# taz.de -- Ermittlungen wegen Körperverletzung: Schmerzhafter Parteitag | |
> Am Rande des AfD-Parteitags in Oldenburg sind Demonstrant*innen und | |
> AfDler aneinander geraten. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung. | |
Bild: Da war es noch friedlich: Demonstrant*innen beim Parteitag der AfD in Old… | |
HANNOVER taz | Am Rande des AfD-Landesparteitags, der Ende Oktober in | |
Oldenburg stattgefunden hat, hat es – unbemerkt von der Öffentlichkeit – | |
eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Demonstrant*innen und AfDlern | |
gegeben. Die Oldenburger Polizei ermittelt nun wegen Hausfriedensbruchs | |
gegen die Demonstrant*innen und in beide Richtungen wegen Körperverletzung. | |
Darüber, wer wen angegriffen hat, gibt es unterschiedliche Versionen. | |
Der niedersächsische AfD-Parteitag in der Weser-Ems-Halle war von großen | |
Protesten begleitet. Am Samstag, den 27. Oktober hatten mehrere tausend | |
Menschen unter dem Motto „Kein Schritt zurück“ gegen die Partei in | |
Oldenburg demonstriert. „Uns war es wichtig, dass die AfD auch direkt | |
mitbekommt, dass es vielfältigen Protest gegen sie gibt“, sagt Merit | |
Kröger*. | |
Gemeinsam mit drei weiteren Demonstrant*innen versuchte sie am Sonntag, den | |
28. Oktober in die Weser-Ems-Halle zu gelangen, um dagegen zu protestieren, | |
dass, so sagt sie, menschenverachtende Hetze als legitime Politik verkauft | |
werde. „Wenn wir die deutsche Geschichte als Warnung sehen, ist jetzt der | |
Moment, um sich entschlossen gegen die Partei zu stellen“, sagt Kröger. | |
Sie seien durch offene Türen gegangen, hätten sich nirgends gewaltsam | |
Zugang verschafft und hätten schließlich vor einer Hintertür zur | |
Weser-Ems-Halle gestanden, erinnert sich die Aktivistin. Dort hätten gerade | |
zwei AfD-Mitglieder auf den Einlass gewartet. Ein Mann mit der Aufschrift | |
„AfD Sicherheit“ auf dem Oberteil habe geöffnet. „Wir wollten mit denen | |
zusammen durch die Tür gehen“, sagt Kröger, „schnellen Schrittes“. | |
Daraufhin hätten die drei AfDler sie „direkt angegriffen“. | |
„Einem Freund wurde gezielt auf den Kopf geschlagen, mit großer Wucht.“ Der | |
Freund sei zurück getaumelt, sagt Kröger. Doch einer der AfDler sei ihm | |
nachgesetzt und habe weiter auf seinen Kopf geschlagen. Sie selbst sei | |
„gepackt und durch die Luft geworfen“ worden. Luise Schröder*, eine weitere | |
Demonstrantin, habe es durch die geöffnete Tür geschafft, hinter der ein | |
Treppenhaus liegt. Doch die AfDler hätten die Tür hinter ihr geschlossen | |
und sie festgehalten. | |
„Wir haben sie drinnen schreien hören“, sagt Kröger. Die drei | |
Demonstrant*innen hätten schnell Hilfe geholt und ein Mitarbeiter der Halle | |
habe die Tür geöffnet. „Die Freundin wurde von einem AfD-Typen auf die | |
Treppe gedrückt, bis die Polizei kam“, sagt Kröger. Schröder habe am ganzen | |
Körper Hämatome und eine Knieverletzung davon getragen. Ihr Außenmeniskus | |
sei angerissen. Schröder zeigte den AfD-Mann wegen Körperverletzung an. | |
„Ich war absolut passiv“, sagt sie selbst. „Er hatte ein ziemlich hohes | |
Körpergewicht. Irgendwann hat mein Knie nachgegeben.“ | |
Polizisten lösten die Situation auf. Das ist unstrittig. Die AfD stellt die | |
vorausgegangene Auseinandersetzung allerdings gänzlich anders dar. Zwei | |
Ordner seien an dem Hintereingang von vier Personen angegriffen worden, | |
schreibt der Pressesprecher der AfD-Fraktion im niedersächsischen Landtag, | |
Benjamin Günther, in einer Stellungnahme. „Ihr Angriff erfolgte | |
hinterlistig und gemeinschaftlich, die Ordner wurden mit erheblicher | |
Gewalteinwirkung regelrecht von hinten angesprungen, gewürgt und getreten.“ | |
Der Angriff sei für die Ordner überraschend gekommen, da sie sich in einem | |
stark von der Polizei gesicherten Bereich in einem umschlossenen | |
Betriebshof befunden hätten. Dass eine Frau im Flur festgehalten wurde, | |
bestätigt auch die AfD. | |
Ein Ordner habe leichte Verletzungen an Rücken und Hals davon getragen, | |
schreibt Günther. Die AfD behalte sich Schmerzensgeldforderungen und | |
Schadensersatzansprüche vor. Die Schilderungen der Demonstrant*innen seien | |
„völlig unglaubwürdig“. | |
Kröger und Schröder bestreiten, dass jemand aus ihrer Gruppe die AfDler | |
gewürgt oder getreten habe. „Wir haben sie nicht angegriffen“, sagt Kröge… | |
„Wir sind nur hinterher gegangen. Das war eine gewaltfreie Kunstaktion.“ | |
Die AfD lüge, um die eigene Gewalt als Notwehr darzustellen. „Die Polizei | |
war auf dem Parteitag sehr präsent“, sagt Kröger. Die AfDler hätten sofort | |
die Beamten hinzuziehen können. „Sie haben es vorgezogen, uns brutal | |
anzugreifen.“ Dieses Verhalten entlarve die AfD. | |
* Name geändert | |
7 Nov 2018 | |
## AUTOREN | |
Andrea Maestro | |
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