# taz.de -- Angeblicher Ausppähversuch aus China: Spionagechip in Reiskorngrö… | |
> China soll mit Mikro-Chips angeblich mindestens 30 US-Unternehmen | |
> ausgespäht haben, darunter Apple und Amazon. Diese dementieren. | |
Bild: Waren Apple-Server betroffen? Das Unternehmen streitet das ab | |
Peking taz | Sollte dieser Bericht stimmen, wäre das eine Cyberattacke von | |
bislang nicht gekanntem Ausmaß. Wie Bloombergs Wirtschaftsmagazin | |
[1][Business Week berichtet], hat das chinesische Militär auf Servern in | |
den USA angeblich Spionage-Chips einbauen lassen, die es den Angreifern | |
erlauben, die Kontrolle über Server und ganze Systeme zu übernehmen und | |
Informationen abzugreifen. Rund 30 US-Unternehmen sollen betroffen sein, | |
wahrscheinlich auch Banken und Behörden. Explizit erwähnt sind in dem | |
Bericht allerdings nur Apple und Amazon. | |
Bei diesen Chips soll es sich Bloomberg zufolge um winzige Bauteile von der | |
Größe eines Reiskorns handeln, die die Hacker auf den Hauptplatinen von | |
Servern installiert haben. Diese Mikrochips sind Experten zufolge schwer zu | |
finden, da sie anderen Komponenten sehr ähneln und zum Teil sogar in den | |
Platinen selbst eingebettet sind. | |
Der Schaden kann dennoch beträchtlich sein: Denn da sie unmittelbar an den | |
Prozessor angebunden sind, sollen diese Spionagechips in der Lage sein, auf | |
den Systemspeicher oder dem gesamten Netzwerk zuzugreifen. Sie können zudem | |
Befehle aus der Ferne empfangen, um etwa Passwortüberprüfungen zu umgehen | |
und ganze Datenströme abzufangen. Angeblich sind die Angreifer mit diesen | |
winzigen Bauteilen imstande, die Kontrolle über ganze Cloud-Server zu | |
übernehmen. Dass Hacker Softwarelücken für Angriffe nutzen, ist heutzutage | |
weit verbreitet. Das Besondere an dieser mutmaßlichen Attacke: Die Hacker | |
haben offenbar in großem Stil Hardware manipuliert. | |
Die betroffenen Server kommen von einem kalifornischen Unternehmen namens | |
Super Micro, das von einem Taiwan-stämmigen US-Bürger geleitet wird. | |
Hergestellt sind die Server jedoch in China. Das ist keine Besonderheit: | |
Fast alle Computerfirmen lassen ihre Rechner mittlerweile in der | |
Volksrepublik fertigen. Mehr als 75 Prozent der weltweit verbauten Hardware | |
kommt aus China. Militärs der Volksbefreiungsarmee haben angeblich die | |
Manager der dortigen Fertigungsfirmen bestochen oder bedroht, bis diese | |
einwilligten, die Bauteile in die Platinen zu verbauen, heißt es in dem | |
Bericht. Super Micro beliefert auch US-Behörden und sogar das Militär mit | |
Hardware. Ob auch europäische Unternehmen Server mit Spionage-Hardware von | |
dieser Firma erhalten haben, ist nicht bekannt. | |
Bloomberg zufolge entdeckten Apple und Amazon die Spionagechips bereits | |
2015 – und zwar unabhängig voneinander. Sie hätten diesen Angriff beide an | |
das FBI gemeldet, dessen Untersuchungen bis heute anhalten. Apple soll kurz | |
danach rund 7.000 Server, die das Unternehmen von Super Micro geliefert | |
bekam, unverzüglich aus seinen Rechenzentren entfernt haben. Amazon habe | |
die Server ausschließlich für ihr China-Geschäft genutzt – und verkaufte | |
daraufhin ein Rechenzentrum in China. | |
## Apple und Amazon dementieren | |
Beide dementieren, dass es zu solchen Vorgängen gekommen sei, geschweige | |
denn je Spionage-Chips aus China in ihren Servern gefunden worden sind. | |
„Apple hat nie bösartige Chips, manipulierte Hardware“ oder absichtlich | |
platzierte Schwachstellen in Servern gefunden“, heißt es in einer recht | |
[2][ausführlichen Erklärung der Apple-Firmenleitung] in Cupertino. Nur | |
einmal sei auf einem Sever von Super Micro in einem Apple-Labor ein | |
infizierter Treiber gefunden worden. Nichts deute jedoch daraufhin, dass es | |
sich dabei um eine gezielte Attacke gegen Apple gehandelt habe. Für Apple | |
ist China der zweitwichtigste Absatzmarkt. Die [3][Amazon-Zentrale in | |
Seattle bestritt ebenfalls], jemals Spionage-Chips gefunden zu haben. | |
Was den Bericht von Bloomberg tatsächlich angreifbar macht: Die genannten | |
Hinweise gehen auf 17 Quellen zurück, die allesamt anonym sind. Bloomberg | |
zufolge soll es sich um ehemalige Apple-Mitarbeiter handeln sowie um | |
Berichte von FBI-Ermittlern, die namentlich nicht bekannt gemacht werden | |
wollen. Das ist zwar nachvollziehbar, zumal FBI-Ermittler der Geheimhaltung | |
unterliegen. | |
Misstrauen ist dennoch angebracht. Die USA und China liefern sich derzeit | |
einen erbittert geführten Handelsstreit und belegen sich gegenseitig mit | |
Strafzöllen. US-Präsident Donald Trump wirft den Chinesen Technologieklau | |
vor und braucht Gründe für sein hartes Vorgehen gegen China. Es wäre nicht | |
das erste Mal, dass die USA so vorgehen. Auch unter Trumps Vorgänger Barack | |
Obama haben die USA den Vorwurf der Cyberspionage als Rechtfertigung | |
genutzt, um gegen chinesische Technologieimporte vorzugehen. Die | |
chinesische Regierung wehrt sich gegen diese Vorwürfe. „Cyber-Sicherheit | |
ist ein Thema von gemeinsamem Interesse, und auch China ist ein Opfer“, | |
heißt es in einer Stellungnahme des chinesischen Außenministeriums. | |
Was jedoch für die Glaubwürdigkeit der Bloomberg-Recherchen spricht: In dem | |
Bericht sind die einzelnen Vorgänge äußerst detailreich aufgeführt. „Das | |
kann sich niemand einfach ausgedacht haben“, sagt der in Hongkong lebende | |
Cybersecurity-Experte Mario Ma. | |
5 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bloomberg.com/news/features/2018-10-04/the-big-hack-how-china-u… | |
[2] https://www.apple.com/newsroom/2018/10/what-businessweek-got-wrong-about-ap… | |
[3] https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-10-04/the-big-hack-amazon-appl… | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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