# taz.de -- Seenotrettung auf dem Mittelmeer: Wartequal für hundert Menschen | |
> Wegen Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Italien und Großbritannien | |
> mussten über 100 Flüchtlinge zwei Tage auf einem Boot im Mittelmeer | |
> ausharren. | |
Bild: Menschen werden bei Nacht auf die Aquarius gebracht | |
An Bord der Aquarius afp/dpa | Wegen bürokratischer | |
Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Behörden in Italien und | |
Großbritannien haben mehr als hundert Flüchtlinge knapp zwei Tage auf dem | |
Mittelmeer ausharren müssen. Rom gab schließlich am Montagabend grünes | |
Licht für den Transfer der Flüchtlinge auf ein größeres Schiff und damit | |
nach Italien, wie die Küstenwache des Landes mitteilte. | |
Die italienische Küstenwache hatte ein von der Nichtregierungsorganisation | |
Proactiva Open Arms gechartertes Schiff am frühen Sonntagmorgen zunächst | |
über ein vor der libyschen Küste in Seenot geratenes Boot mit 105 Migranten | |
an Bord informiert, aber auch erklärt, dass die libysche Küstenwache den | |
Einsatz übernehme. Einem italienischen Abgeordneten an Bord des | |
Proactiva-Schiffes „Astral“ zufolge erschien die libysche Küstenwache aber | |
nicht zu dem Einsatz, weshalb die „Astral“ die Menschen aufgenommen habe. | |
Weil die „Astral“ unter britischer Flagge fährt, bat Italien die britischen | |
Behörden darum, sich um die Flüchtlinge zu kümmern. London wiederum bat | |
daraufhin die „Astral“, die Migranten dem größeren Schiff „Aquarius“ … | |
übergeben, welches von den Hilfsorganisationen SOS Mediterranee und Ärzte | |
ohne Grenzen gechartert wurde und unter der Flagge Gibraltars fährt. | |
Beide Schiffe trafen am Montagmorgen vor der libyschen Küste zusammen und | |
warteten den ganzen Tag auf eine schriftliche Bestätigung für den Transfer | |
aus London oder Rom. Die britische Küstenwache teilte der | |
Nachrichtenagentur AFP mit, es handele sich nicht um einen „von | |
Großbritannien zu koordinierenden Vorfall“. Rom erlaubte schließlich am | |
Abend den Transfer der Menschen nach Italien. | |
Bereits im März war einem Rettungsschiff der spanischen NGO Proactiva mit | |
mehr als 200 Menschen an Bord zeitweise die Einfahrt in einen Hafen in | |
Europa verweigert worden. | |
Zum gegenwärtigen Fall schrieb der UNHCR-Sondergesandte für das zentrale | |
Mittelmeer, Vincent Cochetel, [1][auf Twitter]: „Das Anlanden in Italien | |
kann nicht die einzige Antwort bleiben. Andere Länder auf beiden Seiten des | |
Mittelmeers müssen die Verantwortung teilen.“ | |
8 May 2018 | |
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[1] https://twitter.com/cochetel/status/993572531922751489 | |
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