# taz.de -- Illegale Autorennen: Die Jäger vom Kurfürstendamm | |
> Sie sind jung, männlich und liefern sich Autorennen mitten in der Stadt. | |
> Das ist illegal. Wie aber ermittelt man gegen Raser? | |
Bild: Wer ist schneller: Die Raser oder die Ermittler? | |
„Brauchen wir Hütchen?“, fragt die Polizistin. – „Kann nicht schaden�… | |
entgegnet ein Kollege. Die rot-weiß-gestreiften Kegel werden aus dem | |
Funkwagen herbeigeschafft, es ist Mittag, und es ist viel zu warm für die | |
Jahreszeit. Polizeiabschnitt 24 geht gegen diejenigen vor, die sich am | |
Berliner Kurfürstendamm zur Schau stellen wollen: Auf getunte Autos haben | |
sie es abgesehen, auf manipulierte Auspuffe, tiefer gelegte Fahrzeuge, | |
laute Motoren. | |
Die Polizisten winken einen Range Rover raus, dessen Reifen seltsam breit | |
erscheinen. Kennemann aus der Abteilung Begleitschutz- und Verkehrsdienst, | |
weißes T-Shirt, blaue Hose, Schutzweste, klemmt sich unter das Auto, er ist | |
der Experte hier. In der Tat, die benötigten Distanzscheiben müssten im | |
Fahrzeugschein stehen. Tun sie aber nicht. Mängelbericht, zehn Tage Frist. | |
Der Fahrzeughalter, ein junger Mann, darf weiterfahren. Er braust vor den | |
Augen der Polizei auf der Busspur davon. | |
31 Autos werden in anderthalb Stunden kontrolliert, zwei erhalten | |
Mängelberichte. Ein Auto wird sichergestellt, ein alter Golf, Baujahr 1985. | |
Öl tropft, die Reifen sind einseitig abgefahren. Als sich Kennemann ins | |
Auto setzt und die Bremsen prüft, rollt der Wagen trotz angezogener | |
Handbremse los. Pech für den Autobesitzer, einen Handwerker mit zum Zopf | |
gebundenen Haaren, der Zollstock steckt noch in der Latzhose. Er könne | |
gegen die Beschlagnahmung Widerspruch einlegen, erklären ihm die | |
Polizisten. „Vorerst keine Entscheidung“, sagt der Mann und dreht sich in | |
Ruhe eine Zigarette. | |
Doch das sind kleine Fische. Beifang in einer Kampagne, die illegalen | |
Wettfahrten gilt. „Uns geht es hier um die Profilierungsfahrer“, sagt | |
Oliver Woitzik, der im Stab Verkehr des Polizeipräsidiums Berlin arbeitet. | |
„Da geht es mit lauter Musik, runtergelassenen Scheiben, durchdrehenden | |
Reifen gerne den Ku’damm rauf und runter. Das ist dann die gewünschte | |
Bühne. Innenstadt, teure Läden, viel Publikum. Es geht ums Sehen und | |
Gesehenwerden.“ | |
Anders als Hamburg, Köln oder Mannheim habe Berlin „keine feste Raserszene | |
“, sagt Woitzik. Er unterscheidet für Berlin drei Gruppen: die Tuningszene, | |
die Autoliebhaber und -aufmotzer, die offen und am Stadtrand ihre Treffen | |
abhalten, aber „in der Regel harmlos“ sind; die Profilierungsfahrer, wie | |
sie sich am Ku’damm tummeln – „die können zwar eine Belastung für die | |
Allgemeinheit sein, sind aber trotzdem meist harmlos“; aber dann ist da | |
auch die Gruppe der Raser, die sich spontan an einer Ampel zu Wettrennen | |
verabreden, oder auch der Typus des Alleinrasers, der nachts mit 160 | |
Stundenkilometern durch die Stadt prescht. Sie sind die Gefährlichen. Der | |
Kurfürstendamm ist für sie ein Hotspot. | |
Zwei rasen, dann ist ein Dritter tot | |
Gegen sie will der Staat vorgehen, hat eigens ein neues Gesetz geschrieben. | |
Hat sich dadurch die Zahl der Raser verändert? – „Leider nein“, sagt | |
Woitzik von der Berliner Polizei. „Aber sie macht uns die Arbeit leichter.“ | |
Strafgesetzbuch, Abschnitt Gemeingefährliche Straftaten, Paragraf 315d: Um | |
künftig angemessenere Urteile zu ermöglichen, stellte der Bundestag mit | |
diesem Gesetz auch „verbotene Kraftfahrzeugrennen“ unter Strafe. Was | |
früher als Ordnungswidrigkeit galt, kann seit dem 1. Oktober 2017 mit einer | |
Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren oder Geldstrafe geahndet werden. Wird | |
eine Person fahrlässig gefährdet oder kommt gar jemand zu Tode, können | |
daraus auch 5 bis 10 Jahre Haft werden. | |
Anlass für das neue Gesetz war auch ein Vorfall in Berlin – am | |
Kurfürstendamm. Am frühen Morgen des 1. Februar 2016 hatten sich dort Hamdi | |
H. und Marvin N. ein Rennen geliefert, waren mit bis zu 160 Kilometern pro | |
Stunde durch die Straßen gerast. An einer Kreuzung übersah H. einen Jeep. | |
Dessen Fahrer verstarb. Die Staatsanwaltschaft hatte sich damals zu einem | |
ungewöhnlichen Schritt entschieden und [1][die beiden Fahrer wegen Mordes | |
angeklagt]. Ab diesem Montag [2][wird in der Sache erneut verhandelt]. | |
Die Berliner Polizei hatte eine neue Einheit gegründet, das „Team | |
Profilierungsfahrten“, das inzwischen aber wieder aufgelöst wurde. Es ist | |
jetzt Dienstalltag, verstärkt gegen Raser und illegale Rennen vorzugehen. | |
Nur: wie weist man nach, dass jemand ein Rennen fährt und nicht einfach nur | |
zu schnell? | |
„Ich finde das ein gutes neues Gesetz“, sagt Andreas Winkelmann in seinem | |
Zimmer in der Moabiter Kirchstraße, wo die Amtsanwaltschaft sitzt. | |
Winkelmann, 53, gebürtiger Berliner, Anzugträger wie auch Besitzer diverser | |
Armbänder, die seine seriöse Erscheinung unauffällig konterkarieren, die | |
Haare zu einer kleinen Bürste geformt, ist Erster Oberamtsanwalt und leitet | |
Abteilung 31, eine neu aufgestellte Einheit: Fünf Mitarbeiter befassen sich | |
ausschließlich mit Wett- und Einzelrennen. An der Wand hängt ein Plakat des | |
Films „Blade Runner“ und hinter dem Schreibtisch prangt groß die | |
One-Million-Dollarnote aus der Serie „Breaking Bad“. Rundherum türmen sich | |
die Akten, mehrfach springt Winkelmann auf und holt den Computer, um anhand | |
von Videos Fälle zu erklären. Und wo die Tücken im neuen Gesetz stecken. | |
Zu schnell fahren ist nicht strafbar | |
„Wir sind noch in der Experimentierphase“, sagt er. „Das ist eine völlig | |
neue Rechtsmaterie.“ Bis Mitte Oktober waren 347 Verfahren bei der Berliner | |
Justiz seit Inkrafttreten des neuen Strafparagrafen in Arbeit, allein 260 | |
davon bei der Amtsanwaltschaft. | |
Seine Abteilung arbeitet eng mit der Polizei zusammen. Meist müssen | |
Winkelmann und seine Leute schnell reagieren und Eilanträge an den | |
Ermittlungs- und Verkehrsrichter schreiben: Soll ein Fahrzeug als | |
Beweismittel sichergestellt oder beschlagnahmt, der Führerschein | |
einbehalten werden? Ein Gutachten in Auftrag gehen? Da heißt es gründlich | |
vorarbeiten. Meist heißt es vor allem: Daten sichern. Manchmal wird | |
Winkelmann fast zum Ermittler. Klar, dass er „Breaking Bad“ mag. | |
Andreas Winkelmann schmeißt in seinem Büro den weißen Schlips seiner Robe | |
über. Gleich steht in Raum 2002 die Verhandlung gegen Ömür S. an. Es geht | |
um ein „klassisches Stechen“, so nennen es die Fachleute, der Angeklagte | |
soll sich mit seinem Mercedes AMG ein Wettrennen mit einem Audi R8 | |
geliefert haben. Beides Autos mit mehreren hundert PS, beides Mietwagen. | |
Der Angeklagte ist Jahrgang 95, lebt von Hartz IV. „Möchten Sie sich | |
äußern?“, fragt die Richterin. – „Nein“, antwortet er. | |
Winkelmann verliest die Anklage, drei Zeugen werden vernommen, darunter der | |
Fahrer des R8, der die Aussage wegen seines eigenen Verfahrens verweigert. | |
Dann sagt ein Polizist aus, der mit einer Kollegengruppe die zwei Wagen | |
zufällig beobachtet hat. Aufjaulende Motoren im Stand, rasantes | |
Beschleunigen von Ampel zu Ampel, heftiges Abbremsen, plötzliche | |
Fahrspurwechsel, das bekannte Spiel, das durch die Polizeikelle ein Ende | |
fand. Der Polizist spricht von „maximaler Beschleunigung“, Wärmeabstrahlung | |
und Gummigeruch. Der Verteidiger stellt dies in Frage und möchte ein | |
Gutachten in Auftrag geben. Winkelmann will versuchen, den Autovermieter | |
herauszufinden, damit dieser die GPS-Datei rausgibt. Das Verfahren wird | |
vertagt, und die Richterin vermerkt trocken: „Heute haben wir nicht viel | |
festgestellt, außer dass Ihr Mandant ziemlich schnell unterwegs war.“ Der | |
Verteidiger: „Zu schnelles Fahren ist nicht strafbar.“ Die Richterin nickt. | |
„Jetzt haben Sie gesehen, wie es nicht laufen soll“, sagt Winkelmann | |
später. | |
Das neue Gesetz stellt zwar illegale Wettrennen und auch Alleinrasen unter | |
Strafe, allerdings nur bei „grob verkehrswidrigem“ und „rücksichtslosem�… | |
Fahrverhalten, „um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“. Das | |
ist vage formuliert, [3][Gerichte müssen Fahrern also eine Absicht | |
nachweisen]. „Wir sollen den Leuten in die Köpfe gucken“, sagt Winkelmann. | |
„Aber wie?“ | |
## In Köpfe und Motoren schauen | |
Einer, der solchen Fahrern in die Köpfe schaut, ist Haiko Ackermann. Sie | |
sind jung, ausschließlich männlich und „von hoher Risikobereitschaft“, sa… | |
er. Er sitzt an einem Spätnachmittag auf einer Couch in seiner | |
Beratungsstelle in Berlin-Mitte. Hinter sich ein fast zwei Meter breites | |
Plakat von einem schönen Dodge Challenger aus den 70er Jahren. Ist er | |
autoaffin? „Nein“, sagt er. „Aber so wissen meine Klienten, warum sie hier | |
sind.“ Der Dodge ist ein Modell, das damals noch vergleichsweise wenig PS | |
hatte. | |
Die Szene sei ja erst seit drei bis fünf Jahren in den Blick geraten, sagt | |
Ackermann – seitdem Autos mit so einer hohen PS-Zahl überhaupt auf dem | |
Markt verfügbar sind. Und seitdem ihre Fahrer die Wettkämpfe in den Städten | |
austragen. Das Auto als Waffe, als Geschoss, als Panzer – und als | |
Panzerung. | |
Ackermann, ausgebildeter Psychoanalytiker, arbeitet tiefenpsychologisch mit | |
seinen Klienten. Er therapiert sie. „Es geht nicht nur um erlernte | |
Verhaltensweisen, sondern auch darum, unbewusste Konflikte deutlich zu | |
machen.“ Mangelndes Selbstwertgefühl, Statuseinbuße, hierarchische und | |
familiäre Konflikte. Etwa drei bis vier Klienten im Jahr hat Ackermann, bei | |
denen es speziell um die Thematik Rasen und Rennen geht. | |
Leiden sie an einer Art Sucht? „Nein“, sagt er. „Rennen zu fahren ist kei… | |
Sucht. Das hieße ja, sich zwanghaft daran zu beteiligen. Sie tun es mit | |
Absicht, verdrängen aber die Folgen. Man kann sich auch dagegen | |
entscheiden.“ Das neue Gesetz, sagt er, könne diejenigen abhalten, die nur | |
fasziniert sind. „Aber wer schon drin ist in der Szene, der geht davon aus, | |
dass er nicht erwischt wird. Weil sie glauben, dass sie keine Fehler machen | |
– und dass man es ihnen nicht nachweisen kann.“ | |
Falsch gedacht, denn dafür gibt es einen Fachmann. Michael Weyde fährt an | |
einem kalten Herbstmorgen auf den Hof des Polizeidepots in | |
Berlin-Schöneberg. „Unfallforschung“ steht auf seinem Bus. In der | |
ehemaligen Straßenbahnhalle stellt die Polizei sichergestellte Pkws und | |
Zweiräder ab. Autowracks reihen sich eins ans andere, sie tragen auf der | |
Frontscheibe weiße Schilder mit Nummern, auf manchen steht „Spurenträger“. | |
Wem gehören die Daten aus den Autos? | |
In der Hand eine Mappe mit Fällen, die er an diesem Tag begutachten will, | |
fegt Weyde im gleichen Tempo durch die große Halle wie sein Hund, der ihm | |
um die Füße springt. Weyde sagt: „Ich sehe meine Arbeit positiv. Man merkt, | |
wie fragil das Leben ist, wenn ich Leichenteile unter einer Straßenbahn | |
hervorhole. Ich freue mich dann, dass ich noch am Leben bin.“ | |
Der Kfz-Sachverständige hat oft für die Staatsanwaltschaft Rufbereitschaft, | |
auch nach dem Anschlag am Breitscheidplatz und bei dem tödlichen | |
Raser-Unfall am Kurfürstendamm hat man ihn gerufen. Der 49-Jährige in | |
Sicherheitsschuhen und wärmender Fleecejacke ist eine Koryphäe. Seine | |
Spezialität ist die Auswertung von Unfalldatenspeichern. | |
Weyde nimmt einen weißen BMW in Augenschein, das linke Vorderrad ist | |
abgerissen, der Kotflügel völlig zerbeult. „Der ist im Tiergartentunnel | |
gegen die Wand geklatscht“, erklärt Weyde. Mutmaßlich bei einem illegalen | |
Rennen. Weyde fotografiert jedes Detail. Dann kommt ein Mitarbeiter von BMW | |
hinzu, der, auf staatsanwaltliche Verfügung und gegen teures Entgelt, | |
befugt ist, sämtliche Daten im Auto auszulesen. Er schließt seinen Computer | |
an, 46 Fehlermeldungen werden angezeigt, die Weyde Posten für Posten | |
durchgeht, abfotografiert und in sein kleines Aufnahmegerät diktiert. | |
Ohne den Fahrzeughersteller wäre er nicht an die Daten des Airbagsystems | |
herangekommen. Während VW und Audi diese prinzipiell freigeben, blockieren | |
BMW und Mercedes den Zugriff auf den Event Data Recorder (EDR), einen | |
Mikroprozessor, den jedes Airbagsteuergerät enthält. Dabei ist der für | |
solche Raser-Ermittlungen wichtig: Der EDR zeichnet zwar nicht wie ein | |
Flugschreiber alle Daten auf, registriert aber bestimmte | |
Veränderungsparameter. „Triggerschwellen“ sagt Weyde dazu. Er schnappt sich | |
einen Löffel, stellt ihn hochkant und bewegt ihn vor und zurück, um zu | |
demonstrieren, wie ein Beschleunigungssensor funktioniert. Dann wird es | |
trotz Löffel kompliziert, der Fachmann spricht. Kommt es zu einem Ruck, und | |
zwar wenn das Auto mehr als 8 Stundenkilometer in 0,15 Sekunden | |
beschleunigt, was 80 km/h in 1,5 Sekunden entspräche, zeichnet das System | |
rückwirkend 5 Sekunden vor dem Anstoß den Verlauf von Geschwindigkeit, Gas- | |
und Bremspedalstellung auf. Das ist bei den meisten Fahrzeugen heutzutage | |
Standard, in den USA sogar Pflicht. | |
Die Autohersteller sammeln wie verrückt Daten, entscheiden aber selbst, wem | |
sie Zugang gewähren. Nur: Wem gehören die eigentlich? Wer darf sie | |
benutzen? Auch damit sind die Ermittler konfrontiert. Und: Wenn die | |
Autohersteller sie schon jetzt so ungern teilen – wie wird das dann erst | |
bei autonomen Fahrzeugen? | |
Vorerst hat es Oberamtsanwalt Winkelmann nicht mit Phantomfahrern, sondern | |
Phantomen oder Fantasien in den Köpfen der Fahrer zu tun. Auch er hat sich | |
als junger Mann unter seinen Golf gelegt, erzählt er, „aber der hatte | |
damals 50 PS und nicht 500“. | |
Viele PS nur für ältere Fahrer | |
Heute hat fast jeder Hersteller rasend schnelle Modelle im Programm. Ein | |
Luxussegment, aber der Markt wächst. Offensichtlich hat das Statussymbol | |
Auto in manchen Milieus noch nicht an Wert verloren, im Gegenteil. Die | |
Raser in Berlin kämen aus allen sozialen Schichten, sagt Winkelmann mit | |
Blick auf seinen Computer. Immer männlich. Frauen träten nur in | |
Erscheinung, wenn sie vor der Polizei davonrasten – auch das kann unter den | |
Paragrafen 315d fallen. | |
Das neue Gesetz bietet aber noch andere Handhabe als Geld- oder | |
Haftstrafen. Der Paragraf 315f erlaubt je nach Schwere des Falls, das Auto | |
einzuziehen, auch der Führerschein kann lebenslänglich gesperrt werden. Das | |
tut dann weh. Trotzdem würden Ermittler, Sachverständige, Experten lieber | |
noch weiter gehen: Warum Raser nicht schneller ins Gefängnis schicken, so | |
wie in der Schweiz? Oder: Warum nicht den Autotypen an die Erfahrung des | |
Fahrers koppeln, je älter er ist also, desto mehr PS dürfte er dann fahren? | |
Der Führerschein würde so zum Privileg. | |
Anfang November ist Abdelkarim Y. vor dem Berliner Amtsgericht angeklagt | |
Y., Jahrgang 1990, ist Minijobber, von Beruf „Autoaufbereiter“, so stellt | |
er sich vor. Auch hier geht es um ein klassisches Stechen, von Ampel zu | |
Ampel, mit Burn-out-Effekten, was das Gasgeben im Leerlauf meint, sodass | |
die Räder durchdrehen und das Heck des Autos ausschlagen kann. Das soll | |
mehrfach passiert sein. Jetzt versucht das Gericht zu rekonstruieren: Wer | |
stand wo, wer fuhr vor wem, welcher Wagen war stärker beteiligt, wer sprang | |
weg – eine Passantin –, wer wich dem Bus aus? Die Zeugen werden vernommen, | |
die Richterin fragt sorgfältig. | |
Am Ende einigen sich die Verfahrensbeteiligten auf einen Deal: Der | |
Angeklagte räumt die Vorwürfe ein und wird dafür letztlich eine Geldstrafe | |
von 60 Tagessätzen à 20 Euro erhalten, der Führerschein wird eingezogen. | |
Für Y. spricht: sein Geständnis und dass er nicht vorbestraft ist. Gegen | |
Y. spricht: der Tatort. Zwischen Nürnberger Straße und Wittenbergplatz auf | |
der Tauentzienstraße, kurz vor dem KaDeWe, dort, wo sich schon am 1. | |
Februar 2016 der tödliche Unfall ereignete, dort, wo sich junge Männer | |
immer wieder Rennen liefern. Ob er von der Geschichte gehört habe, fragt | |
Winkelmann den Angeklagten. Der nickt. | |
Der Fahrer des anderen Wagens, der Cousin seiner Verlobten, kassierte eine | |
höhere Strafe. Sechs Monate – auf Bewährung. Auto weg, Führerschein weg. Es | |
war nicht Winkelmanns Fall. Seit seine Abteilung 31 neu aufgestellt wurde, | |
lautete das bislang höchste Urteil: ein Jahr, zehn Monate – auf Bewährung. | |
„Wir haben noch keinen richtig ins Gefängnis gebracht“, sagt er, „aber d… | |
kommt.“ | |
19 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Sabine Seifert | |
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