# taz.de -- Nabu ruft zur Insektenzählung auf: „Wir brauchen Daten zum Besta… | |
> BürgerInnen sollen helfen, bundesweit Insekten zu zählen. Daniela | |
> Franzisi vom Nabu erklärt, was das bringt und worauf man achten sollte. | |
Bild: Vielleicht am Wegrand zu entdecken: Die rot-weiße Streifenwanze | |
taz: Frau Franzisi, am heutigen Freitag startet der NABU die Mitmachaktion | |
„Insektensommer“. Warum sollten wir Insekten zählen? | |
Daniela Franzisi: Es ist wichtig, dass wir Daten zum Insektenbestand | |
bekommen. Bisher gibt es dazu keine bundesweite Erhebung. Insekten haben | |
eine enorme Bedeutung für das Ökosystem – sei es bei der Bestäubung von | |
Pflanzen oder als Teil der Nahrungskette. Eine Aktion wie die Laienzählung | |
sensibilisiert BürgerInnen für die kleinen Krabbler und das Problem des | |
[1][Insektensterbens] – und schafft eine Wissensbasis, die auch Druck auf | |
die Politik ausüben kann. | |
Wie zählt man Insekten? | |
Gezählt werden darf alles, was man erkennen und genauer bestimmen kann. Wir | |
haben Parameter für die Zählung festgelegt: BürgerInnen sollten einen | |
Radius von 10 Metern um sich herum über einen Zeitraum von bis zu einer | |
Stunde beobachten. Das können Sie zum Beispiel auf einer Wiese oder im Wald | |
tun, aber auch mitten in der Stadt im Garten oder auf dem Balkon. Wir haben | |
die [2][App „Insektenwelt“] entwickelt, über die Beobachtungen direkt | |
gemeldet werden können. Die App hilft durch eine Fotoerkennung bei der | |
Bestimmung von 122 gängigen Insektenarten. Außerdem können BürgerInnen | |
Daten über ein Onlineformular melden, das bis zum 19. August unter | |
[3][insektensommer.de] freigeschaltet ist. | |
Worauf muss man sonst beim Zählen achten? | |
Wichtig ist, Doppelzählungen zu vermeiden. Wenn zum Beispiel eine Biene | |
immer wieder zu der gleichen Blüte fliegt, dann sollte man nur diese eine | |
melden und nicht acht. Manchmal lohnt es sich auch, eine Becherlupe zur | |
Hand zu nehmen, um die Tiere genauer zu bestimmen. Danach sollten die | |
Insekten aber wieder dort freigelassen werden, wo man sie gefunden hat. | |
Ist es nicht zu heiß, um Insekten zu beobachten? | |
Eigentlich ist dieses trockene, windstille Wetter super für die | |
Insektenzählung. Erst bei dauerhaft 40 Grad wird es auch für die Tiere | |
gefährlich. Insekten haben unterschiedliche Tricks mit der Hitze umzugehen, | |
Hummeln pumpen zum Beispiel heiße Luft in ihren Hinterleib um einen kühlen | |
Kopf zu bewahren. Was man aber anbieten kann, sind Insektentränken. Einfach | |
ein flaches Gefäß mit Wasser und Steinen oder Murmeln füllen, damit die | |
Insekten nicht ertrinken. An der Tränke kann man die Tiere auch gut | |
beobachten. | |
Ist so eine Citizen Science Aktion überhaupt wissenschaftlich valide? | |
Auf jeden Fall. Natürlich sind wir bei einer Massenzählung aber darauf | |
angewiesen, dass möglichst viele Menschen mitmachen und viele Daten | |
erheben. Toll ist aber, dass die Leute dabei etwas lernen: Was lebt | |
eigentlich an kleinen Tierchen im Garten, oder auf dem eigenen Balkon? | |
Solche Beobachtungen sind Basis jeder wissenschaftlichen Studie. | |
Massenerhebungen mithilfe der BürgerInnen werden laut Studien meist von | |
Jahr zu Jahr präziser. Für uns fällt mit dem diesjährigen Insektensommer | |
der Startschuss – für die kommenden Jahre haben wir dann hoffentlich tolle | |
Vergleichsdaten und können unsere Methode weiterentwickeln. | |
4 Aug 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Entomologe-im-Interview/!5512906 | |
[2] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer… | |
[3] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/insektensommer… | |
## AUTOREN | |
Lin Hierse | |
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