# taz.de -- Kommentar AfD-Sprachregelungen: Aggressive Form der Schuldabwehr | |
> Die AfD will Menschenfeindlichkeit verschleiern, nicht ablegen. Vorbild | |
> für dieses Versteckspiel sind die Publizist*innen der Neuen Rechten. | |
Bild: Hier zu landen, will die AfD unbedingt vermeiden: Das Bundesamt für Verf… | |
[1][Auf ihre Sprache achten sollen die Mitglieder der AfD in Niedersachsen | |
und Hamburg.] Sie sollen nicht mehr „Farbige sind Tiere“ sagen oder von | |
einem „rettenden Führerstaat“ fabulieren. Die Partei will damit einer | |
Beobachtung durch den Verfassungsschutz entgehen, fürchtet Schaden und | |
Mitgliederschwund – etwa unter verbeamteten PolizistInnen und LehrerInnen. | |
Das Manöver ist durchschaubar und wäre komisch, wüsste man nicht: Die AfD | |
will Menschenfeindlichkeit verschleiern, nicht ablegen. | |
Vorbild für dieses Versteckspiel sind die Publizist*innen der Neuen | |
Rechten, die es verstehen, ihre Barbarei hinter intellektuellen Phrasen zu | |
verbergen. Sie beziehen sich auf den italienischen Faschismus statt auf den | |
deutschen Nationalsozialismus, weil sich das nicht ziemt. | |
Angelegt ist diese Ideologie bereits bei den Vordenkern der Neuen Rechten, | |
wie unter anderem der Historiker Volker Weiß darlegt. Etwa bei Armin | |
Mohler, der die Tradition einer „konservativen Revolution“ jenseits | |
nationalsozialistischer Verstrickungen erfand. Denn nur durch ein | |
Ausklammern der deutschen Schuld an der Shoah ist ein ungebrochener Bezug | |
auf Deutschland denkbar. Nur, wer den Zivilisationsbruch, der in Auschwitz | |
geschah, ignoriert, kann nationalistisch und stolz auf Deutschland sein. | |
Die AfD gibt sich damit alle Mühe, wenn der Hetzer Höcke mit der | |
Erinnerungskultur bricht oder Gauland den Nationalsozialismus als | |
„Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte bezeichnet. | |
Mit dieser aggressiven Form der Schuldabwehr aber liegt die AfD im Trend | |
deutscher Vergangenheitsbewältigung, die zu einer -entledigung tendiert. | |
Seit der Wende bekam das neue nationale Selbstbewusstsein neuen Schub. Die | |
deutsche Fahne wandelte sich spätestens seit der WM 2006 zu einem Symbol | |
ungenierten Stolzes. | |
Dass es inhaltlich als öbszöner Nationalismus und Nähe zur AfD verstanden | |
wird, wenn [2][PolizistInnen den Abschied ihrer KollegInnen mit übergroßer | |
Deutschlandfahne feiern], ist daher völlig richtig. Dass sie es selbst gar | |
nicht mehr merken, Ausdruck des Zeitgeists. | |
31 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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