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# taz.de -- Demo für Kulturräume: Tanzen für den Bunker
> Bremens Subkultur hat Probleme, freie Flächen für Partys, Ateliers und
> Probenräume zu finden. Jetzt reicht es den unabhängigen Veranstaltern und
> sie gehen auf die Straße.
Bild: Neues Zuhause für das Zucker-Kollektiv – wenn die Nachbarn mitspielen
Bremen taz | Vor dem Hauptbahnhof soll am heutigen Samstag tanzend für mehr
Freiräume für Subkultur demonstriert werden. Ein Bündnis aus
Kulturveranstalter*innen um das Zucker-Kollektiv hat zu diesem Demo-Rave
aufgerufen und prangert die mangelnde Unterstützung von Senat, Unternehmen
und Anwohner*innen an.
Ein Anlass für die Tanz-Demo ist der geplante Verkauf des Bunkers in der
Waller Hans-Böckler-Straße an das Kulturkollektiv Zucker, der nun trotz
anderslautendem Senatsbeschluss wieder auf der Kippe steht. Ein weiterer
Anlass ist der Protest von Nachbar*innen gegen das Open-Air-Gelände
„Irgendwo“ beim Bremer Flughafen. „Alle Gruppen kämpfen mit den immer
gleichen Problemen“, sagt Akifa Taxim vom Zucker-Kollektiv, sie fänden
keine dauerhaften Orte für Veranstaltungen. „Die Stadt soll aktiv an
Lösungen arbeiten“, sagt Taxim, der Mitgründer des Kulturvereins.
Fünf Jahre lang suchte das Zucker-Kollektiv in Bremen nach passenden Orten
für seine Elektro- und Technopartys sowie für dauerhafte Probenräume und
Ateliers. Trotz Unterstützung von der rot-grünen Regierung ohne Erfolg –
bis der Senat in der vergangenen Woche beschloss, den Waller Bunker an das
Kollektiv zu verkaufen.
„Real eröffnen können wir trotzdem noch lange nicht“, sagt Taxim. Denn
jetzt beginne erst die Debatte über fehlende Parkplätze. Das ärgert Taxim,
da der Verein bereits vor zwei Jahren Lösungsvorschläge mit Architekten
erarbeitet hat. Die habe das Bauamt jedoch nicht berücksichtigt. Außerdem
steht eine Klage im Raum und damit dem Zucker-Kollektiv im Weg.
## Klage könnte Eröffnung weiter verzögern
Die benachbarte Straßenverkehrsgenossenschaft Bremen will klagen: Der
Vorstand Martin Otholt sorge sich, sagt er, um die Sicherheit der
Autovermietung nebenan sowie um die Nachtruhe der LKW-Fahrer im
Industriegebiet. Klagen wolle er jedoch dagegen, dass der Senat die
Ausschreibungspflicht verletzt habe, sagt Otholt.
Laut Senatsbeschluss und europäischem Vergaberecht müsse der Bunker nämlich
an meistbietende Käufer*innen vergeben werden. Der Senat hat diese Pflicht
zugunsten der Förderung eines Kulturbetriebs ausgesetzt, weil ein solcher
Kulturbetrieb nicht meistbietend kaufen kann, heißt es seitens der Stadt.
„Im Bunker soll eine Diskothek entstehen, kein Kulturort“, kritisiert
hingegen Otholt, der seine Anwälte bereits aufs Gleis gesetzt hat. „Wir
werden den Kauf zu verhindern wissen.“
Das Wirtschaftsressort bereitet den Verkauf des Bunkers an das
Zucker-Kollektiv trotzdem weiter vor, heißt es aus der Behörde. Wann der
Bunker tatsächlich an das Kollektiv verkauft wird, kann derzeit aber keiner
sagen. „Politisch ist das Thema ausgereizt“, sagt Kai Wargalla von den
Grünen. „Die Verwaltung muss jetzt endlich handeln.“ Doch genau an der
hapere es. Es fehlten klare Zuständigkeiten und schnelle Umsetzungen.
## Behörden suchen lieber Investoren
Immer wieder komme es zu Verzögerungen. „Da fühlt man sich machtlos als
Politikerin“, sagt Wargalla. Eine Ursache für das langsame Handeln der
Behörden sieht sie in der Weigerung des Unternehmens für die
Wirtschaftsförderung in Bremen, Flächen an den Verein zu vermieten. Die
Wirtschaftsförderung suche lieber private Investor*innen für die
Grundstücke, sagt Wargalla.
Allein für das Zucker-Kollektiv wurden laut Wirtschaftsressorts in den
vergangenen fünf Jahren mehr als 40 Orte geprüft. Der Waller Bunker sei die
letzte Option. Dort will das Kollektiv Ateliers und Veranstaltungsräume
einrichten. Das Geld für den Kauf haben sie mit einer Crowdfunding-Kampagne
gesammelt. Auf der Demonstration am Samstag fordern sie Unterstützung von
der Stadt. Für eine reibungslose Zukunft suchen sie außerdem den Dialog mit
Anwohner*innen und Unternehmen.
8 Jun 2018
## AUTOREN
Eva Przybyla
## TAGS
taz.gazete
Bremen
Zucker
Schwerpunkt Stadtland
Bremen
Verkehrswende
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