# taz.de -- Gastkommentar Weltumwelttag: Umweltpolitik ist existenziell für al… | |
> Umweltschutz wird hierzulande als politischer Luxus begriffen – dabei ist | |
> er mit sozialen Gerechtigkeitsfragen untrennbar verwoben. | |
Bild: Nicht nur auf den Philippinen ist Umweltschutz eine existenzielle Frage | |
Sich für Umweltschutz zu entscheiden, ist hierzulande oft mit einem | |
luxuriösen Image behaftet. Politik kann es sich – vorgeblich – leisten, | |
zwischen Emissionsreduktion und Arbeitsplätzen abzuwägen. Als Verbraucher | |
entscheiden wir zwischen konventionellen und teureren nachhaltigeren | |
Produkten. Wer auf Umweltschutz achtet, hat anscheinend keine dringlicheren | |
oder wirklich existenziellen Probleme. | |
Tatsächlich ist es ein Privileg, sich nicht für Umweltschutz entscheiden zu | |
müssen. Wir können uns diese vermeintliche Freiheit nur leisten, da wir von | |
den Folgen kaum betroffen sind. Unsere Versorgungsketten funktionieren auch | |
dann, wenn es in anderen Teilen der Welt zu Umweltkatastrophen kommt; | |
Während Menschen, die aufgrund von Umweltkatastrophen flüchten, Asyl | |
verwehrt wird. | |
Ein Blick auf Bewegungen von indigenen Gruppen in Lateinamerika zeigt, wie | |
untrennbar der politische Kampf für Umweltschutz dort mit der eigenen | |
Existenz verbunden ist. Etwa im Amazonasgebiet, wo der Lebensraum durch | |
Ölförderung und Rodungen bedroht ist. Hier werden Ideen verteidigt und | |
entwickelt, die alle Menschen und die Natur als gleichwertig anerkennen und | |
damit eine Alternative zum kapitalistischen Raubbau an der Natur | |
darstellen. | |
Umweltschutz politischer denken: Dafür gibt es auch hierzulande Anlass | |
genug. So sind ärmere Menschen und Kinder stärker von Umweltproblemen | |
betroffen als wohlhabende. Das findet bisher bei der Diskussion um | |
Schadstoffbelastung und Fahrverboten kaum Beachtung. | |
Bei Umweltproblemen gilt leider der Leitsatz: Sie (be)treffen diejenigen am | |
meisten, die am wenigstens dazu beigetragen haben. Denn es sind die | |
wohlhabenden Staaten und Bevölkerungsgruppen, die den höchsten | |
Ressourcenverbrauch verzeichnen. Die Lösung von Umweltproblemen darf keine | |
Abwägungsentscheidung bleiben, denn sie ist existenziell – zumindest für | |
andere. Umweltfragen sind unmittelbar Gerechtigkeits- und | |
Verantwortungsfragen. Und genau so sollten sie auch diskutiert werden. | |
5 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Anne-Katrin Holfelder | |
David Löw Beer | |
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