# taz.de -- Wie ein Leben ohne Facebook gelingt: Nix wie raus hier! | |
> Neu ist es nicht, aber wieder im Gespräch: Facebook verkauft die Daten | |
> seiner Nutzer*innen. Zwölf Tipps, wie der Ausstieg aus dem Netzwerk | |
> gelingt. | |
Bild: See a tree, be happy! | |
Jetzt aber. Das Maß ist voll, das Fass läuft über, die Zeit ist abgelaufen. | |
Es reicht – nicht nur mit den fiesen Floskeln. Der aktuelle Skandal um | |
[1][50 Millionen ausgespähte Facebook-Profile durch die Firma Cambridge | |
Analytica] ist einer zu viel. Kehren wir Facebook den Rücken. | |
[2][#DeleteFacebook] fordern viele schon seit Jahren. Aber das ist gar | |
nicht so leicht. Zumindest, wenn man wirklich wieder selbst über seine | |
Daten bestimmen will. Eine Anleitung: | |
1) Speichert, was ihr behalten wollt: eure Lieblingsfotos, Termine, | |
Geburtstage. | |
2) Bereitet eure Freund*innen vor. Kündigt mit etwas Vorlauf an, dass ihr | |
bald weg seid. Betont, dass ihr trotzdem noch gerne zu Geburtstagen, Partys | |
und Public Viewings eingeladen werdet. Vielleicht sogar zu | |
Podiumsdiskussionen. Verkündet (am besten nicht über Facebook), unter | |
welcher Telefonnummer oder E-Mail-Adresse ihr erreichbar seid. | |
3) Falls nötig: Richtet euch eine E-Mail-Adresse ein (nein, nicht bei | |
Gmail. Wohin sonst? Siehe Punkt 11) | |
4) Besorgt euch die Kontaktdaten eurer Bekannten. Nicht, dass ihr euch | |
irgendwann mit Freundin XY verabreden wollt – und feststellt, dass ihr in | |
der Vergangenheit ausschließlich über den Facebook-Messenger kommuniziert | |
habt. | |
5) Sichert eure Daten – und guckt euch an, was ihr in den vergangenen | |
Jahren alles über euch erzählt habt. Dazu klickt ihr in den allgemeinen | |
Einstellungen auf „Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter“. Jede | |
Freundschaftsanfrage, jeder Post, jedes Like, jede private Nachricht | |
flattert euch per Download-Link auf den Rechner. Lest und staunt. Und | |
vielleicht kann das nette Datenschutz-Kollektiv von nebenan aus einer | |
Datenspende lernen, wie Facebook so tickt? | |
6) Nein, jetzt wird immer noch nicht gelöscht. Klickt in euren | |
Einstellungen auf „Apps“. Dort seht ihr alle Apps und Seiten, in die ihr | |
euch mal über euren Facebook-Account eingeloggt habt. Ob Spotify, Tinder, | |
Airbnb, Instagram, Dropbox oder „Welche Person aus Harry Potter bist du“ – | |
alles das hat Zugriff auf eure Facebook-Daten. Zum Beispiel auf | |
Freundeslisten. Entfernt alle Apps. Wenn ihr konsequent sein wollt, | |
schreibt ihr alle Unternehmen an und fordert sie auf, eure Daten zu | |
löschen. | |
7) Jetzt geht es ans Account-Löschen – aber noch nicht an euer | |
Facebook-Konto. Anwendungen wie Instagram gehören Facebook – wer seinen | |
Account hier behält, füttert den Konzern also fleißig weiter mit Daten. Für | |
einige Seiten könnt ihr euch einfach einen anderen Login zulegen. Manche | |
Anwendungen lassen aber keinen anderen Weg als Facebook zu. Zum Beispiel | |
die Dating-App Tinder (ja, das schmerzt. Ist aber so). Zwar kann man sich | |
dort auch über seine Handynummer einloggen. Dann läuft alles über eine | |
Anwendung namens „Account Kit“. Und die gehört – Überraschung: Facebook. | |
Und [3][liefert wiederum Daten weiter], mit denen Facebook munter | |
personalisiert, Werbung zuschneidet und analysiert. Der einzige Weg für | |
entschiedene Facebook-Abstinenzler*innen bedeutet also auch: Macht Schluss | |
mit Tinder. | |
8) Atmet durch. Geht eine Runde spazieren. Guckt euch an, wie schön es da | |
draußen ist. Sonne, Bäume, Cafés mit Menschen, die sich unterhalten – auch | |
das Leben nach Facebook kann ein Leben sein. | |
9) Und noch ein Problem: WhatsApp gehört Facebook – und ihr liefert nicht | |
nur eure eigenen Daten. Auch nicht nur die eurer Freund*innen auf | |
Facebook. Ihr serviert alle auf eurem Handy gespeicherten Kontakte. Also | |
auch die von Leuten, die ganz bewusst nicht auf Facebook sind. Das | |
entspricht nicht gerade dem, was man unter „Datenhöflichkeit“ versteht. | |
Also: Weg damit. | |
10) Jetzt aber. Löscht euren Account. Die Funktion dafür ist gut versteckt. | |
In den Einstellungen findet ihr nur eine Funktion „Deaktivieren“. Damit | |
ruht euer Account, die Daten bleiben, ihr könnt jederzeit zurückkehren. Um | |
euren Account zu löschen, gebt am besten „Konto löschen“ in die | |
Hilfefunktion ein. Es erscheint ein langer Text mit viel Blabla. Unter | |
anderem steht da: „Wenn du dein Konto dauerhaft und ohne Möglichkeit der | |
Wiederherstellung löschen möchtest […] teile es uns mit.“ Auf die letzten | |
Worte dieses Satzes müsst ihr klicken. In dem darauf folgenden Fenster | |
könnt ihr euer Konto dann löschen. Oder ihr klickt [4][einfach hier]. | |
11) Ist jetzt alles gut? Nein. Facebook sammelt immer noch Daten, ebenso | |
wie zig andere Unternehmen. Google? Twitter? Amazon? Und dem Internet ganz | |
entsagen will wohl niemand. Deswegen: Fordert einen umfassenden Datenschutz | |
im Netz. Unterstützt Projekte, die sparsam mit euren Daten umgehen; | |
Diaspora statt Facebook, Telegram oder noch besser Signal statt WhatsApp, | |
Posteo statt Gmail, Nextcloud statt Dropbox. | |
12) Und zu guter Letzt: Die Welt geht nicht unter, wenn ihr Facebook weiter | |
nutzt. Aber ihr bezahlt mit euren Daten. Zurück zu Schritt 5: Schaut euch | |
an, wie viel Facebook über euch und eure Freund*innen weiß. Und macht es | |
dem Konzern nicht mehr so leicht. | |
21 Mar 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Facebooks-Datenmissbrauch/!5492798 | |
[2] https://twitter.com/search?q=%23DeleteFacebook&src=tyah | |
[3] https://www.accountkit.com/faq/?locale=en_US#7 | |
[4] https://www.facebook.com/help/delete_account | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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