# taz.de -- Reaktionen auf Wagenknecht-Interview: Sozialisten-Helme mit Dellen | |
> Im Gespräch mit der taz hat Sahra Wagenknecht Rot-Rot-Grün für tot | |
> erklärt. Doch das sehen Politiker der betroffenen Parteien anders. | |
Bild: Sahra Wagenknecht sorgt mal wieder für Kontroversen | |
BERLIN taz | „Rot-Rot-Grün ist tot!“ Zumindest kommt Sahra Wagenknecht im | |
[1][Interview mit der taz] zu diesem Schluss. Die Aussagen der | |
Linken-Politikerin haben zum Teil Zustimmung, jedoch vor allem großes | |
Unverständnis bei Vertretern von SPD und Grünen, aber auch unter | |
Parteifreunden ausgelöst. | |
Die pointierteste Replik kam [2][über Twitter] – vom Staatskanzlei-Chef in | |
Thüringen, Benjamin Hoff: „Der Helm des demokratischen Sozialisten hat | |
viele Dellen – die wenigsten kommen vom politischen Gegner“, schrieb der | |
Linksparteiler. | |
Zustimmung erhielt Wagenknecht hingegen von Dietmar Bartsch, mit dem | |
gemeinsam sie die Bundestagsfraktion der Linkspartei anführt: „Rot-Rot-Grün | |
auf Bundesebene ist de facto tot“, sagte Bartsch dem RedaktionsNetzwerk | |
Deutschland am Dienstag. Auch seien die Schnittmengen mit den beiden | |
potenziellen Koalitionspartnern zu gering. „Das ist bitter und bedeutet: | |
Wir müssen uns konsequent auf uns selbst besinnen.“ | |
Marco Bülow, SPD-Bundestagsabgeordneter und Initiator der „Progressiven | |
Sozialen Plattform“, teilt Wagenknechts Enttäuschung über fehlende Optionen | |
für Rot-Rot-Grün. Gegenüber der taz plädierte er allerdings dafür, „die | |
Perspektive nicht aufzugeben, sondern selbst auf den Wandel hinzuarbeiten“ | |
– auch außerhalb der Parteien. | |
Im Interview mit der taz hatte Wagenknecht unter anderem argumentiert, eine | |
rot-rot-grüne Koalition sei nicht mehr möglich, da die Grünen zu bürgerlich | |
geworden wären und mit der Union regieren wollten. Die SPD hingegen befinde | |
sich auf dem absteigenden Ast: Die Partei schaffe es nicht, mit der | |
Agenda-Politik Gerhard Schröders zu brechen und die Wähler liefen ihr | |
davon, diagnostizierte Wagenknecht. Daher sei es Zeit für eine linke | |
Sammlungsbewegung jenseits der Parteigrenzen, um Druck aufzubauen für eine | |
neue Sozialpolitik. | |
## Arbeiten, statt für tot erklären | |
Rot-Rot-Grün ist allerdings schon längst Realität – zumindest auf | |
Länderebene. Berlin und Thüringen werden von einer Koalition aus | |
Sozialdemokraten, Grünen und Linken regiert. Der grüne | |
Bundesgeschäftsführer Michael Kellner verweist deshalb auf die gute Arbeit | |
von Rot-Rot-Grün in Erfurt. Und er gibt [3][auf Twitter] zu bedenken: „Die | |
Alternative zu r2g in Erfurt sind CDU und AfD. Da fällt mir die Wahl | |
leicht.“ | |
Seine Parteikollegin Annalena Baerbock widerspricht Wagenknechts Prognose | |
ebenfalls. Auf Twitter [4][schreibt die Bundesvorsitzende der Grünen], für | |
sie machen die Koalitionen in Berlin und Thüringen „eigentlich einen ganz | |
lebendigen Eindruck.“ Anja Siegesmund, grüne Umweltministerin in Thüringen, | |
fühlt sich ebenfalls „sehr lebendig“ und stellt zudem fest: „Mit Sahra | |
Wagenknecht war ich gefühlt auch noch nie einer Meinung.“ | |
Der Berliner Fraktionsvorsitzende der Linkspartei Udo Wolf [5][macht auf | |
Twitter klar]: „Wer andere Mehrheiten will, muss daran arbeiten und sie | |
nicht für tot erklären.“ Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hält … | |
Wagenknechts Prognosen ebenfalls wenig. Für den Linksparteiler Ramelow ist | |
Rot-Rot-Grün lebendig „und beweist in Thüringen und Berlin, dass es sich | |
lohnt, für das Modell zu werben.“ | |
8 Mar 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Sahra-Wagenknecht-ueber-linke-Politik/!5489946 | |
[2] https://twitter.com/BenjaminHoff/status/971141477526069250 | |
[3] https://twitter.com/MiKellner/status/971123677851942912 | |
[4] https://twitter.com/ABaerbock/status/971364139871371264 | |
[5] https://twitter.com/UdoWolfMdA/status/971297927464439809 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Kränzle | |
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