# taz.de -- Treffen von USA und Nordkorea: Trump stellt Gipfel in Frage | |
> In den USA ist die große Euphorie im Konflikt mit Nordkorea inzwischen | |
> einem Kater gewichen. Nur Seoul verbreitet noch Optimismus. | |
Bild: Was geht in seinem Kopf vor? | |
SEOUL taz | Welch hohe Priorität der US-Präsident dem Treffen mit seinem | |
südkoreanischen Amtskollegen eingeräumt hat, unterstreicht schon der | |
Rahmen: Über Stunden beriet sich Donald Trump mit Südkoreas Moon Jae In im | |
Weißen Haus. Beim Treffen unter vier Augen, bei dem Trumps geplanter Gipfel | |
mit Nordkoreas Machthaber Kim Jon Un im Mittelpunkt stand, waren nur | |
Übersetzer anwesend. | |
Bei der anschließenden Pressekonferenz zeigte sich die anbahnende | |
Kater-Stimmung nach dem großen Optimismus im Nordkorea-Konflikt der letzten | |
Wochen: „Ich habe so viele Deals gemacht. Man ist nie ganz sicher, was am | |
Ende dabei herauskommt“, sagte Trump. Vielleicht müsse das am 12. Juni in | |
Singapur geplante Treffen mit Nordkoreas Staatschef verschoben werden. | |
Die Gretchenfrage ist, ob sich Washington und Pjöngjang bei der nuklearen | |
Abrüstung einigen können: Trump erwartet eine vollständige einseitige | |
Abrüstung Nordkoreas. Südkorea hingegen kann sich auch ein stufenweises | |
Modell vorstellen, bei dem Abrüstungsmaßnahmen von Sanktionslockerungen | |
belohnt werden. | |
Trump dürfte inzwischen realisiert haben, dass er einen kompromissfreien | |
Deal mit Nordkorea nicht bekommen wird – spätestens seit sich sein | |
Sicherheitsberater John Bolton für das „Libyen-Modell“ ausgesprochen hat. | |
## Trump sorgt sich vor diplomatischem Debakel | |
Nordkorea reagierte erbost: Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA | |
vermeldete letzte Woche, Pjöngjang werde niemals für Wirtschaftshilfen sein | |
Atomprogramm aufgeben. Genau das aber hatte Moon den Amerikanern nach | |
seinem Treffen mit Kim Jong Un Ende April versichert. | |
Trump sorgt sich nun offenbar darüber, wovor viele Experten seit Wochen | |
warnen: dass das Treffen mit Nordkoreas Staatschef in einem diplomatischen | |
Debakel enden könne. | |
„Moon hat höchstwahrscheinlich Nordkoreas Verhandlungsbereitschaft vor | |
Trump übertrieben dargestellt, um zu verhindern, dass der wieder in seine | |
Kriegsdrohungen vom letzten Jahr abrutscht“, schreibt der Politologe Robert | |
E. Kelly von der Pusan National University auf Twitter: „Zu diesem | |
Zeitpunkt wäre es das Beste, den US-Nordkorea-Gipfel solange zu | |
verschieben, bis alle Seiten einen gemeinsamen Konsens gefunden haben.“ | |
Seouls Regierung bemüht sich aber weiter um Optimismus: Der | |
Trump-Kim-Gipfel werde zu 99,9 Prozent wie geplant stattfinden, hieß es vom | |
Sicherheitsberater Chung Eui-yong während des Flugs nach Washington. | |
## Auch Südkorea wurde brüskiert | |
Dabei wurde auch Südkorea zuletzt vom Norden abgekanzelt – indem Pjöngjang | |
Visa für südkoreanische Medienvertreter zunächst verweigerte. Am Pekinger | |
Flughafen waren diese gestrandet, um der geplanten Schließung des | |
Atomtestgeländes Punggye-ri beizuwohnen. Erst am Mittwoch wurden sie | |
überraschend doch noch ins Land gelassen. | |
20 Kollegen von Russia Today, CNN und anderen befanden sich da schon auf | |
einer Odyssee durch Nordkoreas Berge: Von der Küstenstadt Wonsan bedarf es | |
einer zwölfstündigen Zugfahrt, weiterer vier Stunden im Bus und dann noch | |
zwei Stunden zu Fuß, um das abgelegene Atomtestgelände zu erreichen. | |
Natürlich ist bei dieser Pressereise keine unabhängige Berichterstattung | |
möglich: Satellitentelefone wurden den Journalisten abgenommen, ebenso | |
Geigerzähler. „Was wir genau sehen werden, oder wann das passieren wird, | |
wissen wir nicht“, schreibt der britische TV-Journalist Tom Cheshire von | |
Sky News. | |
Pjöngjang verkauft die Schließung des Testgeländes als Zugeständnis. | |
Kritiker halten die Sprengung des unterirdischen Tunnelsystems aber für das | |
Gegenteil: Beweismittel für eine überprüfbare Denuklearisierung würden | |
damit zerstört. | |
23 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
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