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# taz.de -- Tourismus auf den Philippinen: Trauminsel wird geschlossen
> Die Umwelt der Insel Boracay soll geschützt werden. Doch kurz zuvor
> bewilligte die Regierung dort noch ein Mega-Casino und ein Großhotel.
Bild: Showdown am Beach: Philippinische Polizisten üben am Dienstag die Räumu…
BERLIN taz | Schon seit Dienstag kontrollieren Polizisten mit Sturmgewehren
die Hafenzugänge zur beliebten Ferieninsel Boracay im Zentrum der
Philippinen. Küstenwache und Marine unterstützen die Maßnahme. Die Insel
soll ab diesem Donnerstag sechs Monate lang für den Tourismus komplett
gesperrt werden, sofern der oberste Gerichtshof das nicht noch in letzter
Minute verhindert. Zwei Bewohner und ein Tourist haben noch eine Eilklage
eingereicht.
Geht es nach dem Willen der Regierung von Präsident Rodrigo Duterte, dürfen
ab Donnerstag nur noch Bewohner mit entsprechenden Ausweisen auf die knapp
zehn Quadratkilometer große Insel. Duterte hat dem ökologisch
angeschlagenen Eiland „stinkendes“ Wasser bescheinigt und es in der ihm
typischen Ausdrucksweise „Jauchegrube“ genannt. Jetzt verlangt er Boracays
Runderneuerung.
Das von Reisemagazinen schon zur „schönsten Insel der Welt“ gekürte Eiland
hatte im vergangenen Jahr zwei Millionen Besucher. Chinesen sind inzwischen
die größte Gruppe. Die Insel bringt dem Land im Jahr etwa eine Milliarde
US-Dollar an Einnahmen.
Wegen seiner weißen Sandstrände und des kristallklaren Wassers war Boracay,
300 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila, mal ein Geheimtipp. In den
1980er Jahren setzte ein Tourismus- und Bauboom ein.
## Touristischer Wildwuchs
Auf der Insel mit heute 40.000 Einwohnern entstanden so viele illegale
Hotel- und Restaurantbauten, die ihre Abwässer ungeklärt in das vormals
türkise Meer leiten. Die Behörden drückten für Geld oft beide Augen zu.
Dass der Umweltschutz in Boracay gestärkt werden muss, ist unstrittig.
Umstritten ist, wie. Denn die Schließung der Insel straft auch jene, die
Vorschriften eingehalten haben. Auch raubt die Schließung fast allen
Bewohnern den Lebensunterhalt.
Zwar hat die Regierung Unterstützung aus einem Katastrophenhilfsfonds
versprochen. Doch hat sie Medienberichten zufolge noch nicht die dafür
nötigen Schritte eingeleitet.
Dafür hat die Regierung jetzt erst einmal eine 630-köpfige Polizeitruppe
geschickt, die auf der Insel seit Wochenbeginn Übungen durchgeführt hat.
Die Sondertruppe hat das Auflösen einer Demonstration geübt, schwer
bewaffnet die Befreiung gekidnappter Touristen und das Bekämpfen von
Terroristen trainiert. Das dürfte Boracays Bewohner vor allem
eingeschüchtert und die letzten verbliebenen Touristen abgeschreckt haben.
## Bericht: Regierung agiert planlos
Das Duterte-kritische Nachrichtenportal Rappler, gegen das die
philippinische Justiz derzeit wegen angeblicher Steuervergehen ermittelt,
verweist darauf, dass die Regierung bis heute keinen Masterplan für die
Insel hat. Andere Medien berichten, es sei noch unklar, ob die Zahl der
Touristen künftig begrenzt werden solle.
Dem steht entgegen, dass die Regierung kurz vor Ankündigung der Schließung
der Insel dort den Bau eines großen Casinoressorts (23 Hektar) und eines
Hotelprojekts (1.001 Zimmer) bewilligte. Hinter beidem stehen chinesische
Firmen.
„Die Regierung sollte einheimische Geschäftsleute gegenüber ausländischen
Konzernen unterstützen“, fordert der Kongress-Abgeordnete Carlos Zarate.
Der Umweltschutz sei doch eher ein Vorwand. „Der Verkauf unserer Ressourcen
an ausländische Firmen schadet unserer Umwelt.“
26 Apr 2018
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Philippinen
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Rodrigo Duterte
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