# taz.de -- Gastkommentar Rennen um CDU-Vorsitz: Kein Objekt chauvinistischer T… | |
> Die Sehnsucht nach Alphatieren ist groß in der CDU. Dabei könnte die | |
> Partei Annegret Kramp-Karrenbauer als Merkel-Nachfolgerin verkennen. | |
Bild: Die CDU-Männer könnten Kramp-Karrenbauer unterschätzen | |
Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) wird nachgesagt, eine Art „Mini-Merkel“ zu | |
sein. Sie gilt als die Kandidatin [1][für den CDU-Parteivorsitz], die den | |
Kurs der Kanzlerin fortsetzt. AKK als quasi natürliche Nachfolgerin von | |
Angela Merkel, die die CDU weiter nach links rückt und [2][die Männer] als | |
Rückkehr zum „Markenkern“ der CDU? Ihr politisches Profil spricht dagegen. | |
Sie warnt vor hohen Klimaschutzzielen, ist gegen die Aufhebung des | |
Werbeverbots für Abtreibungen und verweigerte die Anerkennung der „Schwulen | |
und Lesben in der Union“ als offizielle Vereinigung in der CDU. Sie fordert | |
harte Konsequenzen, „wenn Zuwanderer nicht bereit sind, sich zu | |
integrieren“, will die Einkommensgrenze für den Spitzensteuersatz anheben | |
und hat auch schon die Abschaffung des Soli ins Spiel gebracht. Nur weil | |
sie eine progressivere Frauenpolitik verfolgt und mehr von Sozialpolitik | |
hält als ihre Konkurrenten, kann man ihr ein konservatives Profil nicht | |
absprechen. | |
Ihre Konkurrenten werden aber trotzdem darauf pochen, dass nur sie die CDU | |
wieder konservativer machen. AKK wird es schwer haben, [3][dagegen zu | |
halten]. Insbesondere, weil im CDU-Wahlkampf der politische Stil wichtiger | |
zu sein scheint als die politischen Inhalte. AKK wäre nicht nur eine | |
weitere weibliche Parteivorsitzende, sondern ebenfalls eine, die nicht auf | |
den Tisch haut, nicht poltert und nicht polarisiert. Also eine | |
Parteivorsitzende, die wie Merkel einen ruhigen Politikstil hat. | |
Doch die Sehnsucht nach Alphatieren wächst. Merkels analytische, abwartende | |
Art [4][wird international geschätzt], in Deutschland aber nicht mehr. AKK | |
dient als Projektionsfläche für all die vermeintlichen weiblichen Schwächen | |
der Kanzlerin, während insbesondere auf Friedrich Merz die chauvinistischen | |
Träume von einer Zeit vor der Merkel-Ära projiziert werden. | |
Gut möglich, dass AKK nicht mit ihren politischen Inhalten scheitert – | |
sondern daran, dass ihre Konkurrenten etwas verkörpern, wonach sich die CDU | |
sehnt, sich aber unmöglich bei einer Frau vorstellen kann. | |
8 Nov 2018 | |
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## AUTOREN | |
Nils Napierala | |
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