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# taz.de -- NATO-Gipfel in Brüssel: Trump gegen Merkel
> US-Präsident Donald Trump wettert beim NATO-Gipfel gegen Deutschland. Das
> zahle zu wenig und kaufe dann auch noch Gas bei Russland.
Bild: Trump wettert, Merkel kontert
Brüssel taz | Kanzlerin Angela Merkel und Nato-Generalsekretär Jens
Stoltenberg hatten sich akribisch vorbereitet. Mit aktuellen Zahlen zu den
Verteidigungsausgaben wollten sie mögliche Angriffe von US-Präsident Donald
Trump gleich am Mittwoch, dem ersten Tag des [1][Brüsseler Nato-Gipfels],
parieren.
Trump klagt seit Wochen darüber, dass die USA im Atlantischen Bündnis
angeblich zu hohe Lasten tragen und Deutschland viel zu wenig zahle.
„Werden Sie uns das Geld zurückerstatten?“, fragte er schnippisch per
Twitter. Doch dann kam seine Attacke von einer ganz anderen Seite.
Beim Frühstück mit Stoltenberg machte Trump eine neue, unerwartete Front
auf: Er griff Deutschland wegen seiner Russland-Politik und der geplanten,
auch in der EU heftig umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 scharf an –
und versuchte, die Nato in den Streit hineinzuziehen.
„Deutschland wird völlig durch Russland kontrolliert“, schimpfte der
Präsident, der sich zu Hause in Washington für die Frackingindustrie und
den Export von US-Flüssiggas einsetzt. „Sie zahlen Milliarden Dollar an
Russland, und dann müssen wir sie gegen Russland verteidigen. Sagen Sie es
mir, finden Sie das angemessen?“, klagte Trump gegenüber einem
konsternierten Stoltenberg.
## Trump will Deutschland isolieren
Das schlug wie eine Bombe ein. Schließlich lehnen auch andere Nato-Staaten
wie Polen die deutsch-russische Pipeline ab. Trump zielte offenbar darauf
ab, Deutschland zu isolieren und die Allianz zu spalten. Und das noch vor
Beginn des eigentlichen Gipfels, hinter Merkels Rücken.
Doch das Manöver zeigte nicht die erwünschte Wirkung. Stoltenberg lehnte es
ab, die Nato mit dem Gasstreit zu befassen. Das sei eine nationale
Angelegenheit, sagte der Norweger. Und Merkel fand, als sie von Trumps
Verbalattacke erfuhr, auch gleich eine passende Parade.
Bei ihrer Ankunft im Brüsseler Nato-Hauptquartier ergriff sie das Wort. Sie
wolle „aus gegebenem Anlass“ sagen, dass sie selbst erlebt habe, „dass ein
Teil Deutschlands von der Sowjetunion okkupiert wurde“, so Merkel. Seit der
Wiedervereinigung könne die Bundesrepublik aber „eigenständige
Entscheidungen fällen“. Zu gut deutsch: wir lassen uns weder von Russland
noch von den USA hineinreden.
Stoltenberg versuchte, den Konflikt zwischen den Bündnispartnern zu
entschärfen. Tatsächlich billigten die Teilnehmer am späten Nachmittag wie
geplant ihre vorab ausgehandelte Gipfelerklärung. „Wir hatten Diskussionen,
wir haben auch Differenzen, aber vor allem Entscheidungen, die die Allianz
voranbringen“, sagte Stoltenberg.
## Zwei-Prozent-Ziel bekräftigt
In der Erklärung beschwören die Bündnispartner den Schulterschluss in einer
„gefährlichen, unvorhersehbaren und volatilen Sicherheitsumgebung“ und
kritisieren insbesondere Russlands „aggressives Handeln“. Mazedonien wird
zu Nato-Beitrittsgesprächen eingeladen. Die Partner bekräftigen auch das in
Wales formulierte Zwei-Prozent-Ziel. Am Abend teilte Trumps Sprecherin
Sarah Sanders allerdings mit, der US-Präsident habe wie schon beim
Nato-Gipfel im vergangenen Jahr angeregt, dass die Mitgliedstaaten ihre
Ausgaben auf vier Prozent erhöhen.
Auch der Streit um Energiefragen ist noch nicht erledigt. Denn die USA
versuchen schon seit einiger Zeit, ihr teures Flüssiggas in den
europäischen Markt zu drücken. Auf US-amerikanischen Druck hat die EU sogar
schon angekündigt, die dafür nötige Infrastruktur zu fördern. Ebenso geht
der Kampf um Nord Stream 2 und die Russland-Politik weiter. Nach Trumps
Attacke verspüren die Hardliner Rückenwind, die die Nato noch stärker gegen
Moskau positionieren wollen.
## Trump trifft Putin
Dabei will ausgerechnet Trump, der nun die deutsche Russland-Politik
attackiert, den Dialog vorantreiben. Am kommenden Montag trifft er sich zu
einem Vier-Augen-Gespräch mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin; nicht
einmal Berater sollen bei dem Treffen dabei sein.
Warum attackiert Trump Merkel, wenn er selbst privilegierte Beziehungen zu
Putin sucht? Am ersten Tag des Nato-Gipfels bleib diese Frage
unbeantwortet. Am Nachmittag zeigte sich Trump plötzlich versöhnlich und
sagte bei seinem Treffen mit Merkel vor Journalisten, er und die Kanzlerin
hätten „eine sehr, sehr gute Beziehung“, und „wir haben ein großartiges
Treffen.“
11 Jul 2018
## LINKS
[1] /Nato-Gipfel-in-Bruessel/!5521580
## AUTOREN
Eric Bonse
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