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# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: #MeTwo
> Eine Woche nach Özils Erklärung lohnt es sich zu lesen, wie Menschen auf
> Twitter von ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus berichten.
Bild: #MeTwo erzählt auch vom Widerstand gegen Rassismus
Die meisten Hashtags sind wie Kleingeld: Sie kommen, gehen, und tags drauf
ist es so, als hätte es sie nie gegeben. Behauptet also jemand, dass ein
Hashtag gerade die Runde macht, lohnt es sich oft abzuwarten. Ob mehr
dahintersteckt als der Wunsch einer Handvoll aufgewühlter
Social-Media-Nutzer oder PR-Strategen, ihr Anliegen groß zu machen, ohne
sich physisch zu bewegen. Puff – und weg.
[1][#MeTwo], dieser Hashtag, den Journalist und Aktivist Ali Can in dieser
Woche ins Leben rief, scheint mehr zu sein als das. Seit Tagen berichten
darunter Menschen mit Migrationshintergrund über Ausgrenzung und
Alltagsrassismus, die sie in Deutschland erfahren haben.
Über Wohnungen, die sie mit ausländisch klingenden Nachnamen nicht bekamen.
Über Polizisten, die sie anlasslos verdächtigten. Über Herabsetzungen durch
Lehrer. Über Mütter von Partnern, die ihnen aufgrund ihrer Hautfarbe
Krankheiten andichteten, und vieles andere. Eine Lektüre, die betroffen
macht angesichts der geballten Wucht der Anfeindungen, eine wichtige
Lektüre in Woche eins nach Özil. Lohnenswert zu lesen, gerade für Menschen
ohne Migrationshintergrund.
Der Hashtag ist eine Einladung, einfach mal zuzuhören. Was natürlich im
überhitzten Wutklima des Sozialdigitalen schwerlich funktioniert – wobei
#MeTwo jede Menge neue Leugnung, Relativierung und Hass produziert. Doch
vielleicht liegt sogar darin eine Chance – wenn diesmal genau diejenigen
öffentlich widersprechen, denen das Ausmaß der Anfeindungen erst jetzt
bewusst wird.
Wenn es gut läuft, dann könnte aus alldem tatsächlich etwas entstehen. Im
besten Falle das, was bei #Aufschrei oder #MeToo passierte: Mittels
Tausender Anekdoten wurden Summe und Spektrum eines Problems sichtbar.
Diese Hashtags sind ähnlich wie #BlackLivesMatter und #NotJustSad Synonyme
für ein Problem geworden und Hoffnung für alle, die sich einen Wandel
wünschen, die ihn brauchen. Sie haben verändert, wie wir über sexuelle
Übergriffe, über Rassismus und Depressionen sprechen. Allen Garstig- und
Unbenutzbarkeiten der heutigen sozialen Medien zum Trotz. Weil sie ein
Momentum auf ihrer Seite hatten.
Vielleicht sind wir ja genau jetzt auch bereit für #MeTwo.
28 Jul 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/search?q=%23MeTwo&src=tyah
## AUTOREN
Meike Laaff
## TAGS
Mesut Özil
Anti-Rassismus
Hashtag
Mesut Özil
Mesut Özil
Schwerpunkt Rassismus
NetzDG
Mesut Özil
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