# taz.de -- Hashtag #MeTwo zu Rassismus: Setzen, sechs! | |
> Auf Twitter erzählen Menschen von ihren Erfahrungen mit Vorurteilen und | |
> Alltagsrassismus. Oftmals sind es Lehrer, die diskriminieren. | |
Bild: Der Schöpfer von #MeTwo, Ali Can, präsentiert seinen Hashtag als Geste | |
Wer ein paar Minuten Lesezeit übrig hat, sollte sich zu Gemüte führen, was | |
unter dem [1][Hashtag #MeTwo auf Twitter] erzählt wird. Tausende sind dem | |
Aufruf des Journalisten Ali Can gefolgt und posten auf der Online-Plattform | |
ihre Erfahrungen mit Alltagsrassismus. Alles ist dabei: von einer | |
wohlgemeinten, aber diskriminierenden Äußerung bis hin zu Benachteiligung | |
bei der Job- und Wohnungssuche und Gewalt. | |
Besonders auffallend ist, wie oft Diskriminierung von Lehrern ausgeht. | |
[2][Ein Nutzer schreibt zum Beispiel]: „All die Tweets zu #MeTwo erinnern | |
mich an einen schwarzen Klassenkameraden, der damals im Sportunterricht | |
immer eine Note Abzug bekam, weil er ja ,einen unfairen Vorteil hätte'.“ | |
Dass viele User auf Twitter von solchen Vorfällen berichten, wundert Sanem | |
Kleff von der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ | |
nicht. Zunächst einmal sei es klar, dass auf einem jungen Medium wie | |
Twitter der Ort Schule oft genannt werde. Zum anderen hätten Lehrer wegen | |
der schulischen Hierarchie mehr Gelegenheit, zu benachteiligen, als | |
Menschen in anderen Berufen. | |
Mehr Zugangsmöglichkeiten für Migranten | |
Für ein diskriminierungsfreieres Klima müsse die Balance zwischen Schülern | |
und Lehrern verbessert werden, sagt Kleff. Denn während jedes dritte Kind, | |
das eingeschult wird, einen Migrationshintergrund habe, entscheiden sich | |
immer noch sehr wenige Migranten für eine Lehrerkarriere. | |
Gerade in einer Zeit, in der überall Lehrermangel beklagt werde, müsse man | |
mehr Zugangsmöglichkeiten für Migranten schaffen, fordert die Pädagogin. | |
Aber es gäbe keinen Masterplan gegen Rassismus, das wichtigste sei, dran zu | |
bleiben. | |
Dran bleiben – das versucht Ali Can mit seinem Hashtag. Den rief er als | |
Reaktion auf die Debatte um den Fußballspieler Mesut Özil ins Leben, um die | |
Diskriminierung von Minderheiten in Deutschland öffentlich zu zeigen. Schon | |
2016 erregte er Aufmerksamkeit, als er eine „Hotline für besorgte Bürger“ | |
gründete, bei der AfD-Wähler und Pegida-Gänger anrufen und mit ihm über | |
ihre Ängste sprechen können. | |
Das „Two“ in #MeTwo stehe dafür, mehr als eine Identität sein zu können, | |
erklärt Can [3][in einem Video], das über das Online Magazin Perspective | |
Daily verbreitet wurde. Man könne Deutscher sein und sich gleichzeitig | |
einer anderen Kultur verbunden fühlen: „Die zwei Seiten verschmelzen. Sie | |
stehen nicht im Widerspruch“. | |
Two, nicht Too | |
#MeTwo soll natürlich auch an die [4][#MeToo-Kampagne] erinnern, die seit | |
Oktober 2017 das ganze Ausmaß sexueller Gewalt in Hollywood und auf der | |
ganzen Welt aufzeigt und schon den ein oder anderen mächtigen Mann zu Fall | |
gebracht hat. Mit dem Namen hören die Parallelen aber nicht auf: Wie in der | |
Sexismus-Debatte auch gibt es Gegenwind. | |
Der Tenor „Die sollen sich mal nicht so haben“, weht durch viele der | |
Antworten auf Tweets, in denen Menschen ihr Herz ausschütten. Die | |
Moderatorin Hatice Akyün zum Beispiel hat ihre Tweets zur Debatte wieder | |
gelöscht, da auch die Antworten auf ihre Darstellungen teilweise wieder nur | |
rassistisch gewesen seien, wie [5][sie auf Twitter schreibt]. Die | |
Gegenreaktionen bestätigen, was auch schon in den Erlebnisberichten steht: | |
Deutschland hat ein Rassismus-Problem. | |
27 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://twitter.com/search?q=%23metwo&src=typd | |
[2] https://twitter.com/Pfanddose/status/1022409512832126976 | |
[3] https://twitter.com/PDmedien/status/1021805180214497285 | |
[4] /Sexualisierte-Gewalt-MeToo/!5455280 | |
[5] https://twitter.com/HaticeAkyuen/status/1022778374576586752 | |
## AUTOREN | |
Maxie Römhild | |
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