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# taz.de -- Längenbegrenzung auf Twitter: In der Kürze liegt der Reiz
> Ein Tweet kann maximal 140 Zeichen haben. Noch. Das Online-Netzwerk
> Twitter überlegt, die Begrenzung aufzuheben. Das freut nicht jeden.
Bild: Das Unternehmen braucht dringend Wachstum und neue Nutzer.
Der Nachrichtendienst Twitter – das sind 140 Zeichen Platz, um zu sagen,
was man zu sagen hat. Eine Begrenzung, die zwingt, sich aufs Wesentliche zu
konzentrieren. Ein Alleinstellungsmerkmal. Genau an diesem allerdings
scheint das Unternehmen selbst jetzt rütteln zu wollen: Binnen drei Monaten
sollen Tweets bis zu 10.000 Zeichen lang sein, berichten mehrere US-Medien
unter Berufung auf Quellen aus dem Twitter-Umfeld.
[1][Genauer erklärt der Mediendienst Re/Code:] An der Timeline-Ansicht der
Nutzer solle sich kaum etwas ändern, hier sollen die Tweets weiterhin 140
Zeichen kurz angezeigt werden. Erst mit einem weiteren Klick solle die
Gesamtlänge angezeigt werden.
Damit versucht Twitter offenkundig einen Spagat – indem es sich einerseits
für neue Arten von Posts öffnet, ohne sein Alleinstellungsmerkmal der
schnellen kurzen Posts aufzugeben. Diese Ambivalenz spiegelt sich [2][auch
in einem langen Tweet, mit dem Twitter-Chef Jack Dorsey auf die
Medienberichte reagierte.]
Darin erklärte er, dass er die Längenbegrenzung bei Twitter liebe, weil sie
Kreativität und Kürze inspiriere. Schrieb dann aber, dass das Unternehmen
beobachtet habe, dass viele Nutzer Screenshots von Texten posten, um die
140-Zeichen-Schranke zu umgehen. „Was, wenn dieser Text...tatsächlich Texte
wäre?“ fragt Dorsey, um die Antwort selbst zu geben: Der Text könnte
durchsucht werden, einzelne Versatzstücke vorgehoben. „Das bedeutet mehr
Nutzwert und Stärke.“
## Insipration von der Konkurrenz
All das bestätigt Gerüchte, die schon seit vergangenem Herbst herumwabern –
und seitdem polarisieren. Während der eine Teil der Nutzer fast schon
religiös an der Zeichenbegrenzung hängt, mosern andere herum, dass
inhaltliche Auseinandersetzungen auf 140 Zeichen praktisch unmöglich sind.
Die Längenbegrenzung für Direct Messages, also die direkte Kommunikation
zwischen zwei Twitter-Usern, hatte das Unternehmen schon im Sommer gekippt.
Gerade die erste Nutzergruppe reagierte nach den Medienberichten erbost.
Sie fürchtet, dass Twitter sein eigenes Konzept verwässert, Nutzer sich
künftig verlabern – und damit der Dienst unbrauchbar würde.
Der Schritt bedeutet aber auch: Twitter hat sich genau angeschaut, wie etwa
Konkurrent Facebook versucht, Inhalte auf die eigene Seite zu ziehen.
Bislang passt in Tweets nicht mehr als der Link zu Inhalten, die anderswo
im Netz veröffentlicht wurden. Ist es möglich, auch auf Twitter längere
Texte zu posten, motiviert man Nutzer, Inhalte künftig bei ihnen zu hosten.
Ganz so, wie Facebook dies mit seiner Instant-Articles-Strategie anstrebt.
Ein weiterer Schritt zu einem Internet, das Inhalte bei wenigen Anbietern
konzentriert, statt dezentral zu funktionieren.
## Rote Zahlen und wenig Nutzer
Das Unternehmen will damit den Einstieg für neue Nutzer erleichtern. Denn
eben die hat Twitter bitter nötig: Schwarze Zahlen schreibt das 2006
gegründete Unternehmen bis heute nicht – allen Versuchen, Werbung in die
Timeline zu integrieren zum Trotz. Mit 320 Millionen Nutzern weltweit ist
Twitter der Zwerg unter den digitalen Kommunikationsdiensten und braucht
dringend mehr und schnelleres Wachstum.
Dass die Aufhebung der Längenbegrenzung nun diese Probleme lösen wird, kann
heftig angezweifelt werden. Im besten Fall schafft Twitter, dass in der
Timeline noch mehr ein- und ausgeklappt werden kann, als das mit Fotos,
Vines und anderem Zusatz-Content schon heute möglich ist. Im schlimmsten
Fall führt es, allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz, dass die Nutzer
anfangen, sich in ihren Tweets zu verlabern. Und Twitter damit seinen Reiz
verliert. Was schade wäre.
6 Jan 2016
## LINKS
[1] http://recode.net/2015/09/29/twitter-plans-to-go-beyond-its-140-character-l…
[2] https://twitter.com/jack/status/684496529621557248
## AUTOREN
Meike Laaff
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