| # taz.de -- Twitter will Like-Button abschaffen: Lasst das sein! | |
| > Twitter will angeblich das Herzchen abschaffen. Dabei ist es das einzige | |
| > Tool, mit dem man noch Zuneigung und Zustimmung verteilen kann. | |
| Bild: In Zukunft ohne Herz? | |
| Der Patient Twitter, es geht ihm auch weiterhin nicht gut: Die Nutzerzahlen | |
| sinken, die Werbeeinnahmen sind zu niedrig und das Diskussionsklima unter | |
| den Nutzern völlig kaputt. Ohne Brüllen, Pöbeln und Drohen kommt kaum eine | |
| Auseinandersetzung auf Twitter aus. Viele noch aktive Nutzer haben es satt, | |
| sich den ständigen Attacken von Nazis, Mysogynen und sonstigen | |
| Menschenfeinden auszusetzen. | |
| Egal ob dahinter authentisch Verhetzte oder Trolle stecken, ob es sich um | |
| orchestrierte Raids handelt oder Solo-Hater: Das ständige Sinnlos-Gehakel | |
| kostet viele Twitter-User Zeit und Kraft, weswegen sie verstummen, | |
| Auszeiten nehmen oder sich ganz abmelden. Und Twitter? Lässt Nazis, Hater | |
| und Mobber oft großzügig gewähren, statt sie von der Plattform zu putzen. | |
| Immer hektischer sucht Twitter nach Rezepten gegen all diese Malaisen. | |
| [1][Der Telegraph meldet nun, dass Twitter dafür nun plant, die | |
| Like-Funktion abzuschaffen]. Das Feature also, das Twitter vor Jahren | |
| [2][vom Sternchen zum Herzchen machte]. Twitter-Sprecher relativierten noch | |
| am Montag: beim Nachdenken darüber, wie man „gesunde Unterhaltungen | |
| ermutigen“ könne, stehe halt alles auf dem Prüfstand – „das schließt a… | |
| den Like-Button ein“. | |
| ## Eine wirkungsvolle Strategie ist überfällig | |
| Bitte, Twitter: lasst das bleiben. Herzchen amputiert, Patient geheilt – so | |
| läuft das nicht. Einen positiveren Umgangston schafft man nicht, indem man | |
| das einzige Tool abschafft, mit dem man Zuneigung und Zustimmung verteilen | |
| kann. Die Idee, dass man Nutzer zu Wortbeiträgen ermutigt, statt sie | |
| einfach auf Gefällt-mir-Herzchen klicken zu lassen, greift zu kurz: Wer | |
| keine Zeit hat oder auch keine Lust, sich sichtbar in eine wütende Debatte | |
| auf Twitter einzumischen, wird ohne Like-Funktion einfach verstummen. | |
| Was die Diskussionskultur im Netzwerk stattdessen verbessern soll? Na, die | |
| Umstellung von Sternchen auf Herzchen war es nicht. Ebenso wenig wie | |
| [3][die Ausweitung auf 240 Zeichen pro Tweet]. Nötig wäre es vielmehr, dass | |
| Twitter endlich dem toxischen Hass auf seiner Plattform Herr wird. Was die | |
| Nutzer schon seit Jahr und Tag fordern. Das ist natürlich schwer, wird | |
| teuer und viel Ärger bei denen erzeugen, die sich mundtot gemacht fühlen. | |
| Doch sosehr Twitter sich dagegen sträubt: Das Unternehmen trägt | |
| Verantwortung für das, was auf der Bühne aufgeführt wird, die sie bieten. | |
| Und dazu gehört mehr als Symbolpolitik mit Herzchen. | |
| 1 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.telegraph.co.uk/technology/2018/10/28/twitter-remove-like-tool-… | |
| [2] /Herzchen-statt-Sternchen-auf-Twitter/!5245793 | |
| [3] /Laengenbegrenzung-auf-Twitter/!5266785 | |
| ## AUTOREN | |
| Meike Laaff | |
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