| # taz.de -- Die sportliche Zukunft Hamburgs: Der Abstieg | |
| > So oft sah es danach aus, immer geschah am Ende ein Wunder. Diese Saison | |
| > nicht mehr: Der HSV steigt ab und spielt nicht mehr in der | |
| > Fußball-Bundesliga mit. Na und? | |
| Bild: Der Abstieg des HSV: Noch lange keine Grund, die Fan-Höhlen umzudekorier… | |
| BREMEN taz | War es Schicksal? War es verdient? War es am Ende ein Unfall? | |
| Wäre Häme am Platz? Oder Freie- und-Hansestadttrauer geboten? Ach, was. Die | |
| Tränen sind vergebens, schnördelt schon Hans Albers, und der [1][Abstieg | |
| des HSV aus der Bundesliga] ist keine Angelegenheit von emotionaler | |
| Bedeutung. | |
| Es ist vielmehr ein Prozess von geradezu administrativer Nüchternheit und | |
| bewundernswerter Konsequenz. Mit ihm entspricht der größte, durch obszöne | |
| Geld- und Machtgaben eines Großkapitalisten korrumpierte Verein der Stadt | |
| endlich einem deutlich artikulierten Wunsch der Bürger*innen des stolzen | |
| Stadtstaats – nämlich von dem kommerzförmigen Sportquatsch loszukommen: | |
| Das, was denn sonst, war der Sinn des [2][Olympia-Referendums von 2015]. | |
| ## Eventisierte Attacke auf die Bürgerrechte | |
| Denn Fußballbundesliga ist nur eine Distribution von Olympia, die zeitliche | |
| Streuung dieser eventisierten Attacke auf die Bürgerrechte entlang des | |
| Jahreskreises. Olympia, Champions League, Erste Liga: Die | |
| Pseudo-Hochgefühle, die diese Unterhaltungsformen auslösen und der mit | |
| ihnen verbundene überkapitalisierte Starrummel des lukrativen Profisports, | |
| hatten ohnehin nie richtig nach Hamburg gepasst – weder zum hanseatischen | |
| Understatement noch zum ehrlich verschwitzten Dockarbeiter-Ethos: Ihren | |
| Zweck, andere Waren – Coca Cola, HSH-Nordbank-Kredite zu | |
| Emirates-Fernflügen – oder eiskalt kalkulierende Kapitalisten vom Schlage | |
| eines Klaus-Michael Kühne zu emotionalisieren, sie als Investoren in die | |
| gemeinsame Sache, in ein vermeintliches Herzensanliegen darzustellen, haben | |
| die klugen Hamburger Bürger*innen durchschaut. Sie lehnen ihn ab. | |
| Und sie haben sich ihm verweigert: kein Olympia in Hamburg. Keine | |
| Anschutz-Entertainment-Eishockey-Profis in Hamburg. Kein Top-Handball, kein | |
| ATP-Master-Tennisturnier und jetzt endlich auch keinen Erstligafußball. Der | |
| HSV war nur noch ein Überbleibsel, die letzte Bastion des landauf, landab | |
| irrtümlich als Spitzensport bezeichneten Antisports, dessen führender | |
| Anbieter unter den Bundesländern Bayern und dessen derzeit verbreitetste | |
| Erscheinungsform eben jenes bloße Fußballtheater ist – das aber anders als | |
| Schauspiel, Ballett oder Oper den Diskurs nicht anregt, sondern mit | |
| ziemlich eintönigen Handlungsabläufen sediert. | |
| ## Sport soll Spaß machen | |
| Was die Hamburger*innen wollen, ist Sport, der Spaß macht, der keine | |
| unerreichbaren Idole produziert, sondern erreichbare Ziele nahelegt. Sie | |
| wollen einen Sport, der aktiviert. Denn Sport ist ja eben nicht, | |
| kommentierend vor der Glotze zuzugucken oder sich bestenfalls im Stadion | |
| oder davor besoffen mit den Anhänger*innen der Gegenseite zu prügeln. Sport | |
| ist vielmehr, selbst tätig zu werden. Hamburg ist die Stadt, deren | |
| Bürger*innen es geschafft haben, sich zum befreienden Sport zu befreien. | |
| Sie haben den Entzug mit froher Zuversicht 2015 beschlossen und sind nun | |
| auf bestem Wege, von dieser ihnen aufdringlich eingetrichterten Droge | |
| loszukommen, auf eigenen Wunsch, aus eigener Kraft. | |
| Statt sich von gleichgeschalteten Antisportberichterstattern das ewig | |
| gleiche Abstiegslamento vorjammern und ein barmendes | |
| Wiederaufstiegsbegehrenn einflüstern zu lassen, setzen selbstbewusste und | |
| selbstbestimmte Hamburger*innen ihre Hoffnung auf einen reibungslosen | |
| Durchmarsch in die Regionalliga Nord. | |
| Den ganzen Schwerpunkt der taz nord über das abgebrannte HSV-Land und die | |
| Zukunft der anderen Fußballclubs aus dem Norden lesen Sie in der taz am | |
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| 18 May 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Benno Schirrmeister | |
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