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# taz.de -- Kommentar zum Vulva-Kommerz: Neue Wörter, keine Klamotten!
> Die Luxus-Modemarke Fendi verkauft einen Schal in Form einer Vulva. Mit
> Feminismus hat das aber nichts mehr zu tun.
Bild: Sieht nicht ganz aus wie eine Vulva, aber fast
Wer Vulva trägt, ist im Trend. Das zeigt auch der neue Schal des
Modeunternehmens Fendi, der sich, länglich und leicht oval geformt, mit
rosa Falten und Fuchsfell um den Hals der Trägerin drapiert, Preis: 790
Euro. Wer ihn trägt, sieht aus, als würde er gerade geboren.
Die Vulva, ein präziser Begriff für das weibliche Geschlechtsteil, hat sich
in feministischen Kreisen etabliert und ist irgendwann zum It-Piece
mutiert. Zeigt es doch scheinbar die fortschrittliche Haltung der
TrägerInnen: ein Tabubruch, das weibliche Geschlechtsorgan so offen zu
zeigen: Feminismus, Revolution, viva la vulva!
Durch den ganzen Hype ist allerdings der Ursprung des Vulvatrends in
Vergessenheit geraten. Denn das Deutsche kennt außer den Wörtern Vagina und
Scheide fast nur abwertende Begriffe für das weibliche Geschlechtsteil, und
die beziehen sich nicht auf den Teil, der von außen sichtbar ist, sondern
auf den unsichtbaren inneren Teil. Klare Sache: ein anderes Wort musste
her, das nicht wertend und vor allem sichtbar sein sollte. Vulva halt.
Die Kommerzialisierung der sichtbaren Weiblichkeit hat danach nicht lange
gedauert. Vulva-Eis und Vulva-Cupcakes sind vor allem geschickte
Vermarktungsstrategien, bei denen der feministische Ursprung
hintenüberfällt. Für die PR zählt allein der krawalligste Vulvaverweis. Der
Schal war in einem bekannten Designer-Onlineshop am Dienstagnachmittag
jedenfalls schon ausverkauft.
Doch die Vulva muss raus aus dem plakativen Kommerz zurück auf die
sprachliche Ebene. Und hinweisen auf das, was fehlt, nämlich: nicht
diskriminierende Worte für weibliche Genitalien. Schamlippen zum Beispiel.
Scham wofür? Sagt doch lieber: Vulvalippen.
17 Oct 2018
## AUTOREN
Sophie Spelsberg
## TAGS
Feminismus
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Kapitalismus
Vagina
Kommerz
Kommerzialisierung
Selbsthilfe
Deutscher Comic
Mutter
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