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# taz.de -- Verdacht auf Vetternwirtschaft: US-Umweltbehördenchef tritt zurück
> Als Chef der Umweltbehörde hat Scott Pruitt zahlreiche Regeln zum
> Umweltschutz ausgehöhlt. Nach mehreren Skandalen räumt er seinen Posten.
Bild: Und Tschüss!
New York taz | Einen „herausragenden Job“ habe Scott Pruitt gemacht,
[1][tweetete der US-Präsident] am Donnerstag. Aber den Rücktritt des Chefs
der Umweltbehörde EPA nahm er dennoch an. Mehr wegen der Form, als des
Inhalts. Pruitt war zu der Inkarnation jenes „Sumpfes in Washington“
geworden, über den Donald Trump oft geschimpft hat. Wegen des Verdachtes
auf Korruption, Vetternwirtschaft und seiner verschwenderischen Ausgaben im
Amt erschien Pruitt zuletzt selbst führenden RepublikanerInnen nicht mehr
tragbar.
Bislang laufen zwölf Untersuchungen gegen ihn – darunter eine in seiner
eigenen Behörde sowie eine im Repräsentantenhaus. Mehrere demokratische
Kongressabgeordnete halten auch einen kriminellen Missbrauch öffentlicher
Gelder für möglich und überreichten dem FBI Dokumente für eine Ermittlung.
Pruitt selbst begründete seinen Rückzieher am Donnerstag mit „nicht enden
wollenden Attacken“ gegen seine Person und Familie. Und möglicherweise hat
ihm eine junge Frau, die ihn vor wenigen Tagen mit ihrem Baby auf dem Arm
in einem Restaurant zur Rede gestellt hat, den Rest gegeben. „Wir brauchen
jemanden an der Spitze der Umweltbehörde, der tatsächlich die Umwelt
schützt, an den Klimawandel glaubt und etwas dagegen unternimmt“,
[2][tweetete Kristin Mink] nach ihrem Auftritt an seinem Tisch, der als
Video sofort zu einem Klick-Erfolg in den sozialen Medien wurde. Nach
Pruitts' Rücktritt meldete Mink sich erneut zu Wort. Dieses Mal [3][fragte
sie Donald Trump], wo er am Freitag essen geht.
Seit Beginn von Pruitts‘ Amtsantritt sind beinahe monatlich neue Skandale
bekannt geworden. Unter anderem ließ er sich von der Gattin eines
Energie-Lobbyisten eine Wohnung in Washington zu dem symbolischen Preis von
nur 50 Dollar die Nacht vermieten, ließ sich von Industrievertretern zu
Reisen einladen, verschaffte seinen Kumpeln aus der Energiewirtschaft
Stellen in der EPA und nutzte seine politische Rolle, um einen Job für
seine Gattin zu suchen.
Seinen offiziellen Kalender ließ er frisieren, um zu verhindern, dass diese
Dinge an die Öffentlichkeit kamen. Doch die Medien blieben ihm und seinen
Karriereplänen auf den Fersen. So enthüllte CNN, dass Pruitt dem
US-Präsidenten kürzlich vorgeschlagen hat, Justizminister Jeff Sessions zu
entlassen und ihm die Position zu geben.
Pruitt kam als ausgewiesener Gegner der Umweltbehörde, EPA sowie als
Klimawandelleugner nach Washington. Bevor Trump ihn zum EPA-Chef machte,
hatte er als Justizminister des Ölstaates Oklahoma 14 Mal gegen die Behörde
geklagt, deren Zerstörung er seit Anfang 2017 betreibt. Seit seinem
Amtsantritt in Washington hat er die Luft- und Wasserschutzregelungen der
Obama-Regierung ausgehöhlt, hat die Obergrenzen für zahlreiche
Schadstoffabgaben – darunter Arsen, Blei und Quecksilber – gestrichen, hat
den Ausstieg der USA aus dem internationalen Klimaabkommen vorbereitet, und
hat für die Zulassung von Ölförderung in Nationalparks und vor der Küste
gesorgt. Um kritische Stimmen auszuschalten, erteilte Pruitt gleich zu
seinem Amtsantritt ForscherInnen und MitarbeiterInnen seiner Behörde einen
Maulkorb.
Dass sich die Umwelt- und Klimapolitik der US-Regierung nach Pruitts'
Rücktritt ändert, ist unwahrscheinlich. Seine zerstörerische Arbeit an der
Spitze der EPA soll zunächst sein bisheriger Stellvertreter, Andrew
Wheeler, fortsetzen. Der hat zwar persönlich ein anderes Profil, liegt aber
umweltpolitisch auf derselben Linie wie Pruitt und Trump. Genau wie sein
Amtsvorgänger bringt auch Wheeler Interessenkonflikte mit ins Amt, die aus
langjährigern Arbeit für große Umweltverschschmutzer rühren. Als Anwalt und
Lobbyist war er unter anderem für Kohlekonzerne tätig.
6 Jul 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1014956568129892352
[2] https://twitter.com/KristinMinkDC/status/1013877960049340417
[3] https://twitter.com/KristinMinkDC/status/1014967296979341313
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
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