Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Entwicklung der Immobilienpreise: Berlin endlich Weltspitze
> Spekulanten freuen sich, Mieter eher weniger: In keiner anderen Stadt der
> Welt steigen die Preise für Immobilien so stark an wie in Berlin.
Bild: Topimmobilie, Toplage – aber (derzeit) unverkäuflich
Berlin taz | Berlin ist die Nummer eins und zwar weltweit – beim Anstieg
der erzielten Preise für Immobilien. Das ist das Ergebnis des jüngsten
[1][„Global Residential Cities Index“] des internationalen
Immobilienberaters und Maklerunternehmens Knight Frank. Das erste Mal
wurden deutsche Städte in das Ranking von 150 Metropolen aufgenommen und
gleich vier finden sich unter den Top Ten. Neben Berlin mit einem
Preisanstieg von 20,5 Prozent, belegen Hamburg (14,1 Prozent) und München
(13,8 Prozent) die Plätze 7 und 8 sowie Frankfurt am Main (13,4 Prozent)
den 10. Platz. Die aktuellen Zahlen bewegen sich in ähnlichen Dimensionen,
wie vergleichbare Erhebungen für vergangene Jahre.
Trotz des erheblichen Anstiegs der Kaufpreise möchte die Investitionsbank
Berlin-Brandenburg aber nicht von einer Immobilienblase für Berlin
sprechen. In einer Analyse aus dem Jahr 2017 wird diese Sichtweise mit der
absehbar steigenden Nachfrage begründet, die das Angebot an freiem Wohnraum
schon jetzt bei Weitem übersteigt – bei Miet- und bei Kaufimmobilien.
Trotzdem machen Warnungen anderer Experten die Runde, die einen
Preisverfall von bis zu 30 Prozent bei Immobilien in naher Zukunft für
möglich halten. Beim Vergleich der Immobilienpreise in verschiedenen
deutschen Städten oder gar mit dem internationalen Markt wird jedoch
deutlich, was Berlin noch immer außergewöhnlich attraktiv für Investoren
macht.
Während Objekte in Toplagen der City-West durchaus im international oberen
Preissegment gehandelt werden, bietet der ungewöhnlich fraktionierte
Immobilienmarkt der vormals geteilten Stadt noch immer erhebliches
Potenzial für weitere Preissteigerungen. Internationale Konsortien aus
teilweise dubiosen Firmenverflechtungen drängen mit hohen
Renditeerwartungen auf den Markt und treiben die Preise in bemerkenswerter
Geschwindigkeit weiter nach oben. Immobilienunternehmen wie Knight Frank
nutzen diesen selbst erzeugten Effekt auch als Marketingargument. Die
weiterhin sehr niedrigen Kreditzinsen tun ein Übriges, um den Handel
anzuheizen.
## Kommunales Vorkaufsrecht als Notbremse
Für Kaufinteressierte an selbst genutzten Wohnungen, vor allem aber
MieterInnen sind das keine guten Nachrichten. Beide finden sich in harter
individueller Konkurrenz auf einem enger werdenden Markt und haben eine
entsprechend schwache Verhandlungsposition gegenüber Verkäufern, Vermietern
und Maklern. Die als Korrektiv gedachte Mietpreisbremse ist derweil
weitestgehend wirkungslos. Der einzig gangbare Weg, um der Spekulation auf
künftig steigende Mieteinnahmen und Verkaufspreise vorzubeugen, scheint,
jenseits bundespolitischer Maßnahmen, derzeit die Kommunalisierung von
möglichst viel Wohn- und Kleingewerbeflächen zu sein.
In Berlin zum Beispiel versuchen Senat und Bezirke unter Anwendung von
Vorkaufsregelungen Einzelobjekte vom Markt zu nehmen. Einen mittelfristig
steuernden Einfluss auf die Gesamtentwicklung der Preise haben solche
Einzelmaßnahmen jedoch nicht, so sehr die direkt betroffenen MieterInnen
sie auch begrüßen mögen.
Dass für die (Re-)Kommunalisierung genug Geld in der Landeskasse vorhanden
ist, liegt ironischerweise nicht zuletzt am Immobilienboom in Berlin. So
verdoppelten sich die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer, die bei Erwerb
einer Immobilie vom Käufer entrichtet wird, in den letzten zehn Jahren auf
gut 1 Milliarde Euro. Wie viele Steuereinnahmen der Stadt entgehen, weil
große Immobilieninvestoren gern, statt Immobilien direkt zu erwerben,
Anteile an Gesellschaften kaufen, die Eigentümer sind (sogenannte
Share-Deals) und so die Grunderwerbssteuerpflicht umgehen, wird nicht
erhoben.
11 Apr 2018
## LINKS
[1] http://content.knightfrank.com/research/1026/documents/en/global-residentia…
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
## TAGS
Immobilienspekulation
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Mietpreisbremse
Immobilienmarkt
Immobilien
Mietenwahnsinn
Vorkaufsrecht
Miete
Immobilien Bremen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Revolutionäre Idee der Immobilienlobby: Kauft doch, wenn die Miete zu hoch ist
Ein Bündnis der Immobilienlobby fordert als Schutz vor Altersarmut mehr
Subventionen für Wohneigentum. Das funktioniert höchstens in der Provinz.
Kommentar Protest gegen Mietpolitik: Es brennt
Die Explosion der Mietpreise ist eine gigantische Umverteilung von unten
nach oben. Die Politik muss die Kontrolle in die Hände der Mieter legen.
Großdemonstration in Berlin: Tausende gegen Mietenwahnsinn
Mehr als erwartet: 15.000 Menschen folgen dem Aufruf eines Bündnisses,
gegen Mietwucher und Spekulation zu demonstrieren.
Vorkaufsrecht in Berlin: Da geht noch was
In Mitte will der Bezirk erstmals das Vorkaufsrecht nutzen, um Mieter zu
schützen. Doch der Käufer legt Widerspruch ein.
Gastkommentar zum Mietenwahnsinn: Gemeinsam gegen Spekulation
Gegen steigende Mieten brauchen wir ein Streikrecht für MieterInnen und
effiziente Vereine, die wie Gewerkschaften funktionieren.
Wohnraum-Programm des Bremer Senats: Teuer wohnen für alle
Der Senat bleibt mit seinem Wohnraum-Programm deutlich hinter den Zielen
zurück, aber dennoch optimistisch. Die Opposition vermisst sozialen
Wohnraum.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.