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# taz.de -- Nachwahlen in Pennsylvania: Knappe Mehrheit für Demokraten
> Trumps Besuche im „Steel-Country“ haben dem Republikaner Rick Saccone
> offenbar nichts gebracht. Sein Gegner Conor Lamb hat die Nase vorn.
Bild: Feiert sich bereits als Sieger: der demokratische Kandidat Conor Lamb
New York taz | „Wow“, jubilierte der Chef der Demokratische Partei, Tom
Perez, am Mittwochvormittag: „Conor Lamb hat die Nachwahlen in Bezirk 18 in
Pennsylvania gewonnen“. Vor Ort in Pittsburgh hatten seine
ParteifreundInnen bereits in der Vornacht gefeiert, obwohl das hauchdünne
Wahlergebnis mit nur 641 Stimmen Vorsprung noch nicht offiziell bestätigt
war.
Auf der anderen Seiten schwiegen das Weiße Haus und die Republikanische
Partei hartnäckig zu dem Wahlausgang. Ihr Kandidat in Pennsylvania, Rick
Saccone, der sich selbst als „Trump bevor es Trump gab“ bezeichnet,
erklärte in der Wahlnacht: „Es ist noch nicht vorbei. Ich kämpfe weiter.“
Bei seinem Abgang von der Bühne lief das Stück „Not afraid“ von Eminem. D…
Musiker ist ein erklärter Trump-Gegner.
In den letzten Tagen vor dem Urnengang hatte die Republikanische Partei
zusätzliche zehn Millionen Dollar in den Wahlkampf in der Provinz gepumpt
und zahlreiche Prominente – darunter drei Mitglieder der Familie Trump –
entsandt. Präsident Donald Trump flog am Samstagabend in Pittsburgh ein.
In einer mehr als einstündigen Kampfrede in dem „Steel-Country“, in dem die
meisten Stahlwerke vor vier Jahrzehnten zugemacht haben, erklärte Trump:
„Der Stahl kommt zurück“. Am Montag begleitete Trump-Sohn Donald Jr. den
Kandidaten Rick Saccone bei seinen letzten Auftritten vor dem Urnengang.
## Saccone steht im Kontext Pennsylvanias weit rechts
Trumps Strafzölle für Stahl und die Besuche seiner Familie, sowie die Hilfe
von Republikanischer Partei und großen unternehmerischen Geldgebern haben
Rick Saccone nicht genutzt. Der 60-jährige Provinzpolitiker steht selbst im
Kontext seines ultra-konservativen Bundesstaates weit rechts. Unter anderem
hat er sich als früherer Abgeordneter in Pennsylvania dafür eingesetzt, die
Gewerkschaften finanziell auszuhungern. Saccone ist auch ein Verteidiger
von Foltermethoden im „Krieg gegen den Terror“.
Der 33-jährige Lamb, ein Staatsanwalt und „moderater Demokrat“, versuchte
Saccone auf seinem eigenen ideologischen Terrain zu schlagen. Während
Saccone sich als ehemaliger Soldat der Air Force bewarb, empfahl Lamb sich
als früheres Mitglied der Marines. Während Saccone das Recht auf
Schusswaffenbesitz und seine gute Benotung durch die Schusswaffenlobby NRA
in die Kampagne brachte, ließ Lamb sich beim Schießen mit einem
Maschinengewehr für ein Wahlkampfvideo filmen. Und während Saccone das
„Recht auf Leben“ von Föten verteidigte, erklärte Lamb, er sei zwar
politisch für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, aber „persönlich“
dagegen. Auch mit den jüngsten Steuersenkungen konnte Saccone nicht gegen
den Demokraten punkten, denn Lamb hält die Steuerreform für richtig.
In dem Wahlkreis, wo die Slogans gegen das „Washingtoner Establishment“
besonders gut angekommen sind und wo Trump bei den Präsidentschaftswahlen
beinahe 20 Prozent Vorsprung vor Hillary Clinton hatte, ging Lamb auch auf
Distanz zu seiner eigenen Parteiführung. „Ich stehe nicht hinter Nancy
Pelosi“ sagte er. Pelosi ist die langjährige Fraktionschefin der Partei im
Repräsentantenhaus und eine Haßfigur der RepublikanerInnen.
Die Nachwahlen in Bezirk 18 waren nötig geworden, nachdem der bisherige
Abgeordnete, der Republikaner Tim Murphy, als Heuchler in die Schlagzeilen
gekommen war. Öffentlich war er ein rabiater Abtreibungsgegner und
Politiker für „Familienwerte“. Doch privat hatte er versucht, eine Frau,
mit der er eine außereheliche Beziehung hatte, zu einer Abtreibung zu
drängen.
## Buhlen um die weiße Mittelschicht
Mit seinem Werben um die weißen MittelschichtwählerInnen und gegen die
selbsterklärte Trump-Kopie Rick Saccone war der Demokrat Lamb erfolgreich.
Denn noch vor kurzem hätte es niemand für möglich gehalten, dass es ein
Demokrat in einer Trump-Hochburg auch nur in die Nähe des Republikaners
schaffen könnte. Besonders gut schnitt Lamb in den Vorstädten von
Pittsburgh ab. In den ländlicheren Gebieten hingegen war der Republikaner
stärker.
Falls Lambs' Wahlsieg offiziell bestätigt wird, bleibt er dennoch nur bis
Jahresende im Amt. Denn bei den Halbzeitwahlen wird auch in Pennsylvania
neu gewählt.
14 Mar 2018
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
Pennsylvania
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