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# taz.de -- „Monitor“-Recherche zu Brand in Kleve: Zweifel am Gutachten
> Nach dem Verbrennungstod eines syrischen Häftlings gibt es neue Fragen.
> Ein Experte hält die bisherige Schlussfolgerung zur JVA Kleve für
> unstimmig.
Bild: Die Zweifel an der bisherigen Darstellung häufen sich: Zelle der JVA Kle…
Köln afp | Im Fall des nach einem Zellenbrand [1][ums Leben gekommenen
Syrers Amad A.] haben Experten Zweifel am [2][Ergebnis eines
Brandgutachtens] zum Geschehen in der Justizvollzugsanstalt Kleve geäußert.
„So wie der Brand von der Staatsanwaltschaft beschrieben wurde, ist er
nicht möglich“, sagte Korbinian Pasedag vom Institut für Brand- und
Löschforschung in Dippoldiswalde dem ARD-Magazin „Monitor“ laut
Vorabmeldung vom Donnerstag.
Der Syrer war Ende September, zwei Wochen nach einem Brand in seiner Zelle
in Kleve, in einem Bochumer Krankenhaus seinen schweren Verletzungen
erlegen. Der Fall sorgte auch deswegen für großes Aufsehen, weil der Mann
wegen einer Verwechslung in Haft saß – bei einem Polizeieinsatz im Juli
waren offenbar Personalien verwechselt worden.
Der Syrer hatte den Brand mutmaßlich in suizidaler Absicht gelegt. Das
nordrhein-westfälische Justizministerium und die Staatsanwaltschaft Kleve
gehen auf Grundlage eines durch die Behörde eingeholten Brandgutachtens
davon aus, dass der Brand „circa 15 Minuten bei geschlossenem Fenster
eingewirkt habe, ohne dass sich der syrische Staatsangehörige bemerkbar
gemacht habe“.
Erst danach soll Amad A. die Rufanlage betätigt haben. Unmittelbar danach
habe er wohl das Fenster des Haftraums geöffnet. „Monitor“ berichtete
hingegen, nach Einschätzung von Experten wäre ein Mensch nach 15 Minuten
bei einem so beschriebenen Brandverlauf in einem geschlossenen Raum nicht
mehr handlungsfähig.
## „Nach einer Viertelstunde längst bewusstlos“
„Auf der einen Seite durch den dichten Rauch und auf der anderen Seite
durch die Toxizität der Gase, die da entstehen“, sagte Pasedag. Auch der
Direktor der Rechtsmedizin Frankfurt, Marcel A. Verhoff, sagte dem Magazin:
„Ich würde eher erwarten, dass die Person nach einer Viertelstunde längst
bewusstlos ist.“
[3][In einem für „Monitor“ erstellten Gutachten] geht das Institut für
Brand- und Löschforschung dem Magazin zufolge davon aus, dass der von der
Staatsanwaltschaft beschriebene Brandverlauf nur bei einer „ausreichenden
Ventilation“ möglich sei – also der Zufuhr von Sauerstoff, etwa durch ein
geöffnetes Fenster oder eine geöffnete Tür. Gleichzeitig würden die beim
Brand entstehenden Verbrennungen „zu erheblichen Schmerzen führen, die
durch Schmerzschreie geäußert werden“.
Dies decke sich mit Schilderungen von Menschen, die zum Zeitpunkt des
Unglücks in der Klever Vollzugsanstalt waren, berichtete „Monitor“ weiter …
demnach habe Amad A. laut geschrien. Wann A. das Fenster geöffnet oder auf
sich aufmerksam gemacht habe, sei wichtig für die Beurteilung des Handelns
der JVA-Bediensteten. Konkret stehe die Frage im Raum, ob sie den Brand
früher hätten bemerken und A. retten können.
Die Staatsanwaltschaft teilte auf „Monitor“-Anfrage mit, die Frage, ob, wie
und wann sich A. während des Brandgeschehens bemerkbar gemacht habe, sei
Gegenstand der Ermittlungen. Dies gelte auch für die Frage, ob das
Verhalten von JVA-Mitarbeitern von strafrechtlicher Relevanz sei.
6 Dec 2018
## LINKS
[1] /Ermittlungen-gegen-Polizeibeamte/!5539750
[2] /Tod-eines-Syrers-bei-Brand-im-Gefaengnis/!5541831
[3] https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/monitor/videosext…
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