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# taz.de -- Kolumne Nach Geburt: Das bisschen Schubsen
> Im Internet kursiert das Video von einem Mann, der ein Kind beim Fußball
> schubst – und alle finden es lustig. Dabei geht das gar nicht.
Bild: Geschubst werden ist uncool – ob beim Fußball oder sonst wo
„Papa des Jahres“, dazu noch ein Tränen-vor-Lachen-Smiley, applaudierende
Hände und ein Fußball-Emoji – so war ein [1][Video] überschrieben, das mir
vor Kurzem in die Twitter-Timeline gespült wurde. Darin zu sehen: Kinder,
die Fußball spielen, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, ein Schuss,
ein Mann, der neben einem Tor steht, ein kleiner Junge im Tor – und
plötzlich ein Stoß: Der Mann neben dem Tor schubst den kleinen Jungen um,
damit der auf die Fresse fliegt und so den Ball hält. Was er dann auch tut.
Unfreiwillig.
Papa des Jahres. Herzlichen Glückwunsch.
Das Video wurde mehr als 28 Millionen Mal angeschaut, der Beitrag knapp
717.000 Mal geliked und mehr als 281.000 Mal retweetet. 7.000 Kommentare
stehen unter dem Video. Tenor der meisten: Ich halt es nicht aus, ich piss
mir gleich in die Hose vor Lachen.
Und ich dachte nur: Was für eine Scheiße. Da wird ein Kind völlig
unerwartet umgeschubst von jemandem, dem es zu vertrauen scheint.
Ich hab keine Ahnung, ob der Mann wirklich der Vater ist. Oder der Trainer.
Ist auch egal. Denn bei allen stellt sich mir die selbe Frage: Wie kommt
man darauf, ein Kind umzuschubsen, um ein verdammtes Tor zu verhindern? Ein
Tor! Beim Kinderfußball!
## Ganzes Recht auf körperliche Unversehrtheit
Kinder sehen zwar womöglich so aus wie halbe Menschen, aber sie haben schon
das ganze Recht auf körperliche Unversehrtheit. Sie sind keine Objekte zur
Befriedigung des [2][elterlichen Ehrgeizes]! Das einzige Recht, das Eltern
auf einem Fußballplatz haben sollten, ist das auf einen Kaffee. Das muss
reichen.
Ja, es ist blöd, den Das-ist-nicht-lustig-Miesepeter zu spielen. Und ich
weiß auch, dass sofort der Mach-dich-mal-locker-Vorwurf kommt. Du lachst
doch auch über diese Sendungen mit den lustigsten Homevideos! Ja, tu ich
tatsächlich. Vor allem über die stumpfen Kommentare aus dem Off. Tipp für
alle, die mal eine kleine Zeitreise in das Fernsehen der 90er Jahre
unternehmen wollen: „Upps! – Die Pannenshow“ läuft tatsächlich noch bei
Super RTL.
Aber: Da lach ich über Menschen, die beim Schlittenfahren einen Hügel
unterschätzen, oder eine Katze, die von einer Fensterbank fällt. Nur kann
ich diesen Humor bei dem Fußballvideo nicht erkennen. Ich sehe nur einen
Erwachsenen, dem mindestens eine Sicherung raus springt. Und stelle mir
vor, wie der abends auf dem Sofa sitzt, Champions League guckt und auf
Neymar schimpft: Der immer mit seinen Schwalben! Das ist doch kein
Fairplay! Der ist doch kein Vorbild!
Natürlich darf man streng sein mit Kindern, man darf schimpfen und streiten
und auch laut werden (die sind ja auch laut), aber es sollte doch zumindest
einen für das Kind teilweise nachvollziehbaren Grund dafür geben. Aber
dieser Junge im Tor hat doch nichts gemacht. Gar nichts. Im wahrsten Sinne
des Wortes.
Beim Nachschuss geht der Ball dann übrigens trotzdem rein. Der Mann winkt
einfach ab. Zu nichts zu gebrauchen, diese Blagen.
17 Nov 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/TomMunns1/status/1060592423586402305
[2] /Kolumne-Nach-Geburt/!5292483
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
Nach Geburt
Kindererziehung
Kinder
Körperverletzung
Nach Geburt
Nach Geburt
Schwerpunkt Frankreich
Silke Gebel
Schwerpunkt Abtreibung
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