# taz.de -- Wikileaks-Chefredakteur Hrafnsson: Ein Vertrauter Assanges | |
> Der Gründer der Whistleblower-Plattform Wikileaks, Julian Assange, hat | |
> seinen Chefposten abgegeben. Nun übernimmt die Nummer Zwei. | |
Bild: Hat viel Erfahrung im Investigativjournalismus: der neue Wikileaks-Chef K… | |
„Es schlaucht“, hatte Kristinn Hrafnsson 2017 auf die Frage geantwortet, | |
weshalb er den Posten als Sprecher von Wikileaks nicht länger wahrnehme: | |
„Sechs Jahre sind genug.“ Wobei Hrafnsson aber auch betonte, er werde | |
weiterhin für Wikileaks arbeiten. | |
Das tut er nun in einer führenden Funktion. „Aufgrund der außergewöhnlichen | |
Umstände“, unter denen der bisherige [1][Wikileaks-Chefredakteur Julian | |
Assange] lebe, hat Hrfansson dessen Aufgabe übernommen. Er galt seit Jahren | |
als „Nummer 2“ der Whistleblower-Plattform und enger Vertrauter Assanges. | |
Begonnen hatte diese Zusammenarbeit 2009. Da hatte der Isländer schon eine | |
lange Karriere als investigativer Journalist hinter sich. Zweimal, 2004 und | |
2007, wurde er als „Islands Journalist des Jahres“ geehrt. Und er hatte | |
gerade einen neuen Job bei Islands öffentlich-rechtlichem Rundfunk und | |
Fernsehen RÚV begonnen. Dort wollte er weiter am damals wichtigsten Thema | |
auf der Nordatlantikinsel arbeiten: die Hintergründe des Finanzcrashs, der | |
Island an den Rand des Staatsbankrotts gebracht hatte, aufzudecken. | |
Ein Thema, über das er schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber, dem | |
privaten TV-Kanal Stöð 2, als Direktor des Nachrichtenprogramms „Kompás“ | |
recherchiert hatte. Als Hrafnsson dahinter kam, dass der Eigentümer des | |
Senders, ein Banker, selbst in windige Finanzgeschäfte zwischen Island und | |
[2][verschiedenen Steueroasen] verwickelt war, und das – „natürlich, mein | |
einziger Maßstab ist die Wahrheit“ – öffentlich machte, „da feuerte er … | |
ganze Team und ich verlor meinen Job“. | |
## „Es war eine historische Zusammenarbeit“ | |
„Ich hatte gerade erst meinen dritten Arbeitstag bei RÚV, als ich den Tipp | |
bekam, mal einen Blick auf Wikileaks zu werfen“, berichtete Hrafnsson | |
später über seinen ersten Kontakt zu Assange: „Ich hatte nie von Wikileaks | |
gehört, fand dann aber bei denen Einzelheiten über [3][die Insichgeschäfte | |
der Banken.] Was natürlich mein Interesse an dieser Organisation weckte.“ | |
Das Treffen mit Assange führte ein Jahr später zu seiner dritten Ehrung als | |
„Journalist des Jahres“. Für [4][das Video „Collateral Murder“] über | |
Luftangriffe der US-Army in Bagdad am 12. Juli 2007, bei denen auch | |
offenbar unbewaffnete Zivilisten getötet wurden und das Wikileaks im April | |
2010 veröffentlichte, war Hrafnsson für RÚV nach Bagdad gereist, um | |
Überlebende dieser Angriffe zu interviewen. „Es war eine historische | |
Zusammenarbeit, die erste, die Wikileaks mit einem traditionellen Medium | |
hatte.“ | |
Nachdem RÚV Mitte 2010 den Vertrag mit Hrafnsson nicht verlängerte, widmete | |
er sich ganz der Arbeit für Wikileaks: „Gerade die Rolle, die die Plattform | |
bei der Enthüllung der Hintergründe des isländischen Bankenskandals | |
spielte, machten mir die Wichtigkeit eines anonymen Kanals zur | |
Öffentlichkeit deutlich.“ Was seine neue Rolle bei Wikileaks angeht, ist | |
der 56-Jährige bislang nicht sehr gesprächig: „Ich begrüße die | |
Verantwortung, um die Fortsetzung dieser wichtigen Arbeit zu sichern“, | |
erklärte er in einem Statement. | |
1 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Fuehrungswechsel-bei-Wikileaks/!5536609 | |
[2] /Globale-Recherche-Paradise-Papers/!5460270 | |
[3] /Oekonom-ueber-zehn-Jahre-Finanzkrise/!5533578 | |
[4] https://collateralmurder.wikileaks.org/ | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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