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# taz.de -- Lohnerhöhung bei H&M: Leeres Versprechen
> Der Konzern kündigte höhere Löhne bei Zulieferern an. Im aktuellen
> Nachhaltigkeitsbericht des Konzerns gibt es aber keine Belege dafür.
Bild: Außer viel heiße Luft, war es wohl nichts mit den Lohnerhöhungen bei H…
Aus Sicht des Textilkonzerns H&M läuft alles super. Die Firma geht
schonender mit der Umwelt um, einige Kleidung wird aus Plastikabfall
gefertigt, den man an Meeresstränden aufsammelt. Und die Beschäftigten in
den weltweiten Zulieferfabriken sollen bessere Löhne erhalten. Zweifel an
den Angaben hegt allerdings die Kampagne für Saubere Kleidung. Den
Kritikern fehlen überprüfbare Nachweise [1][im neuen Nachhaltigkeitsbericht
von H&M], der am Donnerstag veröffentlicht wurde.
Eine zentrale Auseinandersetzung dreht sich um die Bezahlung der
Arbeiter*innen in den rund 1.700 Zulieferfabriken. Nach Angaben von H&M hat
man die eigenen Ziele für 2018 bereits erreicht oder wird das im Laufe des
Jahres tun. Über die Hälfte aller H&M-Textilien stammen demnach aus
Fabriken, in denen Beschäftigte „demokratische Mitarbeiter-Vertretungen“
wählten. Und 40 Prozent der Produkte lieferten Firmen, die die „Methode für
fairen Lohn“ anwenden. Noch in diesem Jahr will H&M die 50-Prozent-Schwelle
überspringen.
Ob das positive Auswirkungen für die Beschäftigten hat, ist jedoch unklar.
Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero, Mitstreiter der
Kampagne für Saubere Kleidung, ist skeptisch: „H&M nennt keine
überprüfbaren Daten zur Höhe der Löhne.“ Tatsächlich fehlen diese im 100
Seiten langen Nachhaltigkeitsbericht. Welche Fabriken ihren Beschäftigten
welche Gehälter bieten, und wie sich diese zu den Lebenshaltungskosten im
jeweiligen Land verhalten, wird nicht erwähnt. Auch auf Nachfrage machen
Sprecher*innen des Konzerns dazu keine Angaben. Eine Begründung lautet, man
könne keine sensiblen Daten über Auftragnehmer herausgeben. „Dass angeblich
die Methode für faire Löhne angewendet wird, sagt überhaupt nichts
Belastbares aus“, bemängelt Pflaum.
Teil dieses Verfahrens sollen Lohnverhandlungen zwischen Zulieferern und
ihren Beschäftigten sein. H&M unterstützt etwa die Wahl von Betriebsräten.
Man kooperiert auch mit dem internationalen Gewerkschaftsbund IndustrieALL
und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Pflaum hält die
Strategie teilweise für „zynisch und verlogen“. Einerseits gebe H&M vor,
Arbeiter*innen etwa in Bangladesch in Verhandlungen über höhere Löhne zu
helfen, andererseits „verlagert der Konzern einen Teil der Fertigung in
noch billigere Länder wie Äthiopien mit einem Monatslohn von 33 Euro“.
Unter diesen Umständen bleibe den Beschäftigten in Bangladesch wenig
Verhandlungsspielraum.
12 Apr 2018
## LINKS
[1] http://about.hm.com/en/media/news/general-news-2018/hm-sustainability-repor…
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Textilbranche
Lohnerhöhung
nachhaltige Kleidung
Street Art
H&M
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