# taz.de -- Kolumne Geht's noch?: Rassismus ist kein Imageproblem | |
> Gekürzt, verstellt und respektlos: Was man von einem Interview zwischen | |
> der „Bild“ und Bundesaußenminister Heiko Maas alles lernen kann. | |
Bild: Sorgt sich um Deutschlands Ansehen in der Welt? Außenminister Heiko Maas | |
Wenn Zitate, die keine sind, als solche gekennzeichnet werden und Rassismus | |
als Imageproblem dargestellt wird, dann läuft etwas schief in Politik und | |
Medien. Im [1][Interview mit der Bild-Zeitung] sprach Außenminister Heiko | |
Maas von der Özil-Debatte, Integration und Rassismus. In alter Bild-Manier | |
stark angeworben, bleibt die Berichterstattung eher mau – genau wie die | |
Aussagen des SPD-Politikers. | |
Während der Außenminister im Interview sagt: „Es schadet dem Bild | |
Deutschlands, wenn der Eindruck entsteht, dass Rassismus bei uns wieder | |
salonfähig wird“, ist auf der Startseite der Bild zu lesen: „Özil-Debatte | |
schadet unserem Ansehen“. Munter gekürzt und verstellt gibt die Bild einen | |
Satz als Zitat an, der so nie gesagt wurde. | |
Als sei ein Möchtegern-Zitat nicht genug, entdeckte BILDblog [2][gleich | |
noch ein weiteres]. Im Interview sagte der Minister: „Ich glaube auch | |
nicht, dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden | |
Multimillionärs Auskunft gibt über die Integrationsfähigkeit in | |
Deutschland.“ Auf der Startseite der Bild klang das allerdings etwas | |
anders: „Dieser Multimillionär hat nichts mit Integration zu tun.“ | |
Immerhin: In dem Fall reagierte die Bild und glich das Zitat den Worten von | |
Maas an. Generell verwunderlich ist, dass das Interview der Zeitung nicht | |
mehr wert war als [3][zwei einsame Absätze auf ihrer Webseite]. | |
„Die Rassismusdebatte schadet Deutschlands Ansehen in der Welt fast so sehr | |
wie Außenminister Heiko Maas“, reagierte Moritz Hürtgen, Redakteur bei | |
Titanic, [4][per Twitter] auf die Aussagen des SPD-Politikers. Das | |
Titelbild von Hürtgens Twitter-Profil ziert ein [5][Tweet von Bild-Chef | |
Julian Reichelt]: „Und wieder versucht Titanic-Mitarbeiter Hürtgen, mit | |
Fake News Spaltung herbeizuführen.“ „Fake News“ – große Worte für de… | |
einer Zeitung, die sich Zitate zusammenbastelt, wie es ihr gerade passt und | |
Aussagen entstellt. Wie war das noch gleich mit dem Glashaus und den | |
Steinen? | |
Zurück zu Maas: Auch hier hagelt es Kritik, zum Beispiel [6][von Altkanzler | |
Gerhard Schröder]. Zurecht. Denn Rassismus als Imageproblem darzustellen | |
ist respektlos. In erster Linie schadet Rassismus den Menschen – und das | |
sollte auch einem Außenminister wichtiger sein als das öffentliche Ansehen. | |
Özils Aussagen zu untergraben und seine Person auf Einkommen und aktuellen | |
Wohnort zu reduzieren ist nicht nur ungeschickt – es spielt auch jenen in | |
die Hände, die Menschen aufgrund ihrer Heimat, ihres Einkommens oder ihrer | |
Religion diskriminieren und somit für das von Maas genannte Imageproblem | |
sorgen. Erst nachzudenken und dann zu reden, das möchte man dem | |
vermeintlichen Sozialdemokraten mit auf den Weg geben. | |
30 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bild.de/politik/inland/heiko-maas/interviewzu-integration-56467… | |
[2] https://bildblog.de/100314/maaslos-verkuerzt/ | |
[3] https://www.bild.de/politik/inland/heiko-maas/interviewzu-integration-56467… | |
[4] https://twitter.com/hrtgn/status/1023829330626064384 | |
[5] https://twitter.com/hrtgn?lang=de | |
[6] https://www.sueddeutsche.de/politik/schroeder-maas-oezil-1.4068652 | |
## AUTOREN | |
Charlotte Köhler | |
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