| # taz.de -- Umstrittener Waffenverkauf an Mexiko: Heckler & Koch hat es gewusst | |
| > Wegen Waffenlieferungen in mexikanische Krisenregionen steht das | |
| > Unternehmen unter Druck. Zu Recht, wie Vertragsdetails jetzt zeigen. | |
| Bild: Zum Prozessauftakt in Stuttgart erinnern Demonstranten an die Ermordeten … | |
| Berlin taz | Die Angeklagten wollen von nichts gewusst haben: Seit Mai | |
| stehen fünf ehemalige Mitarbeiter von Heckler & Koch in Stuttgart vor | |
| Gericht. Sie sollen dafür verantwortlich sein, dass das Waffenunternehmen | |
| ab 2006 Sturmgewehre in mexikanische Krisenregionen lieferte – ohne | |
| ausreichende Genehmigung. Nicht unsere Schuld, behaupten sowohl der Konzern | |
| als auch die Beschuldigten: Die Waffen habe man an die mexikanische | |
| Zentralregierung geliefert. Wo sie am Ende landeten, [1][habe Heckler & | |
| Koch nicht gewusst]. | |
| Doch das stimmt offenbar nicht. „Report Mainz“ und der taz liegen jetzt die | |
| Lieferverträge zwischen dem Unternehmen und dem mexikanischen | |
| Verteidigungsministerium vor. Als Empfänger der Waffen sind in den | |
| Dokumenten aus dem Jahr 2006 unter anderem die Bundesstaaten Chiapas und | |
| Guerrero aufgeführt – zwei Staaten, in die Heckler & Koch mutmaßlich nicht | |
| liefern durfte. | |
| Hintergrund ist die Menschenrechtssituation in beiden Regionen. Polizisten | |
| machen dort häufig gemeinsame Sache mit der Drogenmafia und gehen brutal | |
| gegen die Bevölkerung vor. In Iguala im Staat Guerrero soll die Polizei | |
| beispielsweise [2][an der Verschleppung und Ermordung von 43 Studenten | |
| beteiligt gewesen sein]. | |
| Die Bundesregierung hatte es wegen dieser Situation zunächst abgelehnt, die | |
| Lieferung von Sturmgewehren nach Mexiko zu genehmigen. Laut Aussagen im | |
| laufenden Prozess vor dem Landgericht Stuttgart hatte vor allem das | |
| Auswärtige Amt Einwände. Die Regierung lenkte allerdings ein, nachdem | |
| Heckler & Koch später eine neue Endverbleibserklärung der Mexikaner | |
| vorgelegt hatte. | |
| ## Regierungsmitarbeiter gaben Tipps | |
| In solchen Dokumenten versichert der Käufer, Waffen nur für bestimmte | |
| Zwecke einzusetzen und nicht weiterzugeben; bei Rüstungsexporten sind sie | |
| Standard. In der Erklärung für das Mexikogeschäft tauchte der umstrittene | |
| Bundesstaat Guerrero zunächst noch als Empfänger auf. Wegen der Bedenken | |
| der Bundesregierung – [3][laut Angeklagten sogar auf Rat deutscher | |
| Regierungsbeamter] – bat Heckler & Koch die Mexikaner um eine neue Version. | |
| Darin war Guerrero gestrichen. | |
| Offenbar war das aber nur ein Trick, um den wahren Zielort zu verschleiern: | |
| Im Vertrag blieb der Bundesstaat ja als Empfänger stehen. Im | |
| Genehmigungsverfahren fiel das nicht auf, da sich das | |
| Wirtschaftsministerium die Verträge nie vorlegen ließ. | |
| Das war nicht die einzige Nachlässigkeit des Ministeriums: In die | |
| abschließende Genehmigungsurkunde schrieben die Beamten nicht hinein, dass | |
| die Waffen nicht in bestimmte Bundesstaaten gelangen dürfen. „Wir haben | |
| nicht daran gedacht, wir dachten, es sei klar“, sagte einer von ihnen als | |
| Zeuge in dem Prozess. Man sei davon ausgegangen, dass die Ausschlussliste | |
| aus der Endverbleibserklärung auch gelte, wenn sie in der Genehmigung nicht | |
| noch mal aufgeführt werde. | |
| Die Verteidigung der Angeklagten sieht das anders. Sie könnte mit Verweis | |
| darauf am Ende des Verfahrens auf Freispruch plädieren. | |
| 14 Aug 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.rosalux.de/news/id/38953/heckler-koch-prozesstag-3-ueber-bedenk… | |
| [2] /!5502021/ | |
| [3] https://www.rosalux.de/news/id/38854/heckler-koch-prozesstag-2-nehmen-sie-d… | |
| ## AUTOREN | |
| Tobias Schulze | |
| ## TAGS | |
| Heckler und Koch | |
| Mexiko | |
| Prozess | |
| Waffenhandel | |
| Rüstungsexporte | |
| Mexiko | |
| Waffenexporte | |
| Heckler & Koch | |
| Mexiko | |
| Heckler und Koch | |
| Mexiko | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verschleppte Studenten in Mexiko: López Obrador will aufklären | |
| Das mexikanische Militär hatte sich dagegen gewehrt, den Fall der 43 | |
| verschleppten Studenten aufzuklären. Mexikos neuer Präsident rollt den Fall | |
| jetzt neu auf. | |
| Prozess wegen illegalen Waffenexports: Der Bruder, der verstehen will | |
| Sechs Studenten wurden 2014 in Mexiko erschossen, 43 verschleppt. Ermittelt | |
| wird auch gegen Heckler & Koch. Ein Angehöriger kommt zum Prozess. | |
| Heckler & Kochs Lieferungen nach Mexiko: Kronzeuge belastet Waffenschmiede | |
| Heckler & Koch hat wohl wissentlich eine verbotene Lieferung Waffen nach | |
| Mexiko geschickt. Das sagte nun ein Whistleblower vor Gericht aus. | |
| Exklusive Recherche zu Heckler & Koch: Parteispenden für Waffen | |
| Recherchen von taz und „Report Mainz“ legen nahe, dass Heckler & Koch Geld | |
| fließen ließ, um Waffenexporte nach Mexiko durchzusetzen. | |
| Exmitarbeiter vor Gericht: Die Mexiko-Deals von Heckler & Koch | |
| Ehemalige Beschäftigte der Firma Heckler & Koch sollen ungenehmigt tausende | |
| Gewehre nach Mexiko geliefert haben. Nun startete der Prozess gegen sie. | |
| Morde an Studenten: Deutsche Waffen, tote Mexikaner | |
| Heckler & Koch soll ohne Genehmigung tausende Gewehre nach Mexiko geliefert | |
| haben. Nun stehen Ex-Mitarbeiter in Stuttgart vor Gericht. |