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# taz.de -- Gipfeltreffen mit Kim Jong Un abgesagt: Trump will keinen Friedensn…
> Erst sprengt Nordkorea sein Atomtestgelände. Dann sagt der US-Präsident
> überraschend den Gipfel mit Machthaber Kim Jong Un ab.
Bild: Das nordkoreanische Atomtestgelände Punggye-ri vor den Sprengungen (Arch…
BERLIN/SEOUL taz | Die USA haben das für Juni geplante Gipfeltreffen mit
Nordkorea am späten Donnerstagvormittag US-Ostküstenzeit abgesagt. Eine
Reaktion von Nord- und Südkorea, wo es schon mitten in der Nacht war, lag
zunächst nicht vor. Insbesondere Südkoreas Präsident Moon Jae In hatte sich
stark für das Treffen eingesetzt. Vor wenigen Tagen hatte er mit
US-Präsident Donald Trump in Washington ausführlich über den geplanten
Gipfel gesprochen.
Trump verwies in seiner Begründung der Absage auf „offene Feindseligkeiten“
von Seiten Nordkoreas. Das Treffen sei derzeit nicht „angemessen“. Der
historische Gipfel, der erste seiner Art, war für den 12. Juni in Singapur
geplant gewesen und hatte zur Beendigung des Atomstreits mit Pjöngjang
beitragen sollen. Moon hatte Trump sogar damit geschmeichelt, dass er damit
den Friedensnobelpreis verdient hätte.
Nordkorea war zuletzt wieder zu einer feindlicheren Rhetorik zurückgekehrt.
Pjöngjang war über Äußerungen von US-Politikern empört. Wenige Stunden vor
Trumps Absage hatte die Führung in Pjöngjang empfindlich auf Vergleiche des
eigenen Landes mit Libyen reagiert. Nach Sicherheitsberater John Bolton
hatte zuletzt Vizepräsident Mike Pence in einem Interview am Montag in
Anspielung auf Äußerungen Trumps gesagt, die Situation in Nordkorea werde
„wie das Libyen-Modell enden, falls Kim Jong Un keinen Deal macht“. Libyen
hatte vor 15 Jahren erklärt, seine Massenvernichtungswaffen im Gegenzug für
die Aufhebung von Sanktionen zerstören zu wollen. Diktator Muammar
al-Gaddafi wurde 2011 von Aufständischen getötet, die von westlichen
Regierungen unterstützten wurden.
„Angesichts der Bemerkungen hochrangiger US-Politiker, die sich nicht der
Realität bewusst sind und die Volksrepublik mit Libyen vergleichen, das ein
tragisches Schicksal erfuhr, denke ich, dass sie über uns nur wenig
wissen“, sagte Nordkoreas Vizeaußenministerin Choe Son Hui. Sie sagte laut
der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA, dass es vom Verhalten der USA
abhänge, ob man sich am Verhandlungstisch oder in einer „nuklearen
Machtprobe“ begegnen würde. Den USA warf sie „ungesetzliches und empörend…
Verhalten“ vor. Falls die USA weiter daran festhielten, werde sie der
obersten Führung vorschlagen, das Gipfeltreffen mit den USA zu überdenken.
In den USA wird Chinas Einfluss für die Verhärtung Nordkoreas
verantwortlich gemacht. Kim Jong Un war kürzlich das zweite Mal innerhalb
weniger Wochen zu Besuch in China gewesen. Offenbar fürchtete Peking an
Einfluss auf den Norden zu verlieren, sollte sich Pjöngjang politisch mit
den USA annähern. Beobachter warnten allerdings, dass es sehr
unwahrscheinlich sei, dass Trump handstreichartig den jahrzehntealten
Konflikt mit Nordkorea lösen könne. Das Treffen könne nur ein erster
Schritt sein. Nordkorea hatte sich zwar zur Denuklearisierung bereit
erklärt, doch blieb unklar, was in Pjöngjang darunter verstanden wird.
Erst am Donnerstagnachmittag Ortszeit hatte Nordkorea mit mehreren
Explosionen an drei Tunnelsystemen sowie an Wachposten und Militärbaracken
seine Atomtestanlage Punggye-ri geschlossen. Rund 30 ausländische Fernseh-
und Agenturjournalisten nahmen das Spektakel mit ihren Kameras auf. Bislang
gibt es jedoch noch keine Bilder, da die internationalen Medienvertreter in
den abgelegenen Bergen über keinen Internetzugang verfügen.
Einerseits wird die Schließung von Nordkoreas Testgelände als positives
Signal gedeutet. Andererseits sollte das Zugeständnis des Regimes nicht
überbewertet werden: Da Nordkoreas Atomprogramm bereits weit
fortgeschritten ist, benötigt Machthaber Kim möglicherweise keine weiteren
Tests mehr. Ebenso ist fraglich, inwieweit das nach sechs Atomtests stark
in Mitleidenschaft gezogene Gelände Punggye-ri überhaupt noch weiteren
Atomwaffentests standhalten würde. Nicht zuletzt warnten einige
Nuklearexperten, dass Pjöngjang mit der Sprengung auch wertvolle
Beweisspuren verwischen würde.
Es ist bemerkenswert, dass Nordkorea zwar TV-Journalisten ins Land gelassen
hat, aber keine unabhängigen Atomexperten. „Nordkorea hofft, dass das
dramatische Videomaterial der Zerstörung seines Atomtestgeländes seinen
Willen zur Denuklearisierung beweist. Pjöngjang wird dies nutzen, um Donald
Trump zu mahnen, was er dafür getan hat, um seine Verbindlichkeit zu
beweisen“, schreibt die Nordkorea-Expertin Jean Lee auf Twitter. Lee hat
2012 für AP das erste westliche Nachrichtenbüro in Pjöngjang eröffnet.
24 May 2018
## AUTOREN
Sven Hansen
Fabian Kretschmer
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Atomtest
Kim Jong Un
Nordkorea
Donald Trump
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