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# taz.de -- Rohstoffmangel in der Naturkosmetik: Bio für Haut und Haar wird kn…
> Konventionelle Kosmetikfirmen haben Naturprodukte für sich entdeckt. Das
> verdrängt Branchenpioniere und sorgt für Engpässe bei Pflanzen und Ölen.
Bild: Die Nachfrage nach der Ylang-Ylang-Pflanze wächst weltweit stetig
Berlin taz | Hierzulande weiß kaum jemand, was sich hinter Ylang Ylang
verbirgt. Für Naturkosmetik-Hersteller wird die indonesische Pflanze jedoch
zunehmend zum Problem. Ähnliches gilt auch für andere essenzielle
Rohstoffe. Es komme immer wieder zu Lieferengpässen bei Ylang-Ylang-,
Vanille-, Rose-Geranium- und Bio-Zitrusölen, erklärt Bas Schneiders,
Einkaufsleiter der Firma Weleda. Auch einige Heilpflanzen, wie Kamille,
seien betroffen. Preissteigerungen von 10 bis 20 Prozent im Jahr sind
Schneiders zufolge deshalb keine Ausnahme mehr, sondern eher der Trend.
Die Branche war in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark
gewachsen. Während der gesamte Kosmetikhandel in Deutschland zwischen 2012
und 2015 jährlich rund 1 Prozent zulegte, verzeichnete die Naturkosmetik im
Jahresmittel Zuwächse von 10 Prozent. Inzwischen hat sie einen Marktanteil
von 9 Prozent erreicht.
Der steigende Absatz von Naturkosmetik geht aber nicht allein auf das
Wachstum oft mittelständischer Hersteller zurück. Auch konventionelle
Kosmetikriesen, wie Unilever und Nestlé, entdecken den Markt für sich. „Das
setzt den Rohstoffmarkt zunehmend unter Druck“, sagt die Branchenexpertin
Elfriede Dambacher. In der Folge käme es zu einer Verdrängung der Pioniere
durch die Zulieferer der Großen.
Der globale Markt für Natur- und Biokosmetik verzeichnete 2015 einen
geschätzten Umsatz von 12,5 Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend.
Besonders stark wächst die Nachfrage in den Schwellenländern Asiens.
Weleda beklagt bei der Beschaffung von Rohstoffen nicht nur die Konkurrenz
klassischer Kosmetikfirmen. Rund 1 Milliarde US-Dollar des globalen
Naturkosmetik-Umsatzes entfielen 2015 auf die in den USA boomenden
Aromatherapie-Firmen. Diese bieten ätherische Öle zur Linderung von
Krankheiten und Beschwerden an. Neben den Heilpraktikern zeigen weitere
Branchen ein wachsendes Interesse an den Rohstoffen für Naturkosmetika. Dem
Trend zu mehr Natürlichkeit folgen zum Beispiel auch die Hersteller von
Duft- und Geschmacksstoffen sowie Lebensmittelproduzenten.
## Folgen für lokale Produzenten
Weleda, das rund 650 verschiedene Rohstoffe über den Markt bezieht,
registriert zudem eine Verknappung des Angebots durch negative
Umwelteinflüsse. Es komme immer wieder zur Kontamination durch Schadstoffe,
die Ernten unverkäuflich mache. Auch die Auswirkungen des Klimawandels –
etwa Stürme und Trockenheit – schmälern die Erträge, so wie jüngst in den
Vanilleanbaugebieten Madagaskars.
Noch haben die Pioniere den Vorteil, dass sie über lange bestehende
Kontakte in die Anbaugebiete verfügen, sagt Elfriede Dambacher. Doch im
Fall von Neuheiten und Trendprodukten hätten sie zunehmend das Nachsehen
bei der Erschließung von Lieferquellen. Bei Acaii-Beeren – ein
vermeintliches Wundermittel gegen Falten und überflüssige Pfunde –, Marula-
und Arganöl seien die Kosmetikgiganten viel schneller gewesen.
Die Verschiebung hinzu den globalen Playern wirkt sich auch auf die lokalen
Produzenten aus: Häufig sehen diese sich mit kürzeren Vertragslaufzeiten
und schlechteren Preisen konfrontiert.
11 Jun 2018
## AUTOREN
Frederik Richthofen
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