# taz.de -- Hashtag #MeTwo: Einfach mal zuhören | |
> Unter dem Hashtag #MeTwo twittern Tausende ihre Erfahrungen mit | |
> Rassismus. Viele Reaktionen darauf sind verharmlosend und beleidigend. | |
Bild: Der 24-jährige Ali Can hat #MeTwo gestartet und damit eine Debatte über… | |
Seit Tagen beschreiben Tausende Menschen bei Twitter unter [1][dem Hashtag | |
#MeTwo], wie sie in Deutschland ausgegrenzt und diskriminiert werden. Statt | |
der sonstigen Fußballkommentare und Tatort-Witze wird die Plattform nun | |
dazu genutzt, [2][um auf Rassismus aufmerksam zu machen]. Und das ziemlich | |
erfolgreich – innerhalb von zwei Tagen wurde [3][#MeTwo] zum meistgeteilten | |
Hashtag innerhalb des deutschschsprachigen sozialen Netzwerkes. | |
Ins Leben gerufen hatte die Debatte der Autor und Aktivist Ali Can, eine | |
Woche nachdem der Fußballspieler Mesut Özil seinen Rücktritt aus der | |
deutschen Nationalmannschaft bekannt gegeben hatte. Can rief per | |
Videobotschaft dazu auf, diskriminierende Erfahrungen zu teilen: „Wir | |
brauchen sozusagen eine ‚MeToo‘-Debatte für Menschen mit | |
Migrationshintergrund.“ | |
Die Bandbreite der Tweets ist groß und sie reicht von der Beschreibung von | |
diskriminierenden Äußerungen, gewaltätigen Übergriffen bis hin zu | |
Benachteiligungen in alltäglichen Situationen. Manche erzählen, dass sie | |
aufgrund ihrer Hautfarbe nicht in den Club gekommen sind oder aufgrund | |
ihres nicht deutsch klingenden Nachnamen eine Wohnung nicht bekommen haben. | |
Viele der Erzählungen sind in der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der | |
Straße geschehen – alltägliche Orte, an denen sich nicht-weiße Menschen | |
immer wieder mit Rassismus konfrontiert sehen. Auch Politiker*innen, wie | |
der Grünen-Bundestagsabgeordneter Cem Özdemir, teilen ihre Erfahrungen bei | |
Twitter. | |
## Rechte vereinnahmen den Hashtag | |
Soziale Medien sind nicht für ihre konstruktiven Debatten bekannt. Es ist | |
keine Seltenheit bei Twitter, das Rechte einen Hashtag für sich | |
vereinnahmen. So lassen sich auch unter #MeTwo viele Tweets finden, in | |
denen sich User*innen diskriminiert fühlen, weil sie als „Almans“ oder | |
„Kartoffeln“ bezeichnet werden. Es sind Menschen, die nicht verstanden | |
haben oder verstehen wollen, was Rassismus ist – und dass [4][als Kartoffel | |
bezeichnet zu werden keine strukturelle Diskriminierung ist]. | |
Doch in dieser Debatte ist es extrem – nach wenigen Tagen wird sie von Hass | |
anstatt von Solidarität und Verständnis dominiert. In den Kommentaren unter | |
den Tweets produzieren viele erneuten Rassismus. Der reicht von | |
Beleidigungen, über Hass bis hin zu Gewaltandrohungen. | |
Die Journalistin und Autorin Hatice Aküyn löschte ihre Tweets unter #MeTwo | |
am Freitag und erklärte, sie sähe sich dazu gezwungen, da der rassistische | |
Backlash zu groß sei. Am Sonntagvormittag äußert sie sich erneut zu der | |
Thematik – und auch hier ließen die negativen Kommentare nicht lange auf | |
sich warten. | |
Unter den Kommentator*innen sind nicht nur rechte Trolls zu finden. Der | |
Journalist Jan Fleischhauer beschwert sich beispielsweise bei Twitter, dass | |
seine Spiegel-Online-Kolumne noch keine Preise gewonnen hat und versieht | |
den Tweet mit dem Hashtag #MeTwo. Damit setzt er seine Erfahrung mit | |
Diskriminierung und Ausgrenzung gleich. | |
## Erfahrungen werden in Frage gestellt | |
Ganz so, als würde es keinen Unterschied machen, ob die Texte eines | |
privilegierten Mannes nicht ausgezeichnet werden oder beispielsweise eine | |
Frau aufgrund eines getragenen Kopftuches bedroht wird. | |
Der sächsische CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer bezeichnet die | |
Debatte als „ein typisches Wohlstandsphänomen – wie so oft in Deutschland�… | |
Es sind keine einzelnen Stimmen, die sich über die MeTwo-Debatte ablehnend | |
äußern und Rassismuserfahrungen in Frage stellen. | |
Auch gerade im Hinblick auf die Debatte um Özils Rücktritt zeigen die | |
zahlreichen Tweets und Kommentare, dass ein großer Teil der | |
Mehrheitsgesellschaft nicht bereit zu sein scheint, sich mit dem Thema | |
Rassismus und den eigenen Privilegien auseinanderzusetzen. | |
[5][#MeToo] hat bewiesen, dass Hashtags gesellschaftlichen Wandel | |
vorantreiben können – zumindest zu einem Teil. [6][Das könnte auch #MeTwo | |
schaffen]. Zu Beginn fordern Betroffene dafür etwas Leichtes, nämlich: | |
Einfach mal zuhören! | |
30 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Hashtag-MeTwo-zu-Rassismus/!5520176 | |
[2] /Hashtag-MeTwo-zu-Rassismus/!5520176 | |
[3] /Kolumne-Liebeserklaerung/!5520202 | |
[4] /Kolumne-Minority-Report/!5518692 | |
[5] /Schwerpunkt-metoo/!t5455381 | |
[6] /Kolumne-Metwologie/!5520336 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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