# taz.de -- Weser-Kurier plant Seiten-Einkäufe: Sport wird ausgelagert | |
> Erst war es nur ein Gerücht, nun bestätigte der Vorstand widerwillig: Der | |
> Bremer Weser-Kurier lässt sich künftig ganze Seiten vom hannoverschen | |
> Madsack-Verlag liefern. | |
Bild: Wer wissen will, was der Weser-Kurier so plant, sollte ins Weser-Stadion … | |
BREMEN taz | Wenn die Redakteur*innen des Weser-Kuriers wissen wollen, was | |
der Verlag so mit ihnen vorhat, müssen sie offenbar bloß auf der Tribüne im | |
Weser-Stadion die Ohren spitzen. Denn dort sollen beim letzten | |
Werder-Heimspiel der abgelaufenen Bundesliga-Saison Eingeweihte darüber | |
gesprochen haben, künftig mehr Texte preiswert einkaufen zu wollen, statt | |
sie von den festen Redakteur*innen schreiben zu lassen. Die Madsack-Gruppe | |
aus Hannover, einer der größten Verlage für regionale Tageszeitungen, solle | |
das übernehmen, so ging das Gerücht. | |
Die Sorge der Belegschaft ist seither, dass auch der Weser-Kurier zum | |
Deckmantel für die Inhalte von Madsacks Redaktionsnetzwerk Deutschland | |
(siehe Kasten) werden und die redaktionelle Eigenverantwortung mehr und | |
mehr verlieren könnte. | |
Der Verlag wollte sich offiziell zunächst nicht dazu äußern, nur der | |
Betriebsrat des Weser-Kuriers nahm die Sorge sehr ernst – und fragte auf | |
der letzten Betriebsversammlung nach. „Erst auf intensive Nachfrage des | |
Betriebsrats gaben Chefredaktion und Vorstand dann zu, dass sie komplette | |
Seiten-Einkäufe planen, Hauptsport und Vermischtes“, konnte der Betriebsrat | |
der Belegschaft anschließend mitteilen. | |
Noch sei zwar nichts unterschrieben, erklärte der Vorstand, aber die | |
Verhandlungen mit dem Madsack-Verlag, der die Seiten künftig liefern soll, | |
seien in der Tat weit fortgeschritten. So stehe beispielsweise bereits | |
fest, dass die Sportredaktion auch die Weltsportereignisse nicht mehr | |
bearbeiten werde. | |
Das ist ein weiterer herber Einschnitt für die Sportredakteur*innen des | |
Weser-Kuriers. Erst wurde die Berichterstattung über den | |
Fußball-Bundesligisten Werder Bremen unter dem Label „Mein Werder“ an eine | |
Agentur ausgelagert und nun wird ihnen noch die übrige Sportwelt | |
weggenommen. | |
Künftig wird sich die Sportredaktion ausschließlich um das lokale | |
Sportgeschehen kümmern. „Aber was passiert mit den Kollegen?“, wollte der | |
Betriebsrat von Chefredaktion und Vorstand wissen. Gute Frage, keine | |
Antwort. | |
Was das für die Mitarbeiter bedeuten könnte, zeigt ein Beispiel aus | |
Hamburg. Anfang 2017 waren bei der zum DuMont-Verlag gehörenden Hamburger | |
Morgenpost sieben Politik-Redakteur*innen gegen ihren Willen nach Berlin | |
versetzt worden, weil der Politikteil der Boulevard-Zeitung seither von | |
Berlin aus produziert wird, wie auch die Berliner Zeitung und Frankfurter | |
Rundschau. Nun planen die Mediengruppen Madsack und DuMont eine | |
Gemeinschaftsredaktion, die sieben Redakteur*innen sind dann überflüssig | |
und ihnen droht erneut der Verlust ihres Jobs. | |
Wie so etwas am Ende auch ausgehen kann, haben die Abonnent*innen der | |
Bremer Nachrichten erlebt: 1974 wurden die hoch verschuldeten Bremer | |
Nachrichten von dem Verlag des Weser-Kuriers übernommen, Schritt für | |
Schritt wurde die Redaktion abgebaut – heute wird unter dem Titel Bremer | |
Nachrichten der Weser-Kurier geliefert. | |
1 Jun 2018 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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