# taz.de -- Kommentar moderne Sklaverei: Zu viele Schlupfwinkel für Kriminelle | |
> Das Problem des Menschenhandels in der Bau- und Gastronomie-Branche ist | |
> bekannt. Es wird aber von der Politik geflissentlich ignoriert. | |
Bild: Bauarbeiter oder auch „mobiler Beschäftigter“, oder Sklave kriminell… | |
Im Behördensprech heißen sie „mobile Beschäftigte“. Nennen wir sie, was … | |
sind: Sklaven. Sie bedienen uns im Restaurant, sie pflücken unsere | |
Erdbeeren und sie schuften auf den Baustellen. [1][Gelockt mit dem | |
Versprechen, gutes Geld zu verdienen], werden sie massenweise aus Osteuropa | |
in Kleinbussen herangekarrt, um hier unter menschenunwürdigen Umständen zu | |
leben und sich ausbeuten zu lassen. | |
Das Problem des Menschenhandels in der Baubranche ist bekannt, wird aber | |
von der Politik geflissentlich ignoriert. Befeuert wird es durch die | |
Ausschreibungspraxis, bei der meist das günstigste Angebot den Zuschlag | |
erhält. Subunternehmen werden beauftragt, die wieder Subunternehmer | |
beschäftigen – ein unüberschaubares Netz, mit zu vielen Schlupfwinkeln für | |
kriminelle Machenschaften. | |
Das [2][Bundeskriminalamt] hat im Jahr 2017 elf Ermittlungsverfahren im | |
Bereich der Arbeitsausbeutung abgeschlossen. 180 Opfer meist aus Osteuropa | |
wurden ermittelt, die meisten davon in der Baubranche, aber auch in der | |
Gastronomie, der Fleischverarbeitung oder Hausarbeit. Die Zahl der modernen | |
Sklaven in Deutschland wird auf rund 167.000 geschätzt. Die Dunkelziffer | |
dürfte höher liegen. | |
Dass so wenige Verfahren zustande kommen, liegt auch daran, dass die | |
Betroffenen kaum Deutsch sprechen und von ihren „Vermittlern“ bedroht | |
werden. Die „mobilen Beschäftigten“ sind erpressbar, auch weil meist | |
mehrköpfige Familien auf das Geld aus Deutschland warten. | |
Neben den Beratungsstellen für die Arbeiter, wie in Niedersachsen oder | |
Bremen, müsste es unabhängige Berichtstellen geben, die Ausbeutungsfälle | |
erfassen, um die Dimensionen offenzulegen. Und das Geflecht aus | |
Werkverträgen und Subunternehmen müsste entdröselt werden. Eine Lösung für | |
das Problem wird es aber kaum geben, solange viele davon profitieren. | |
13 Sep 2018 | |
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## AUTOREN | |
Juliane Preiß | |
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