür ausgegeben. | |
## Ein fragwürdiges Zeichen | |
Hinter all dem steckt eine Werbeaktion: Das Ministerium will für zwölf | |
Monate die Wohnkosten von Geflüchteten in ihrem Heimatland übernehmen. | |
Allerdings nur, wenn diese sich bis zum 31. Dezember dieses Jahres | |
entschieden, freiwillig Deutschland zu verlassen. Die Aktion richtet sich | |
eigentlich nur an Geflüchtete, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Das lässt | |
sich anhand der Plakate aber nicht erkennen, jeder Geflüchtete könnte sich | |
deshalb angesprochen fühlen. | |
Die Plakate sind ein fragwürdiges Zeichen, erst recht so kurz vor | |
Weihnachten. Denn unterschwellig könnte die Botschaft lauten: | |
„Verschwindet, wir wollen euch hier nicht!“ So sieht es jedenfalls ein | |
großer Teil der Community auf Twitter und Instagram. | |
So wird einem Politikwissenschaftler von der Uni Duisburg-Essen schlecht, | |
wenn er die Plakate sieht, wie er auf Twitter schreibt. | |
Eine Mitarbeiterin eines Marketing-Unternehmens schämt sich für die | |
vorweihnachtliche Aktion. | |
Andere User*Innen werden durch die Plakate inspiert, ihre Empörung auf | |
kreative Art und Weise zu äußern. | |
So steht auf einem Zettel, der auf ein Plakat geklebt wurde: „Es ist schön | |
mit euch, bleibt doch hier!“ | |
Auf anderen Plakaten wurde der Slogan einfach überklebt. | |
Auf ein anderes Plakat wurde rote Farbe gespritzt. Es soll wohl an Blut | |
erinnern. | |
Mit den Zetteln und Postings wollen die Menschen zeigen, wie entsetzlich | |
und beschämend sie die Plakate finden. Sie wollen ihnen einen neuen Sinn | |
verleihen und darauf aufmerksam machen, dass viele Geflüchtete alles | |
riskiert haben, um nach Deutschland zu kommen. | |
26 Nov 2018 | |
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[1] https://twitter.com/zugezogenovic/status/1062749756731080704/photo/1 | |
## AUTOREN | |
Irina Angerer | |
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