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# taz.de -- Feldbesetzungen gegen Glyphosat: Umweltverbände sind dagegen
> Aus Protest gegen Glyphosat besetzen Aktivisten Felder. NABU, BUND und
> Greenpeace machen nicht mit – unter anderem weil die Aktionen illegal
> seien.
Bild: Pestizideinsatz auf dem Acker: Jetzt das Feld besetzen?
Berlin taz | Die großen Umweltverbände wollen sich nicht an Feldbesetzungen
gegen das umstrittene Pestizid Glyphosat beteiligen. „Meines Erachtens ist
diese Aktion illegal. Sie besetzen ja Eigentum. Und wir sind kein Verband,
der sich zu dergleichen Aktionismus hinreißen lässt“, sagte Till-David
Schade, Artenvielfaltsexperte des Naturschutzbunds, der die größte
Umweltorganisation in Deutschland ist. Zudem würden solche Aktionen die
Gräben zwischen Naturschützern und Bauern vertiefen. „Wir wollen aber den
Dialog“, so Schade.
Der bekannte Aktivist und Politikprofessor Peter Grottian hatte vergangene
Woche [1][in der taz] gesagt, er wolle gemeinsam mit anderen Mitstreitern
im Juli „im südlichen Baden-Württemberg nachts auf einen Weinberg und ein
Rapsfeld gehen und riesige Plakate aufstellen und vorsichtig auf die
Pflanzen legen“. Ungefähr gleichzeitig sollten ähnliche Aktionen im
brandenburgischen Werder und im niedersächsischen Oldenburg stattfinden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland erklärte nun jedoch auf
taz-Anfrage: „Der BUND möchte Landwirte als Partner im Kampf gegen das
Artensterben in der Agrarlandschaft gewinnen. Deshalb unterstützen wir die
Feldbesetzungen nicht.“
„Das ist Ziviler Ungehorsam bei den Falschen“, sagte Christoph Bautz,
Geschäftsführer des Kampagnennetzwerks Campact. „Als Bewegung für die
Agrarwende brauchen wir die Bäuerinnen und Bauern als Verbündete. Wenn man
Zivilen Ungehorsam zu Glyphosat machen will, dann sollte man sich vor die
Tore des größten Herstellers setzen. Das ist – nach der Fusion mit Monsanto
– Bayer mit Sitz in Deutschland.“
Greenpeace verurteilte die Aktion nicht, aber unterstützte sie auch nicht.
„Unsere Form wäre die angesprochene Aktivität in dem Fall und im Moment
nicht“, schrieb Dirk Zimmermann, Agrarexperte der Organisation, der taz.
Die Gründe wollte er auch auf Nachfrage nicht erläutern.
## Kritik von Bauernorganisationen
Agrarorganisationen kritisierten den Aufruf Grottians. „Feldbesetzung ist
wie Stalleinbruch – illegal und illegitim“, sagte der Generalsekretär des
Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken.
Der Bundesgeschäftsführer der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft, Ulrich Jasper, erklärte, gegen Glyphosat seien
Feldbesetzungen „ganz sicher die falsche Aktionsform.“ Sie schiebe die
Verantwortung sowohl für die erneute Zulassung des Pestizids in der EU als
auch für das Spielen auf Zeit der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia
Klöckner (CDU) den Bauern zu. Dabei würden viele Landwirte versuchen, etwa
durch andere Fruchtfolgen den Glyphosat-Einsatz zu reduzieren. „Der Staat
muss den Ausstieg mit klaren Regeln, verbindlichem Zeitplan und
fachkundiger Beratung organisieren.“
Glyphosat ist der meistverkaufte Pestizidwirkstoff. 2015 stufte ihn die
Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich
krebserregend“ ein. Zudem zerstört Glyphosat so gut wie alle nicht
gentechnisch veränderten Pflanzen auf dem Feld und damit auch Nahrung
beispielsweise für Vögel und Insekten. Da die zuständigen Fachbehörden der
Europäischen Union das Mittel jedoch für ungefährlich halten, haben die
EU-Staaten Glyphosat Ende 2017 für weitere 5 Jahre zugelassen.
2 Jul 2018
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Jost Maurin
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