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# taz.de -- Investments in Olivenhaine: Ölige Rendite-Versprechen
> Der Kosmetikhersteller Oliveda bewirbt Investments in Olivenhaine. In der
> Schweiz ist das Angebot bereits verboten.
Bild: Ein wahrer Heilsbringer? Der Olivenbaum.
Berlin taz | Wenn man dem Kosmetikhersteller Oliveda glaubt, ist der
Olivenbaum ein wahrer Heilsbringer. Er habe magische Kraft und mache die
Haut lebendig – wie bei Barbara Becker, die für die Produkte wirbt. Doch
Cremes und Öle sind nicht das Einzige, mit dem die Oliveda Switzerland AG
Geschäfte macht. Sie wirbt mit Investments in Olivenhaine um Anleger – mit
extrem hohem Risiko.
In der Schweiz wurde deshalb die Finanzaufsicht auf das Unternehmen
aufmerksam. Für die erbrachten Finanzdienstleistungen hätte die Oliveda
eine Bankenbewilligung besitzen müssen, erklärt ein Sprecher der Behörde.
Ohne diese verstieß Oliveda gegen das schweizerische Bankengesetz. Deshalb
entzog die Finanzaufsicht dem Unternehmenschef Thomas Lommel die
Zeichnungsberechtigung. Da die Oliveda Switzerland AG nach Angaben der
Finanzaufsicht zudem insolvent war, leitete die Behörde im April 2015 ein
Konkursverfahren ein.
Der ehemalige Immobilienunternehmer Lommel will nichts davon gewusst haben,
dass sein Investitionsangebot rechtswidrig ist. Mithilfe weiterer
Unternehmen wirbt Oliveda weiter um Investoren. Für knapp 10.000 Euro
können Anleger einer Informationsbroschüre zufolge ein Stück Land von Olive
Tree Invest S.L. mit Sitz in Palma de Mallorca erwerben. Danach wird es
direkt für einen vertraglich festgelegten jährlichen Satz von knapp 1.000
Euro verpachtet: an die Oliveda GmbH mit Sitz in Berlin. Zudem verspricht
das Unternehmen den Investoren, die Olivenhaine nach zehn Jahren
zurückzukaufen. Als Rendite werden 9,5 Prozent in Aussicht gestellt.
## Zahlungsschwierigkeiten bei niedrigen Erträgen
„Von einem solchen Investment sollte man die Finger lassen“, warnt Gabriele
Schmitz von der Verbraucherzentrale Hamburg. Zu viele Faktoren könnten zum
Verlust des investierten Geldes führen. Auf einige davon macht Olive Tree
Invest S.L. sogar selbst aufmerksam. So könnten niedrige Erträge oder
sinkende Marktpreise der Kosmetikprodukte Zahlungsschwierigkeiten zur Folge
haben. Speziell die von Oliveda beworbene nachhaltige Kultivierung der
Olivenhaine könnte so zum Ausbleiben von Pachtzahlungen führen, denn sie
kann mehrere Jahre dauern – ein Ertrag bleibt in dieser Zeit aus.
Oliveda-Gründer Lommel verteidigt sein Investmentangebot: „Alle
Pachtzahlungen haben wir in den vergangenen Jahren pünktlich geleistet und
werden dies auch in Zukunft tun.“ Dass die Olivenhaine in zehn Jahren noch
immer ertragreich sein werden, könne er garantieren – was zu diesem
Zeitpunkt mit Oliveda sein wird, allerdings nicht.
„Klar ist: Wenn das Unternehmen nicht leistungsfähig ist, bekommt der
Investor kein Geld“, erklärt Verbraucherschützerin Schmitz. So ergeht es
nun wahrscheinlich den rund 300 Anlegern, die der Oliveda Switzerland AG
insgesamt für fast 5 Millionen Euro Olivenhaine abgekauft haben. Wie hoch
der Schaden für sie sein wird, kann nach Angaben der Schweizer
Finanzaufsicht erst zum Ende des noch laufenden Konkursverfahrens
festgestellt werden.
Laut Oliveda-Chef Lommel sind den Betroffenen als Entschädigung von der
Olive Tree Invest insgesamt 600.000 Quadratmeter neues Land zur Verfügung
gestellt und die Verträge kostenfrei umgeschrieben worden. „Keiner unserer
Kunden wurde im Regen stehen gelassen“, erklärt er. Vorwürfe, er habe die
Unternehmen in Deutschland und Mallorca gegründet, um die Schweizer
Finanzaufsicht zu umgehen, weist er zurück.
## Einspruch gegen das Vorgehen der Finanzaufsicht
Zudem hat Oliveda Lommel zufolge in der Schweiz beim
Bundesverwaltungsgericht Einspruch gegen das Vorgehen der Finanzaufsicht
eingelegt. Sein Unternehmen sei gar nicht insolvent gewesen, sondern von
der Behörde zu Unrecht in den Bankenkonkurs geschickt worden. Solange
hierzu keine Ergebnisse vorliegen, wolle man die Investitionsgeschäfte
ruhen lassen. Beworben werden sie trotzdem, etwa vom Finanzdienstleister
Ecofonds.
In Deutschland gibt es derzeit kein offizielles Verfahren gegen die Oliveda
GmbH. Die Deutsche Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) möchte über
Untersuchungen zu möglichen Gesetzesverstößen keine Auskunft geben.
Offiziell bestätigt ein Sprecher nur eines: Die Oliveda GmbH ist der
Behörde durchaus bekannt.
10 Aug 2015
## AUTOREN
Madeleine Hofmann
## TAGS
Investment
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Verbraucherschutz
Kosmetik
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