| # taz.de -- Zweifel am Suizid in der JVA Kleve: Tödlicher Knast | |
| > SPD und Grüne in NRW haben im Fall Amed A. einen Untersuchungsausschuss | |
| > beschlossen. Die Umstände des Falls seien „realitätsfern“. | |
| Bild: Amed A. verletzte sich bei einem Brand in seiner Zelle so schwer, dass er… | |
| Düsseldorf taz | Im Fall des syrischen Bürgerkriegsflüchtlings Amed A. | |
| erhöht die Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag den Druck auf | |
| Landesjustizminister Peter Biesenbach und Landesinnenminister Herbert Reul | |
| (beide CDU). [1][Nach den Grünen] wollen jetzt auch die Sozialdemokraten | |
| noch in diesem Jahr einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss | |
| einsetzen. | |
| „Im Fall von Amed A. stellen sich immer noch sehr grundlegende Fragen, die | |
| nicht einmal im Ansatz beantwortet sind“, sagte SPD-Fraktionsvize Sven Wolf | |
| am Dienstag in Düsseldorf. Die Anzahl der Grünen-Abgeordneten reicht nicht | |
| für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses aus, die der | |
| SPD-Abgeordneten schon. | |
| Auch knapp zwei Monate nach dem Tod des 26-Jährigen bleibe rätselhaft, | |
| warum Polizeibeamte den hellhäutigen Mann aus Syrien mit einem | |
| Schwarzafrikaner aus Mali verwechseln konnten, erklärte Wolf: „Es stimmten | |
| weder die Fingerabdrücke, die Schreibweise des Namens, das Geburtsdatum | |
| noch die Muttersprache noch die Hautfarbe überein.“ Unverständlich sei | |
| auch, warum „das niemand im Justizvollzug über Monate gemerkt“ habe. | |
| Amed A. war Anfang Juli ins Visier der Polizei geraten. An einem Baggersee | |
| soll er vier Frauen sexuell belästigt, ihnen auf die Brüste gestarrt haben. | |
| Ein Grund für eine mehrmonatige Inhaftierung wäre das aber nicht gewesen – | |
| ins Gefängnis wanderte der Flüchtling aus Aleppo offenbar allein deshalb, | |
| weil ein von der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen Diebstahls gesuchter Mann | |
| aus Mali einen ähnlich klingenden Tarnnamen benutzt hatte, der in | |
| Polizeicomputern gespeichert war. Innenminister Reul hat deshalb „schwere | |
| Fehler“ seiner Polizei eingeräumt. | |
| ## Amed A. fragte angeblich nie nach einem Anwalt | |
| [2][Am 17. September wurde Amad A. dann bei einem Brand in seiner Zelle so | |
| schwer verletzt], dass er trotz einer Lungentransplantation am 29. | |
| September starb. Justizminister Biesenbach hatte in der vergangenen Woche | |
| ein Gutachten präsentiert, nachdem Amed A. das Feuer in seiner Zelle | |
| „vermutlich mit suizidaler Absicht“ selbst gelegt haben soll. | |
| Mordversuchs-Vorwürfe gegen Justizbeamte seien abwegig, sagte Biesenbach. | |
| Unklar bleibt damit allerdings, wieso eine Gefängnispsychologin Amed A. am | |
| 3. September als nicht suizidgefährdet einstufte. Bei Haftantritt waren ihm | |
| in einer ärztlichen Diagnose dagegen massive Persönlichkeitsstörungen | |
| bescheinigt worden – in Syrien soll Amed A. gezwungen gewesen sein, der | |
| Massenvergewaltigung seiner inzwischen verstorbenen Verlobten zuzuschauen. | |
| „Lebensfremd“ sei auch, dass der Bürgerkriegsflüchtling nur ein einziges | |
| Mal auf die fatale Verwechslung hingewiesen haben soll, die ihn in Haft | |
| brachte, sagt auch der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Stefan | |
| Engstfeld: „Realitätsfern ist auch, dass er nie nach einem Anwalt verlangt | |
| haben soll, weder bei der Verhaftung noch während seiner Haftzeit“, sagt | |
| der Grüne zur Begründung des Untersuchungsausschusses. | |
| Minister Biesenbach, der bereits einräumen musste, dass in NRW 2018 neben | |
| Amed A. mindestens zwei weitere Männer widerrechtlich in Haft saßen, will | |
| dagegen mit einer Expertenkommission für besseren Brandschutz und | |
| Suizidprävention sorgen. | |
| 13 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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