# taz.de -- Manning darf nicht nach Australien: Whistleblower unerwünscht | |
> Chelsea Manning wurde die Einreise nach Australien verweigert. Grund | |
> dafür soll ihre Haftstrafe sein. Sie wird nicht zum ersten Mal | |
> ausgeladen. | |
Bild: Die Whistleblowerin Chelsea Manning wurde verurteilt – Australien will … | |
Canberra/Berlin ap/taz | Whistleblowerin Chelsea Manning ist die Einreise | |
nach Australien für mehrere geplante Vorträge verweigert worden. Die | |
australische Regierung habe eine entsprechende Absichtserklärung | |
ausgestellt, teilte Mannings Tourplaner Think Inc. am Donnerstag mit. Die | |
Gruppe rief Unterstützer der früheren US-Geheimdienstlerin auf, den neuen | |
Einwanderungsminister David Coleman zum Einlenken zu bewegen. | |
„Think Inc. glaubt, dass Ms. Manning das Recht auf Äußerung und politische | |
Meinung hat, ein Recht, das die Grundlage für eine freie und demokratische | |
Gesellschaft und für fundamentale Menschenrechte bildet“, ließ die Firma | |
verlauten. | |
Am Sonntag sollte Manning im Rahmen des Antidote-Festivals in Sydney | |
sprechen, später waren Auftritte in Melbourne, Brisbane und auch in | |
Neuseeland geplant. Dort forderte die konservative Oppositionspartei | |
National Party die Regierung auf, ein Visum für Manning ebenfalls | |
abzulehnen. | |
Die Transfrau war 2010, damals noch bekannt unter dem Namen Bradley | |
Manning, als Ex-Analystin der Militärgeheimdienste festgenommen worden. Sie | |
wurde verurteilt, mehr als 700.000 Dokumente an die Plattform Wikileaks | |
weitergegeben und damit enthüllt zu haben. Die Haftstrafe lag bei 35 | |
Jahren, Ex-Präsident Barack Obama [1][begnadigte Manning zum Ende seiner | |
Präsidentschaft]. | |
Viele Türen schließen sich für Chelsea Manning | |
Der neue Premierminister Australiens, Scott Morrison, sagte am Donnerstag, | |
die Entscheidung in der Sache liege beim Innenminister. Dessen Behörde gab | |
bekannt, individuelle Fälle nicht zu kommentieren. Wer das Land als | |
Ausländer betrete, müsse aber gewisse Anforderungen erfüllen, darunter | |
etwa, nicht im Vorstrafenregister erwähnt zu sein oder keine Gefahr für die | |
Gemeinschaft darzustellen. | |
Bereits 2017 hatte Kanada der Aktivistin [2][die Einreise verweigert]. Die | |
Straftaten, für die sie verurteilt worden war, seien nahe an der Definition | |
für Staatsverrat, der in Kanada mit mindestens zehn Jahren Gefängnis | |
bestraft werde, wurde damals argumentiert. | |
[3][Auch die Harvard Universität versperrte Manning letztes Jahr ihre | |
Tore], obwohl sie ursprünglich zu einem „Visiting Fellow“ ernannt werden | |
sollte. Nachdem der damalige CIA-Chef Mike Pompeo (jetzt US-Außenminister) | |
einen Auftritt wegen der Verleihung abgesagt hatte, ruderte die Elite-Uni | |
zurück und nannte die Einladung Mannings einen „Fehler“. | |
Andere Länder haben Chelsea Manning einreisen lassen. Als sie im Mai zur | |
re:publica in Berlin kam, [4][wurde sie unter tosendem Applaus begrüßt]. | |
„Wir werden eine Lösung finden“ | |
Amnesty International warf der australischen Regierung vor, Manning zum | |
Schweigen bringen zu wollen. Sollte Canberra nicht nachgeben, werde damit | |
die Botschaft ausgesendet, Redefreiheit werde von der Regierung nicht | |
wertgeschätzt. | |
Anwalt Greg Barns, der bereits Wikileaks-Gründer Julian Assange | |
verteidigte, sagte, in der Vergangenheit seien Menschen mit krimineller | |
Vorgeschichte ins Land gelassen worden. Niemand gehe zudem ernsthaft davon | |
aus, dass Manning ein Risiko für die australische Gemeinschaft sei. | |
„Wir werden eine Lösung finden“, sagte Chelsea Manning dem Guardian | |
Australia. Sie ist zuversichtlich, dass die Tour doch noch zustande kommen | |
wird. | |
30 Aug 2018 | |
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