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# taz.de -- Kommentar Grenze Mexiko-USA: Erlogener Verteidigungsfall
> Die Verteidigung des Wohlstands gegen Arme wird auf Dauer nicht
> funktionieren. Abschottung ist keine Lösung, sondern eine Gefahr für uns
> alle.
Bild: Hier kein Durchgang? Ein Mann spricht mit dem US-Grenzschutz in Tijuana
Die Bilder aus der mexikanischen Stadt Tijuana sind dramatisch. 500
Menschen aus Zentralamerika, darunter viele Frauen mit kleinen Kindern,
versuchen die Grenze zwischen Mexiko und den USA zu überwinden, werden mit
Tränengas zurückgedrängt und sollen nun in ihre Herkunftsländer abgeschoben
werden. Es ist das, was ein Staat macht, wird er tatsächlich von
Kriminellen und Terroristen bedroht – so wie es US-Präsident Donald Trump
im Wahlkampf wieder und wieder behauptet hat. Nur dass nichts davon wahr
ist.
Trotz der Hetzkampagnen Trumps und aller anderen Abschottungsbefürworter
hat sich gezeigt: Menschen sind im Prinzip durchaus empathisch. Um sie dazu
zu bringen, Migrant*innen als Bedrohung anzusehen, braucht es eine
gewaltige Portion Lügen. Im Kern müssen zwei Behauptungen immer und immer
wiederholt werden.
Erstens: Die Migrant*innen beziehungsweise ihre Herkunftsländer seien
selbst schuld an jenen Katastrophen, die zu Flucht- oder Auswanderung
führen. Jede Anerkennung einer Mitschuld – angesichts der Geschichte der
US-Interventionen in ihrem zentralamerikanischen „Hinterhof“ mehr als
offensichtlich – müsste die Übernahme von Verantwortung für die Flüchtend…
bedeuten.
Zweite Behauptung: Wenn wir einige hereinlassen, kommen alle, und unsere
Gesellschaften wären vollkommen überfordert, der soziale Friede wäre in
Gefahr. Das ist zwar in fast jeder Hinsicht Unsinn. Aber die Argumentation
bietet die Möglichkeit, Grenzen dichtzumachen und Tränengas auf Eltern und
Kinder zu schießen, ohne sich allzu asozial zu fühlen.
Die Verteidigung des Wohlstands gegen die Armen kann nicht auf Dauer
funktionieren. Bis sich das aber als Erkenntnis durchgesetzt hat, wird noch
viel eingemauert, geschossen und ertrunken werden. Daran darf man sich
nicht gewöhnen, denn das würde uns zu menschenfeindlichen Monstern machen,
unfähig mitzufühlen. Und das gefährdet letztlich nicht nur die Migranten,
sondern uns alle.
27 Nov 2018
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Mexiko
USA
US-Grenze
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Donald Trump
Mexiko
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Vereinte Nationen
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