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# taz.de -- Strom aus Nuklearenergie: China hält die Atomkraft am Leben
> Neue Atomkraftwerke gibt fast nur noch China in Auftrag. Europa
> fokussiert stärker auf erneuerbare Energien, um Strom zu erzeugen.
Bild: Kampf der Giganten: Windräder konkurrieren als Energielieferanten mit de…
Die Atomstromerzeugung in der EU ist im Jahr 2017 auf den niedrigsten Stand
seit 1992 gefallen. Damit setzte sich auch im vergangenen Jahr ein Trend
fort, der seit nunmehr gut einem Jahrzehnt anhält: Seit dem historischen
Maximum im Jahr 2004 ist die Stromerzeugung mittels Kernspaltung in der EU
bereits um 18 Prozent zurückgegangen. Derzeit liegt sie bei 830 Milliarden
Kilowattstunden. Abzüglich des Eigenverbrauchs der Kraftwerke lag der
Beitrag der Atomkraft zum EU-Strommix bei rund 788 Milliarden
Kilowattstunden. Das geht aus Zahlen der Internationalen
Atomenergieorganisation IAEO hervor.
Der neuerliche Rückgang im Jahr 2017 hängt vor allem mit den Stillständen
alternder Reaktoren zusammen, speziell in Frankreich. Dort wurde so wenig
Atomstrom erzeugt wie zuletzt in den neunziger Jahren. Ähnlich ist der
Trend in der Schweiz, wo die Stromerzeugung aus der Kernspaltung im Jahr
2017 aufgrund von sicherheitsrelevanten Materialproblemen in Altreaktoren
erstmals seit 1984 wieder unter die Marke von 20 Milliarden Kilowattstunden
fiel. Der Uraltreaktor Beznau 1 hatte in den vergangenen beiden Jahren
wegen Sicherheitsrisiken keine einzige Kilowattstunde erzeugt. Trotzdem
ging der Reaktor Ende März wieder ans Netz.
Die europäische Bilanz für 2017 ist also mehr durch Stillstände aufgrund
von Sicherheitsbedenken als durch politische Entscheidungen geprägt. Zwar
gingen 2017 in Europa drei Reaktoren offiziell vom Netz, das schlug sich
jedoch in der Statistik kaum nieder. Der bayerische Reaktor Gundremmingen
ging Silvester vom Netz, sodass die Stilllegung sich erst in der Statistik
von 2018 bemerkbar machen wird. In Nordspanien wurde der Uraltreaktor Santa
María de Garoña offiziell stillgelegt, doch der produzierte seit 2013
ohnehin schon keinen Strom mehr. Allein die Abschaltung des schwedischen
Reaktors Oskarshamn 1 macht sich in der 2017er Statistik bemerkbar. Aktuell
sind in der EU 126 Reaktoren in Betrieb, zu Spitzenzeiten 1989 waren es
177.
Der Anteil der Nuklearenergie an der Stromerzeugung in der EU ist 2017 auf
25,6 Prozent gesunken, nach 26,1 Prozent im Vorjahr. Während die fossilen
Energien weitgehend konstant blieben, erreichten die erneuerbaren Energien
erstmals in der EU die Marke von exakt 30 Prozent – mehr als Stein- und
Braunkohle zusammen. Die Windkraft übertraf dabei mit 11,2 Prozent auch
europaweit die Wasserkraft mit 9,1 Prozent. Das ergaben Auswertungen der
Denkfabrik Agora Energiewende.
Weltweit sind 2017 nach Angaben der IAEO vier Atomkraftwerke neu ans Netz
gegangen, drei in China und eines in Pakistan. Abgeschaltet wurden fünf
Reaktoren. Ohne China wäre die Atomstromerzeugung global seit Jahren
rückläufig, so aber stieg sie zuletzt geringfügig. Mit rund 2.500
Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2017 wurde aber weiterhin deutlich
weniger Atomstrom ins Netz eingespeist als im Jahr des historischen
Maximums 2006 mit 2.661 Milliarden Kilowattstunden.
4 Apr 2018
## AUTOREN
Bernward Janzing
## TAGS
Erneuerbare Energien
Atomenergie
Atomstrom
Anti-Atom-Bewegung
Tihange
Atomkraftwerk
Schweiß
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