| # taz.de -- Wahl in Mexiko: López Obrador wird neuer Präsident | |
| > Politischer Umbruch in Mexiko: Der Linke Andrés Manuel López Obrador | |
| > schafft es nach zwei gescheiterten Anläufen ins höchste Amt des Landes. | |
| Bild: Verspricht ein konsequentes Vorgehen gegen Korruption auch in den eigenen… | |
| Mexiko-Stadt taz | Die Party begann früher als erwartet, denn bereits die | |
| ersten Prognosen ließen keinen Zweifel: Der nächste mexikanische Präsident | |
| heißt Andrés Manuel López Obrador. Kaum war die Nachricht am Sonntagabend | |
| bekannt geworden, stürmten zehntausende Anhänger des Politikers auf den | |
| Zócalo, den zentralen Platz von Mexiko-Stadt. | |
| Dabei wurde das offizielle Ergebnis erst drei Stunden später | |
| veröffentlicht. Doch bereits die ersten Zahlen versprachen dem Kandidaten | |
| der linken Partei Morena einen Vorsprung, der nicht mehr einzuholen war. | |
| Später bestätigte die Wahlbehörde: López Obrador, den alle AMLO nennen, | |
| konnte über 53 Prozent aller Stimmen für sich verbuchen. | |
| Es sei ein historisches Ergebnis, erklärt der Wahlsieger selbst. Zurecht: | |
| Der 64-Jährige erhielt damit mehr als doppelt so viele Stimmen wie sein | |
| aussichtsreichster Gegner, der konservative Ricardo Anaya. | |
| Noch schlechter als Anaya schnitt José Antonio Meade ab, der für die | |
| ehemalige Staatspartei PRI des regierenden Präsidenten Enrique Peña | |
| angetreten war. Spätestens nachdem die beiden Konkurrenten López Obradors | |
| ihre Niederlage eingestanden hatten, herrschte Entspannung. Bis zu diesem | |
| Zeitpunkt konnte niemand einschätzen, ob das politische Establishment des | |
| Landes einen Sieg des Politikers hinnehmen würde. | |
| ## Einsatz für die Benachteiligten und Vergessenen | |
| Mexiko steht nun vor einem Umbruch. Seit Jahrzehnten war in Mexiko kein | |
| Linker mehr zum Präsidenten gewählt worden. Jetzt wird López Obrador für | |
| das Bündnis „Gemeinsam schreiben wir Geschichte“ sechs Jahre lang die | |
| Geschicke des Landes lenken. In einer ersten Ansprache rief der neue | |
| Staatschef alle zur Versöhnung auf. „Es wird unternehmerische Freiheit | |
| ebenso geben wie Presse-, die Versammlungs- und die Glaubensfreiheit“, | |
| erklärte er und versprach haushälterische Disziplin und Respekt vor allen | |
| sexuellen Präferenzen. In erster Linie aber würden die Vergessenen und | |
| Benachteiligten, also auch die indigenen Völker stehen: „Damit es allen gut | |
| geht, müssen wir uns zuerst um die Armen kümmern.“ | |
| Die Bühne samt Großleinwand stand bereits auf dem Zócalo, als López Obrador | |
| dort am späten Abend eintraf. Allerdings in Erwartung eines anderen | |
| historischen Ereignissen. Schließlich hofften viele Mexikaner darauf, dass | |
| ihre Nationalmannschaft am Montagmorgen die brasilianische Elf besiegen | |
| würde. Doch nun feierten hier zunächst seine Anhänger mit ihrem neuen | |
| Staatschef. „AMLO“ – Präsident 2018 – 2024“ war in großen Lettern a… | |
| Leinwand zu lesen, tausende schwenkten die mexikanische Flagge oder | |
| Morena-Fahnen und riefen: „Es ist eine Ehre, mit López Obrador zu sein.“ | |
| Und nach alter linker lateinamerikanischer Tradition: „El pueblo unido, | |
| jamás será vencido – das vereinte Volk wird niemals besiegt werden.“ | |
| Noch bevor das offizielle Ergebnis bekannt war, gratulierten dem künftigen | |
| Staatschef auch zahlreiche seiner künftigen Kollegen auf dem Kontinent. | |
| US-Präsident Donald Trump ließ López Obrador wissen, er freue sich darauf, | |
| mit ihm zusammenarbeiten. Dessen bolivianischer Kollege Evo Morales hofft, | |
| dass AMLOs Regierung „eine neue Seite in der Geschichte der Würde und | |
| lateinamerikanischen Souveränität schreiben wird“. | |
| ## Korruption und Gewalt grassieren | |
| [1][Es waren die umfangreichsten Wahlen, die das Land je erlebt hat.] 90 | |
| Millionen Mexikaner waren aufgerufen, über insgesamt 18.299 politische | |
| Ämter zu entscheiden. Zur Disposition standen neben der Präsidentschaft 500 | |
| Bundes- und Länderabgeordnete, Senatoren, Gouverneure, Bürgermeister und | |
| andere lokale Posten. | |
| Während die Wahlen in der links dominierten Hauptstadt ruhig verliefen, | |
| setzten sich in einigen ländlichen Regionen die Gewalt der letzten Monate | |
| fort. Dort streiten oft kriminelle Banden um die Kontrolle der Rathäuser, | |
| im Rahmen des Wahlkampfes starben 132 Kandidaten oder Unterstützer. Am | |
| Wahltag wurden im Bundesstaat Chiapas 15 Personen bei einem bewaffneten | |
| Angriff auf ein Wahllokal verletzt, im Westen des Landes erschossen | |
| Unbekannte eine Aktivistin der Arbeiterpartei, ein weiterer Politiker wurde | |
| im Bundesstaat Veracruz erschossen. Nahe der südmexikanischen | |
| Landeshauptstadt Oaxaca stahl ein bewaffnetes Kommando Urnen, bei der | |
| Verfolgung der Täter kam es zu einem Schusswechsel. Einige Wahllokale | |
| mussten schließen, in anderen kamen nicht genug Stimmzettel an. | |
| Die korrupten Strukturen ziehen sich dabei durch alle Parteien. Auch Morena | |
| macht da keine Ausnahme. So soll der Raub in Oaxaca nach Angaben der | |
| lokalen Tageszeitung Noticias auf das Konto einer Bande gehen, die einer | |
| Kandidatin von López Obrador nahesteht. Ob damit bald Schluss ist? In | |
| seiner ersten Rede kündigte der Politiker ein konsequentes Vorgehen auch in | |
| den eigenen Reihen an: „Egal, um wen es sich handelt, alle werden bestraft. | |
| Das betrifft auch Kampfgefährten, politische Amtsträger, Freunde und | |
| Familienmitglieder.“ | |
| 2 Jul 2018 | |
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| [1] /Praesidentschaftswahl-in-Mexiko/!5513934 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolf-Dieter Vogel | |
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