# taz.de -- Experte über Gesundheitsdaten: „Einstieg in die Entsolidarisieru… | |
> In den USA will eine Versicherung nur Kunden, die gesund leben. Die | |
> bekommen Rabatte gegen Daten, warnt Verbraucherschützer Philipp | |
> Opfermann. | |
Bild: Fitness Tracker: Armbänder messen, ob der Träger Sport macht. Versicher… | |
taz: In den USA verlangt mit dem Unternehmen John Hancock der erste | |
Lebensversicherer, dass [1][KundInnen an einem Programm für gesundes | |
Alltagsverhalten teilnehmen]. Diese zahlen weniger ein, wenn sie sich etwa | |
über ein Fitnessarmband kontrollieren lassen. Ist das der Einstieg in die | |
totale Gesundheitskontrolle? | |
Philipp Opfermann: Es gibt den Trend zu mehr Kontrollen in der | |
Versicherungswirtschaft. Neu ist an diesem Angebot, dass es keine Option | |
für den Kunden ist, sondern die Voraussetzung für den Abschluss. Das ist | |
eine Entwicklung, die wir Verbraucherschützer mit großer Sorge betrachten. | |
Es ist der Einstieg in die Entsolidarisierung, in immer individueller | |
Angebote. Die Jungen, Gesunden können sie wahrnehmen, die anderen bleiben | |
außen vor. Der Versicherungsgedanke ist ja, dass in einem Kollektiv Risiken | |
ausgeglichen werden. Und: Die Daten sind Währung, damit bezahlt der Kunde | |
die günstige Prämie. | |
In Deutschland ist mit der Generali bereits ein [2][Versicherer in dieses | |
Geschäft eingestiegen]. Was passiert mit den Daten, die erhoben werden? | |
Der Unterschied zu dem Angebot in den USA ist: Man muss das nicht machen, | |
man kann sich verweigern und bekommt dann eben den Rabatt nicht. Bei dem | |
Angebot der Generali in Deutschland erhält der Versicherer die Daten nicht. | |
Er hat einen Dienstleister dazwischen geschaltet und bekommt nur eine | |
Gesamtbewertung. Das scheint datenrechtlich sauber zu sein. Trotzdem ist es | |
so, dass Daten die Währung sind und Versicherer an möglichst vielen Daten | |
interessiert sind, um eine genaue Risikoeinschätzung vornehmen zu können. | |
Die niedrigere Prämie wird mit Gesundheitsdaten und Einkaufverhalten | |
bezahlt. Für Kunden ist es deshalb immer wichtig, auch das Kleingedruckte | |
zu lesen. | |
Bekommen Kranke demnächst keine Versicherung mehr? | |
Aktuell ist das nicht absehbar, aber solche Angebote könnten der Einstieg | |
sein. Die Gefahr besteht, dass Kunden sich irgendwann rechtfertigen müssen, | |
warum sie keine Daten preisgeben wollen. Weigern sie sich, könnte der | |
Versicherer unterstellen, dass sie nicht gesund leben – und einen höheren | |
Beitrag fordern. | |
Können Kunden [3][Programme zur Überwachung, die so genannten Fitness | |
Tracks, austricksen]? | |
Theoretisch ist das möglich, etwa dass man das Fitnessarmband dem | |
sportlichen Nachbarn mitgibt. Aber diese Angebote richten sich nicht an | |
Menschen, die so etwas möchten. Sie richten sich an diejenigen, die ohnehin | |
ihre sportlichen Aktivitäten überwachen. Oder an Leute, die zu mehr | |
Aktivität und gesünderem Essen animiert werden wollen. | |
Würden Sie den Abschluss so einer Versicherung empfehlen? | |
Das kommt darauf an. Wer ständig bei Facebook seine Laufstrecke postet und | |
Belohnungssysteme gut findet, dem kann man schlecht sagen: Schließe das | |
nicht ab, damit die Älteren und Kränkeren nicht eines Tages schlechter | |
Versicherungsschutz bekommen. Auf jeden Fall ist es wichtig, genau im | |
Kleingedruckten nachzuschauen, was tatsächlich mit den Daten passiert. | |
23 Sep 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://boerse.ard.de/aktien/apple-watch-fuer-alle100.html | |
[2] https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/verguenstigungen-fuer-versicherte-ge… | |
[3] https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Der-ueberwachte-Mitarbeiter-macht-… | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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