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# taz.de -- Kommentar EU-Urteil zu Nitrat im Wasser: Frau Klöckner muss sich t…
> Die Überdüngung ist eine Blamage für Deutschland. Jetzt helfen keine
> Reformen mehr, sondern nur ein radikaler Schnitt. Die Agrarministerin
> muss handeln.
Bild: Der Bauernverband hat noch nicht begriffen, dass durch zu viel Gülle Tie…
Als Bundesbürger schäme ich mich, wenn ich das Urteil des Europäischen
Gerichtshofs gegen Deutschland [1][wegen zu viel Nitrat-Dünger in
Gewässern] lese. Denn für die Bundesrepublik ist es einfach nur peinlich.
Jahrelang hat mein Land die EU hingehalten und mit Statistiktricks versucht
an der Nase herumzuführen. Ausgerechnet Deutschland, das zum Beispiel in
der Finanz- oder der Flüchtlingspolitik gern darauf pocht, dass bitte
[2][alle Mitgliedstaaten] sich an internationale Beschlüsse halten.
Diese Blamage Deutschlands bei der Europäischen Union muss aufhören.
Deutschland muss endlich das EU-Recht zum Schutz der Gewässer vor Nitrat
aus Gülle und anderen Stickstoff-Düngern einhalten. Nicht nur, weil sonst
die Europäische Union noch weiter an Glaubwürdigkeit und Autorität
verlieren würde. Sondern auch, weil zu viel Dünger zum Aussterben von
Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel beiträgt. Zudem würde es
künftig immer teurer werden, Trinkwasser zu gewinnen, wenn immer mehr
Nitrat im Grundwasser ist, was die Gesundheit gefährden kann. Und: Wenn
Deutschland weiter das Recht bricht, kann die EU Strafzahlungen in
Milliardenhöhe verlangen.
Doch der einflussreiche Deutsche Bauernverband hat all das immer noch nicht
begriffen. Er beharrt darauf, erst einmal abzuwarten, wie sich das 2017
reformierte Düngerecht auswirkt. Dabei ist jetzt schon klar: Diese Reform
reicht nicht. Das hat gerade ein Gutachten des auch bei Konservativen
anerkannten Agrarprofessors Friedhelm Taube bestätigt. Sein Fazit: Die
neuen Vorschriften würden die Überdüngung nicht nennenswert reduzieren.
Deshalb muss Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) nun nachbessern.
Gestrichen werden muss zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Bauern die
Nitratmengen kleinrechnen, für die sie verantwortlich sind. Bisher können
sie in ihren Düngebilanzen hohe Beträge abziehen – für „unvermeidbare
Verluste“ beispielsweise bei der Lagerung oder beim Ernten von Futter. Die
Höhe dieser Abzüge ist durch nichts wissenschaftlich belegt. Sie dienen
beispielsweise dazu, dass Massentierhalter zu viel Gülle aus ihren Ställen
weiter legal auf Wiesen und Feldern entsorgen können.
Klöckner muss schnell handeln. Sie könnte die deutsche Blamage in Brüssel
stoppen – wenn sie sich traut, sich gegen den traditionell mit der Union
verbundenen Bauernverband zu positionieren.
21 Jun 2018
## LINKS
[1] /Nitrat-im-Grundwasser/!5515010
[2] /Koalitionskrach-spitzt-sich-zu/!5513575
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Düngemittel
Landwirtschaft
Grundwasser
Gülle
Julia Klöckner
EU-Verordnung
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Umweltschutz
Migration
Gewässer
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