# taz.de -- Ökologische Landwirtschaft: Vertikaler Gemüseanbau | |
> In Ruanda fördert eine Initiative nachhaltige Ideen von Jugendlichen. | |
> Eine besteht in einem neuen Gewächs- und Bewässerungssystem. | |
Bild: Dort soll die Sebstversorgung mit Gemüse besser werden: Kigali, Ruanda | |
Kigali taz | Im Land der tausend Hügel ist Ackerland knapp. Ruanda ist etwa | |
so groß wie Mecklenburg-Vorpommern. Statt 1,6 Millionen wohnen in der | |
ostafrikanischen Binnenrepublik aber knapp 13 Millionen Menschen. Die | |
bergige Landschaft schränkt die Agrarfläche ein, in der dicht besiedelten | |
Hauptstadt Kigali ist selbst privater Gemüseanbau kaum möglich. | |
„Wir brauchen einen neuen Weg, Nutzpflanzen zu kultivieren“, schlussfolgert | |
deshalb Kajyibrami Ghilain. Der 18-jährige Schüler will Großstädtern in | |
seinem Heimatland ermöglichen, ein wenig Landwirtschaft in den eigenen vier | |
Wänden zu betreiben. Seit einigen Monaten entwickelt Ghilain „Green Wall“, | |
ein vertikales Gewächs- und Bewässerungssystem, das sich an Hauswänden | |
befestigen lässt. | |
Aufgeschnittene, umgedrehte Plastikflaschen bilden – mit Erde befüllt – | |
eine Art Blumenkübel. Das Verschlussende der Flasche ruht auf einem Rohr, | |
eine elektrische Pumpe versorgt die Pflanzen durch eben dieses Rohr | |
gleichmäßig mit Wasser. „Und das Ganze kostet nur 25 Dollar“, sagt Ghilain | |
stolz. Bei Freunden und Verwandten hat er das System schon installiert. Auf | |
deren Balkonen wachsen nun Salat, Schnittlauch, Rosmarin und künftig auch | |
Tomaten und anderes Gemüse. | |
Ghilains Projekt ist Teil der vergangenen Oktober gegründeten Initiative | |
African Union Youth for Change (AUY4C). Damit will die ruandische | |
Regierung ökologische Projekte von Jugendlichen fördern. Leiterin des | |
Projekts ist Diane Mushimiyimana. Die Unternehmerin steht stellvertretend | |
für die offensive Fortschrittsgläubigkeit vieler Ruander. 24 Jahre nach dem | |
Völkermord an der Volksgruppe der Tutsi sind viele stolz auf das ruandische | |
„Wirtschaftswunder“. Um 8 Prozent wächst die Wirtschaft jährlich, der neue | |
Wohlstand soll die Erinnerung an die blutige Geschichte des Landes tilgen. | |
Dazu dient auch AUY4C. „Die Jugendlichen brauchen etwas, um die dunkle | |
Vergangenheit loszuwerden“, sagt Mushimiyimana. Außerdem sollen sich junge | |
Ruander in die nachhaltige Gestaltung ihres Heimatlands einbringen. „Lokale | |
Lösungen für lokale Probleme“, nennt Mushimiyimana das. | |
Und an möglichen Lösungen mangelt es nicht. Ein Schüler hat eine Seife auf | |
pflanzlicher Basis entwickelt, die Entzündungen lindert und günstig | |
herzustellen ist. Zwei Studentinnen haben das Modell eines | |
Landwirtschaftsroboters gebaut, der schonend Äcker in Hanglage | |
bewirtschaften kann. | |
Was fehlt ist eine Finanzierung – Geld zur Implementierung der Ideen stellt | |
die Regierung nicht zur Verfügung. So wirkt Ghilain nicht gerade | |
zuversichtlich, dass sein Projekt in größerem Stil umgesetzt wird. | |
„Vielleicht versuche ich mich auch mal in anderen Geschäftsfeldern“, | |
überlegt der Schüler. Vorher soll es zum Studieren nach Kanada gehen. Dort | |
gibt es übrigens mehr als genug Ackerfläche. | |
27 Aug 2018 | |
## AUTOREN | |
Jörg Wimalasena | |
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