Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Donald Trump sucht einen neuen Justizminister, die SPD eine neue
> Ausrichtung und Hans-Georg Maaßen eine neue berufliche Perspektive.
Bild: Zwölf Jahre arbeiten, ein Jahr frei: SPD-Generalsekretär Klingbeil trä…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Der deutsche Einzelhandel verdient so obszön gut,
dass er Tafeln gratis mit Ware beliefern kann.
Und was wird besser in dieser?
Bei Rewe bezahlt man jetzt 5 Euro für Tüten, die an die Tafeln gehen.
Am Freitag war der [1][9. November], ein denkwürdiger Tag. Ihr erster
Gedanke: 1918, 1938 oder 1989?
1848 wäre noch im Angebot, da fand die standrechtliche Hinrichtung des
Paulskirchen-Anführers Robert Blum statt. Und 1923,
„Hitler-Ludendorff-Putsch“. Wobei Hitler seinen „Marsch auf die
Feldherrnhalle“ bewusst aufs Datum der Republikausrufung setzte und sich
damit der „Schicksalstag der Deutschen“ bereits selbst zitierte. Die Nazis
ergötzten sich später jährlich daran, ein Argument gegen das Datum. Die
Pogromnacht 1938 landete dann zufällig auf dem 9. 11. Deutschlands aktuell
beliebtester Geschichtslehrer, Prof. Herfried Münkler, lädt trotzdem zum 9.
11. – denn der 3. 10. sei ein eher willkürlicher Tag der Selbstadelung
Kohls und emotionslos. Neben der ersten deutschen Demokratie 1918 und dem
Mauerfall 1989 sollten wir uns also mühen, mehr Top-Events auf den
zahlenmagischen Germanen zu packen. Okay, „SPD kündigt Groko“ ist für
dieses Jahr vertan und 3:2 gegen Bayern war tags drauf. Dranbleiben.
Auch die SPD will alles anders machen! Am Wochenende stritten sie beim
[2][„Debattencamp“ in Berlin] über eine Neuausrichtung ihrer Sozialpolitik.
Hartz IV überwinden, alle 12 Jahre ein Sabbatjahr finanziert vom Staat!
Haben Sie noch Wünsche hinzuzufügen?
Nahles will „Hartz anpacken und hinter uns lassen“, was fair genug ist,
bisher hat es „Hartz“ mit der SPD so gemacht. Mit dem Einladungstext „Lust
auf was Neues? Mach mit! Mach Zukunft!“ positioniert sie sich als echte
Alternative zu einer Wellness-Belohnung. Immerhin beschwört sie so ihren
Glauben ans Programm. Das braucht’s, neben einem Macht- und einem
Personalvorschlag.
Bei den [3][Midterm-Wahlen in den USA] ging die Mehrheit des
Repräsentantenhauses zwar an die Demokraten, doch im Senat verloren sie
sogar noch Sitze an die Republikaner. Warum ist die blaue Welle
ausgeblieben?
Das war keine Wahl „links“ gegen „rechts“, Demokraten gegen Republikane…
Sondern noch stets „Politik gegen Affekt“. Und in Affekt ist Trump
unschlagbar.
Per Tweet teilte Donald Trump den [4][Rücktritt des Justizministers Jeff
Sessions] mit. Wieso musste er gehen?
Minister Sessions – im Wahlkampf ein Trumpissimo – hatte sich aus den
Russland-Ermittlungen rausgehalten, nachdem ruchbar wurde, dass er selbst
ein paar coole Dates mit dem russischen Botschafter verschwiegen hatte.
Interims-Nachfolger Whitaker hatte 2017 vorgeschlagen, ein
Interims-Nachfolger könne die Ermittlungen finanziell ganz austrocknen.
Womit Whitaker Whitaker vorgeschlagen hat und Trump soeben genickt.
Am Mittwoch erklärte [5][Annegret Kramp-Karrenbauer] was sie so alles
machen würde, sollte sie CDU-Vorsitzende werden, beispielsweise das
subjektive Sicherheitsgefühls der Menschen stärken und Migrationspolitik
nicht so hoch priorisieren. AKK – eine neue Ära oder eine neue Merkel?
Das ist Kritik an Seehofers CSU und ihrer Asylneurose – und an Merkels CDU,
die kein Mittel dagegen fand. Vielleicht muss man Saarländer sein, um sich
vorstellen zu können, dass hinter AKKs Analyse eine wirksame Handlungsidee
steckt – die Merkel nicht kannte.
Ex-Verfassungsschutzpräsident [6][Hans-Georg Maaßen warnte in seiner
Abschiedsrede] vor „linksradikalen Kräften in der SPD“. Daraufhin versetzte
ihn Seehofer in den Ruhestand und nun drohen ihm disziplinarrechtliche
Schritte. Wieso erst jetzt?
Ein Geheimdienstchef, der mit AfD-Bonzen tuschelt und für den
„Linksradikalismus“ irgendwo hinter Manuela Schwesig anfängt – wow! Der
kann ungeschminkt in der nächsten Staffel von „Babylon Berlin“ mitspielen.
Die Tragik Maaßens ist nicht mal, dass er rechtsradikal wäre, sondern – das
mag man schlimmer finden – ein gnadenloser Opportunist, der auch schon
Rot-Grün mit Gefälligkeiten vaselinierte. Ein politischer Putzerfisch mit
der abseitigen Neigung, den Großen immer in die falsche Öffnung zu
schwimmen.
[7][Nach den Pannen bei der Hessenwahl] werden Stimmen neu ausgezählt. Das
amtliche Endergebnis soll am 16. November verkündet werden. Was glauben
Sie, kommt jetzt doch noch die Ampel-Koalition?
Schäfer-Gümbel mag’s versuchen, Bouffier kann dann noch die Jamaika-Karte
spielen. Kommenden Freitag soll ausgezählt sein. Beides lässt Ypsilantis
angedachten Rot-Rot-Putsch von dunnemals als heile Welt von früher
erscheinen.
Und was machen die Borussen?
Bei YouTube steht ein zittriges Handyvideo, das Tausende BVB-Fans unter der
Gästetribüne die Seppelhymne „Ein Schuss, ein Tor – die Bayern!“ gröle…
zeigt. Deutscher Meister in angewandter Ironie 2018/19.
Fragen: JWA, CAS
11 Nov 2018
## LINKS
[1] /!5549429&s/
[2] /!5549459&s/
[3] /!5549123&s
[4] /!5549239&s
[5] /!5549109&s
[6] /!5548071&s/
[7] /!5549547&s
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Der 9. November
SPD
Hartz IV
Midterm elections
Jeff Sessions
Donald Trump
Annegret Kramp-Karrenbauer
Hans-Georg Maaßen
Hessen-Wahl
General Motors
Kolumne Die Woche
SPD
Jeff Sessions
Annegret Kramp-Karrenbauer
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Trump ist ein Vollöko, die Genmanipulation setzt die Crispr-Babys
ungekannten Risiken aus und die AfD muss durch die Demütigungsschleife.
Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Über Linksextremismus als Scripted Reality, die NPD als pfiffige Idee von
Hans-Georg Maaßen und die Manufactum-Koalition in Hessen.
SPD-Debattencamp in Berlin: Suche nach sich selbst
Die SPD inszeniert sich auf einem Debattencamp in Berlin als lebendige,
diskursive, linke Volkspartei. Und zeigt, dass doch noch Energie in ihr
steckt.
US-Justizminister tritt zurück: Jeff Sessions muss gehen
Kurz nach den Midterm-Wahlen verlässt Sessions seinen Posten auf Wunsch von
Trump. Im Zuge der Russland-Ermittlungen war der Justizminister in Ungnade
gefallen.
Annegret Kramp-Karrenbauer: Die Brückenbauerin
Annegret Kramp-Karrenbauer erklärt, wie sie CDU-Vorsitzende werden will.
Eine Spitze gegen ihren Konkurrenten Merz lässt sie auch fallen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.